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Wir sind Kirche zu den Ergebnissen der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Archivmeldung vom 29.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit ziemlicher Enttäuschung nimmt die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Ergebnisse der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zur Neuordnung der Pastoral in den Diözesen sowie zum künftigen Vorgehen bei sexuellem Missbrauch in der Kirche zur Kenntnis.

Pastorale Neuordnungen der Bischöfe täuschen über Kollaps der Gemeindestrukturen hinweg
Die vorgestellte Arbeitshilfe zur Neuorientierung der Pastoral in den (Erz-)Diözesen ist aus Sicht der KirchenVolksBewegung ein eher perspektiv- und visionsloses Dokument des Stillstands und der Hilflosigkeit. Mit technokratischen Begriffen täuschen die Bischöfe sich und die Gläubigen über den sich bereits vielerorts vollziehenden Kollaps der Seelsorge und Gemeindestrukturen hinweg. Viel zu spät haben die Bischöfe die seit Jahren, ja Jahrzehnten absehbaren Probleme aufgegriffen. Jetzt werden damit Personalabbau, Pfarreischließungen, Kirchenabrisse und andere einschneidende Reformen „von oben“ verteidigt.

Die geplanten pastoralen Neuordnungen der Bischöfe tragen den Bedürfnissen der Gläubigen in keiner Weise Rechnung und vernachlässigen in sträflicher Weise die Gemeindebildung (Koinonia). Die Priester sind mit den zunehmenden Leitungsaufgaben überfordert. Die Ehrenamtlichen, denen keine wirkliche Verantwortung und Kompetenz übertragen wird, sind immer weniger bereit, als Lückenbüßer tätig zu werden. 

Statt struktureller Scheinlösungen, die an der Kirchenbasis sehr umstritten sind, fordert Wir sind Kirche die Bischöfe auf, die Eigenverantwortung der Gemeinden nach dem Subsidiaritätsprinzip zu stärken. Alle Strukturmodelle, die auf den Priester als Gemeindeleiter fixiert sind, zerstören die christlichen Gemeinden in ihrem theologischen Kern. Damit die gemeinsame Mahlfeier Mittelpunkt gemeindlichen Lebens bleibt, müssen neue liturgische Formen entwickelt werden, die nicht auf das Amt fixiert sind, so wie dies z.B. das aktuelle Diskussionspapier „Kirche und Amt“ der niederländischen Dominikaner vorschlägt.
 
Anerkennenswertes Bemühen um die Ökumene, doch Vertröstung auf 2017 reicht nicht aus

Das intensive und theologisch fundierte Bemühen von Kardinal Lehmann um die Ökumene ist anerkennenswert. Als gutes Zeichen begrüßt Wir sind Kirche die Bekräftigung des „Subsistit“ (= ist verwirklicht in) in der Beschreibung über das Wesen der Kirche Jesu Christi. Dadurch macht er deutlich, dass die römisch katholische Kirche keinen Exklusivanspruch darauf erhebt, Kirche zu sein. Dies kann nicht deutlich genug gesagt werden, um den ökumenischen Prozess, zu dem Kardinal Lehmann sich bekannt hat, nicht zu gefährden. 

Doch das Kirchenvolk und auch die nichtkirchliche Öffentlichkeit erwarten mehr als theoretische Klärungsversuche des unterschiedlichen Kirchenverständnisses, wie sie bereits seit Jahrzehnten in ökumenischen Dialogen geführt werden. Die Vertröstung auf das Symboldatum 2017, dem 500-jährigen Reformationsjubiläum, reicht nicht mehr aus. Nach den weitreichenden Irritationen, die das Schreiben der Glaubenskongregation „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ vom 10. Juli 2007 ausgelöst hat, sollten auch alle anderen katholischen Bischöfe ein klares Bekenntnis zur Ökumene und zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München ablegen.
 
Bischöfe sollten sich zur Liturgiereform des Konzils bekennen

Die KirchenVolksBewegung ist skeptisch, ob es der Deutschen Bischofskonferenz mit ihren thesenhaften Leitlinien zum Motu Proprio „Summorum Pontificum“ gelingen wird, dass mit Zulassung des vorkonziliaren Ritus (Missale Romanum von 1962 bzw. Tridentinischer Ritus) bestehende Spannungen nicht verstärkt oder gar neue Spaltungen hervorgerufen werden. Es ist gut, dass die deutschen Bischöfe derzeit keinen Gebrauch von ihrem Recht machen, traditionalistische Personalpfarreien einzurichten. Wir sind Kirche hätte es aber begrüßt, wenn die deutschen Bischofe, so wie es auch die weltweite Eucharistie-Synode im Oktober 2005 in Rom getan hat, sich eindeutiger zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils bekennen und die Gemeinden ermutigen würden, ihre konzilsgemäße Gottesdienstpraxis weiter zu entwickeln. 

Weiterhin unverantwortlicher sträflicher Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche
Wir sind Kirche stellt fest, dass der unverantwortliche Umgang des Bistums Regensburg mit einem Wiederholungsfall sexuellen Missbrauchs die gesamte Bischofskonferenz überschattet hat. Unverständlich ist deshalb umso mehr, warum die Deutsche Bischofskonferenz kein deutliches Signal gegeben hat, in Zukunft die „Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker und Kirchenangestellte“ mit absoluter Verbindlichkeit zu versehen. Eine Selbstverpflichtung aller deutschen Diözesen auf die Einhaltung dieser Richtlinien wäre die richtige Antwort auf die aktuellen Ereignisse im Bistum Regensburg gewesen, statt nur wieder vages Vertrauen zu beteuern. Aber auch der Vatikan trägt entscheidende Verantwortung, nachdem seit dem „Motu propio Sacramentorum sanctitas tutela“ vom April 2001 die Glaubenskongregation die kirchenrechtliche Zuständigkeit für Vergehen des sexuellen Missbrauchs an sich gezogen hat. 

Wir sind Kirche fordert erneut, die vor fünf Jahren beschlossenen „Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker und Kirchenangestellte“ konsequenter anwenden, grundlegend überprüfen und ggf. überarbeiten. Außerdem erneuert die KirchenVolksBewegung die Forderung nach unabhängigen Beratungsstellen und hält, solange dies nicht erfolgt, das von ihr im Jahr 2002 eingerichtete Zypresse-Notruf-Telefon weiterhin bereit (bundesweite Rufnummer 0180-3000862 zu 9 ct pro Minute oder Email an [email protected]).

Mit einer Mahnwache „Wir prangern an!“ hatte die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gemeinsam mit der Initiative Maria von Magdala bei der Eröffnung der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 24. September 2007 in Fulda auf die zahlreichen aktuellen kirchlichen Konflikten hingewiesen.

Quelle: Pressemitteilung Wir sind Kirche

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