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Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert die Lage in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie

Archivmeldung vom 24.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bitte anschnallen! von Joerg Helge Wagner Stolze Worte: "Wir sind keine Branche, die gerettet werden muss", tönt Airbus-Chef Thomas Enders als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie.

Die Zahlen für 2008 scheinen ihm Recht zu geben. Doch nicht nur der Blick in eine trüb-turbulente Zukunft entlarvt den starken Spruch als Halbwahrheit: Die ganze Branche hängt ja längst so stark am staatlichen Tropf wie kaum eine andere. Fast ein Drittel des Gesamtumsatzes wird in den Sparten Militär und Raumfahrt erzielt. Gewaltige Kostenüberschreitungen, Leistungskorrekturen nach unten oder Verzögerungen bei der Auslieferung werden dort mit größter Nachsicht behandelt. Vater Staat tut so, als sei er auf Airbus, Eurocopter & Co. angewiesen und nicht umgekehrt: Das Beschaffungswesen wird zur Standortpolitik genutzt - herkömmliche Ausschreibungskriterien und Sanktionsmechanismen greifen hier nicht. Aus Staatsraison und Prestigedenken wird so getan, als gäbe es keinerlei internationale Konkurrenz. Das kann man am Militärtransporter A400M ebenso zeigen wie beim Kampfhubschrauber Tiger oder dem Transport-Helikopter NH 90. Natürlich auf Kosten der Steuerzahler, denn die bewährte Massenware aus US-Produktion wäre preiswerter als Europas Bemühungen, Flügel und Rotor noch einmal neu zu erfinden. Es geht auch auf Kosten der Truppe, die seit Jahren in Krisengebieten Oldtimer fliegen muss, weil vier Firmen aus vier Ländern immer noch an der Software für die Propeller-Motoren der A400M feilen. Die Politiker wissen das, aber sie reden sich damit heraus, dass all der Ärger ja immerhin die sicherheitspolitische "Unabhängigkeit" garantiere. Derweil deckt Airbus seinen Bedarf an Titan-Teilen künftig zu 60 Prozent über den russischen Konzern VSMPO Avisma. An dem wiederum hält der Kreml über einen Eigenkonzern 66 Prozent - soviel zum Thema "europäische Unabhängigkeit". Bevor jetzt der Vorwurf kommt, ein vaterlandsloser Nestbeschmutzer zu sein: Die Erfolge in der zivilen Luft- und Raumfahrt von Airbus und EADS sind unbestritten, die Ingenieure und Manager sind zu Recht stolz darauf. Doch viele Airlines schieben oder stornieren ihre Aufträge; die erfolgreicheren wie Ryanair werden gnadenlos feilschen. Denn auch der große Konkurrent Boeing hat im ersten Quartal nur noch halb so viel Gewinn gemacht wie im Vorjahr. In Seattle korrigiert man bereits seine Erwartungen nach unten - nicht zuletzt, weil der neue US-Präsident einige Rüstungsprojekte drastisch kürzen will. Und in Europa ruft Tom Enders nach einer milliardenschweren Kreditkasse exklusiv für seine Branche. Für die Notlandung muss Vater Staat also schon Rollbahn stellen, damit es keine Bruchlandung wird.

Quelle: Weser-Kurier

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