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Berliner Morgenpost: Das Ende einer politischen Illusion

Archivmeldung vom 04.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es war eine gute Entscheidung des österreichischen Richters Thomas Priebsch, wenigstens dieses, das juristische Kapitel des Falles Dieter Althaus zügig zu beenden. Der thüringische Ministerpräsident hat sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht.

Es gab für das Gericht offenbar keinen Zweifel an dieser Tatsache, an dieser Lesart des tragischen Skiunfalls, der Dieter Althaus Zeit seines Lebens belasten wird, viel mehr als jede Geldstrafe, auch als der Verlust eines politischen Amtes. Es ist aller Ehren wert, dass die Thüringer CDU sich mit ihrem Urteil deutlich schwerer getan hat in den vergangenen Wochen. Dass sie sich gewunden hat, dass sie jede Hoffnung gerne genährt hat, dass sie sich nicht wollte treiben lassen zu voreiligem Handeln, zu Respektlosigkeit. Die Hochachtung vor der Leistung, vor der Person des Ministerpräsidenten hat diese nach außen zuweilen hilflos, zuweilen peinlich betreten wirkende Zögerlichkeit nahe gelegt, vielleicht auch erzwungen. Jetzt aber, soweit man eine so menschliche Tragödie aus der Distanz auch nur annähernd beurteilen kann, ist der Zeitpunkt gekommen, diese Zurückhaltung abzulegen. Man tut Dieter Althaus ja keinen Gefallen, ihn weiterhin als potenziellen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Sommer zu behandeln. Ein wegen fahrlässiger Tötung verurteilter, gesundheitlich angeschlagener Ministerpräsident, dessen Wiederwahl am Ende noch denunzierbar wäre als Mitleidswahl - eine Vorstellung, die nicht passt zu einem Mann, zu einem überaus selbstbewussten Vollblutpolitiker, der ja nicht nur politisch ein Kraftpaket war. Dieter Althaus war bis gestern, also zwei Monate nach dem Skiunfall, nicht dazu in der Lage, auszusagen in eigener Sache. Er erinnert sich nicht mehr an den Neujahrstag 2009. Und er wird auch in gut einer Woche bei der Landesdelegiertenkonferenz seiner Partei nicht sprechen können, selbst eine als einigermaßen kraftvolles Lebenszeichen geplante Videoaufzeichnung wurde wieder verworfen. Althaus wird nach wie vor abgeschirmt von der Außenwelt. Seine Ärzte, die ja öffentlich gar nicht anders können, sprechen von möglicher Genesung. Sein Bruder weist deutlich darauf hin, dass es lange dauern werde bis der Ministerpräsident wieder der sein werde, der er einmal war. Eine Einschätzung, die realitätsnäher klingt als viele andere, vielleicht auch nur: menschlicher, und nicht von politischer Taktik geprägt. Bei aller gebotenen Zurückhaltung also: Es fällt sehr, sehr schwer, sich Dieter Althaus - sagen wir im Juli - vorzustellen auf einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei, kämpferisch, rhetorisch und mental voll auf der Höhe der Zeit. Um dann, nach der Wahl und als wäre nichts gewesen, sein Land durch nicht eben leichte Zeiten zu führen. Nein, die Union tut Dieter Althaus keinen Gefallen, diese Illusion zu nähren. Sie sollte jetzt die bittere Entscheidung treffen, die ihr Ministerpräsident, wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte, vermutlich selbst treffen würde.

Quelle: Berliner Morgenpost

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