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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum G20-Treffen in London

Archivmeldung vom 03.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Machen wir uns nichts vor. Auch die Mächtigsten dieser Welt können die globale Talfahrt nicht umkehren. Weder nie gekannte Billionen-Summen noch ein knallhartes Schlussdokument oder harmonische Familienfotos können darüber hinweg täuschen, dass sie die Weltwirtschaftskrise 2009 allenfalls lindern.

Und dennoch: Das Treffen der G20 in London ist ein Erfolg, weil einheitliches Vorgehen erkennbar wird. Das ist schon sehr viel im Polit-Business, wo das Ich vor dem Wir rangiert. Höflich wurde von den 20 Nationen auch versichert, die eigene Währung nicht auf Kosten der anderen zu stützen. Schließlich erhalten Schwellenländer wieder Kapital. Mit der deutlich verbesserten finanziellen Ausstattung des Internationalen Währungsfonds folgt die Londoner Konferenz dem Ruf von Bundespräsident Horst Köhler nach einem neuen Bretton Woods, mithin einem Neuanfang bei den Weltrfinanzen. Begrüßenswert ist auch der kollektive Erkenntnisgewinn, wonach Schluss sein soll mit unregulierten Hedge-Fonds, und fehlleitenden Bonusprogrammen. Seit der ersten Weltwirtschaftskrise vor achtzig Jahren hören Wirtschaftsstudenten im Grundkurs: Dynamische Märkte sind in der Lage, ihre eigene Grundlage zu zerstören. Ohne Regeln geht es nicht, nicht einmal bei den so gescholtenen Ordoliberalen. Kartellamt, Monopolverbote, Bilanzpflichten und handfeste Risiko-Absicherung müssen sein. Jeder weiß das, nur die Weltmärkte kennen das nicht. Deshalb muss Ordnung sein. Bemerkenswert ist, wie raffiniert Angela Merkel im Zusammenspiel mit Nicolas Sarkozy die europäische Karte spielen konnte. Auf höchsten Gipfeln erfahren, hat die Deutsche in einer Seilschaft mit dem Franzosen die Spur gelegt und neue Finanzmarktregeln festgezurrt. Ginge es nach Peking oder Washington, würde schon bald wieder Wildwest in Börsensälen möglich. Nicht mit den Europäern. Zahllose EU-Gipfel haben sie die raffinierten Händel mit Druck und Einlenken gelehrt. Kein Wunder, dass sie soviel Einfluss nehmen konnten Niemand weiß jedoch, ob die Krise letztlich gemeistert werden kann und ob das gestern gestartete Billionen-Bingo überhaupt Gewähr auf Gewinn gibt. Viel deutet im übrigen daraufhin, dass Europa länger ächzen wird als andere. Schon jetzt ist klar, dass China seinen Aufstieg auch in schweren Zeiten fortsetzt. Mehr als die Petrodollar werden derzeit reichlich Sino-Milliarden angelegt. Von Australiens Kupferminen, über kalifornische Computerfirmen bis zu Afrikas Diamentenfeldern - alles ist günstig zu haben für China, das immer noch Bares auf der hohen Kante hat. Auch die USA könnten laut Financial Times eher als andere die Kurve kriegen. Dennoch werden sie wohl nie wieder einziger, alles bestimmender Akteur auf der Weltwirtschaftsbühne werden. So gesehen besetzen Barack und Michelle Obama in diesen Tagen eine Rolle, die nur noch vom Glanz vergangener Zeiten lebt.

Quelle: Westfalen-Blatt

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