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Börsen-Zeitung: Das Oppenheim-Mysterium

Archivmeldung vom 12.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Kapitalnöte, die das Bankhaus Sal. Oppenheim nach 220 Jahren zur Aufgabe seiner Unabhängigkeit zwingen, sind einigermaßen mysteriös. Im April wiesen die Luxemburger eine angeblich "fast ausschließlich Kernkapital" darstellende Eigenkapitalquote von 12% aus.

Das ist so schlecht nicht in diesen Zeiten. Der potenzielle Oppenheim-Käufer Deutsche Bank kommt aktuell auf eine Kernkapitalquote von 11%. Ein Vergleich von Äpfeln und Birnen? Dann schauen wir uns ein paar artverwandte Privatbankiers an: Das Bankhaus Metzler ist mit gut 15% Kernkapital sogar unter seinesgleichen gewiss eine Ausnahmeerscheinung. Aber Berenberg, ebenfalls eine ganz feine, auch im Krisenjahr 2008 sehr erfolgreiche Adresse, kommt mit 12% bestens über die Runden. Das durch den Wertverfall der Aareal-Beteiligung gebeutelte Bankhaus Lampe lag mit seiner Kapitalausstattung 2008 unter der Oppenheim-Quote und ist doch allem Anschein nach Lichtjahre davon entfernt, in existenziellen Schwierigkeiten zu stecken. Gleiches gilt für die prima geführte Warburg Bank mit ihrer Gesamtkennziffer nicht weit über 10%.

Was machen all diese Häuser richtig, das Sal. Oppenheim falsch macht? Die von der Deutschen Bank finanzierte Eigenmittelzufuhr von 300 Mill. Euro konnte offenbar nicht bis zum Abschluss der Gespräche über eine Partnerschaft warten. Es fällt auf, dass Oppenheim nach dieser Stärkung ein Eigenkapital von 2,1 Mrd. Euro ausweist. Gut 2 Mrd. Euro sollen es aber schon im April gewesen sein. Mithin müssten seither um die 200 Mill. Euro verbrannt worden sein. Womit? Die kritischen Industriebeteiligungen (Arcandor, IVG) sind längst in eine Familienholding ausgegliedert, gerade damit sie die Bankbilanz nicht mehr belasten. Überhaupt, so tat die Führung des Geldhauses vor kaum mehr als 100 Tagen kund, seien mit dem ersten Verlust in der Nachkriegszeit (wobei das Minus 2008 mit 117 Mill. Euro für sich genommen ja auch alles andere als eine erschreckende Dimension hatte) sämtliche Belastungen verarbeitet. Und, so wörtlich, "der Deckel ist drauf auf den Risiken".

Wenn das die ganze Wahrheit gewesen sein soll, muss seither - bei sich erholenden Kapitalmärkten! - irgendetwas extrem schiefgelaufen sein. Leichen im Keller gefunden, die man damals übersehen hatte oder übersehen wollte? Die Deutsche Bank wird bei der Due Diligence im Oppenheim-Keller sehr genau hinschauen, um dem Mysterium auf die Spur zu kommen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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