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WAZ: Kompromiss zur Spätabtreibung

Archivmeldung vom 23.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie sind kaum größer als eine Männerhand. Sie wiegen 800, manchmal nur 500 Gramm. Sie hängen an Schläuchen, Beatmungsgeräten. Ein Heer von Ärzten und Pflegern sorgt sich um das Überleben der Winzlinge, die viel zu früh, nach 28, 25 oder gar 23 Wochen im Mutterleib geboren werden. Eltern harren Monate an Brutkästen aus. Wenn die Kinder überleben, dann oft genug schwer behindert.

Kinder, die im Mutterleib getötet werden, sind womöglich älter als die extremen Frühchen, die die Intensivmedizin auf Trab halten und im Schnitt den Krankenkassen 100 000 Euro wert sind. Der entscheidende Unterschied: Die Mutter wusste vor der Geburt, dass das Kind krank sein würde. Wenn sie die medizinische Indikation bekommt, wenn klar ist, dass das Kind nach der Geburt stirbt oder dass es mit Behinderungen auf die Welt kommt, darf sie ihr Kind töten lassen. Sie darf Ärzten erlauben, ihrem Fötus eine Kaliumspritze ins längst schlagende Herz zu jagen, damit das Kind die Abtreibung auf keinen Fall überlebt. Denn dann wäre es ein Fall für die Frühchenabteilung. Auch das ist schon passiert.

Ob es nicht würdevoller wäre (auch für die Mutter, sofern ihr Leben nicht in Gefahr ist), den natürlichen Tod des Kindes nach der Geburt zuzulassen; ob nicht doch die Behinderung ertragen, gemeistert werden kann; wie schwer der Eingriff bei einer späten Abtreibung ist, wie traumatisch er eine Frau verfolgen kann: Es gibt eine Menge Fragen, wenn werdende Eltern nach der Pränataldiagnostik mit der Krankheit des werdenden Kindes konfrontiert werden. Um sie zu beantworten, braucht es natürlich Zeit und eine umfassende Beratung. Das ist wahrlich das Mindeste.

Automatismen sind bei Spätabtreibungen völlig fehl am Platz. Es geht um Verantwortung, es geht um Ethik und Menschenwürde bei der Frage, wie die Tötung eines bereits so ausgewachsenen Fötus' zu bewerten ist. Mit einem generellen Angriff auf den § 218 - so lautet der Vorwurf von Alice Schwarzer - hat der geplante Zwang zum Innehalten und der Ausbau der Beratung jedenfalls nichts zu tun.

Der parteiübergreifende Kompromiss zur Spätabtreibung soll diese Verantwortung stärken und den Automatismus unterbrechen, dass nach der Diagnose die Abtreibung folgt. Nicht mehr, nicht weniger. Spätabtreibungen wird es weiterhin geben, weil Eltern Unterstützung, Durchhaltevermögen und Mut fehlen, um in dieser Gesellschaft ein behindertes Kind groß zu ziehen. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Birgitta Stauber-Klein)

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