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Westdeutsche Zeitung: Die Politik muss den Zerfall der Mittelschicht stoppen

Archivmeldung vom 16.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Schade, dass die Gewerkschaften die Sozialstudie des DIW auf die Sparpläne der Bundesregierung verkürzen. Richtig ist zwar, dass Schwarz-Gelb mit diesem Programm, sollte es realisiert werden, die sozialen Gräben vertiefen würde. Doch die Ursachen der Misere liegen nicht in der Gegenwart einer hilflos agierenden Bundesregierung.

Zielführender wäre eine vielschichtigere Schadensanalyse: Wie kommt es, dass die ehemalige Mittelschichtsgesellschaft Deutschland im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu zerfallen droht?

Woran liegt es, dass immer mehr Menschen aus der Mitte in die Unterschicht abrutschen, weil ihre Lebensläufe brüchig werden? Woran liegt es, dass die Angst vor dem Abstieg in diesem Land so übermächtig wird?

Da sind zunächst einmal die Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt: das Verschwinden traditioneller Industrien mit ihren berechenbaren Jobs, die digitale Revolution und der Langzeit-Trend der Unternehmen, immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern zu verteilen.

Aber nicht nur feste Jobs sichern die Existenz von Menschen - auch Familienstrukturen tun dies. Wenn in deutschen Großstädten fast jede zweite Ehe scheitert, verliert auch diese Säule der Stabilität ihre Zuverlässigkeit.

Der Zerfall der Mittelschichtsgesellschaft wurde vor allem durch einen veränderten politischen Zeitgeist beschleunigt. Dieser rechtfertigte in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends jeden neuen Eingriff in die Arbeitnehmerrechte mit dem Totschlagsargument der Globalisierung und gab sich ansonsten der Illusion hin, die marktliberalen Staaten Großbritannien und Amerika befänden sich auf einer höheren zivilisatorischen Entwicklungsstufe als Deutschland oder die Länder Skandinaviens.

Die Stimmung in der Bevölkerung deutet nun darauf hin, dass die bereits abgeschriebene soziale Marktwirtschaft deutscher Prägung vor einer Renaissance steht; nicht zuletzt deshalb stürzen die Freidemokraten in Meinungsumfragen so drastisch ab.

Die Politik muss erkennen, dass es sich nicht um belanglose eiddebatten handelt, wenn der Souverän einen Wert in den Mittelpunkt rückt, der für jede Nation von existenzieller Bedeutung ist - Gerechtigkeit. Jenen Kitt, der unsere Gesellschaft (noch) zusammenhält.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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