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Schwäbische Zeitung: Starker Tobak aus Ankara

Archivmeldung vom 03.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Mann kann vor Kraft kaum laufen. Nicht zu Unrecht tritt Recep Tayyip Erdogan in Deutschland selbstbewusst auf. Der türkische Premier steht mit seiner politischen wie wirtschaftlichen Bilanz glänzend da. Die Türkei bilanziert Wachstumsraten, von denen die EU-Staaten nur träumen können. Und der sogenannte Arabische Frühling hat Ankara dorthin katapultiert, wo sich die stolzen Türken ohnehin schon immer gesehen haben: in die erste Reihe. Schließlich geht es um die Vormachtstellung im Nahen Osten und die Erschließung neuer Märkte im muslimischen Raum.

Erdogan hat geschickt taktiert. Er weiß, dass der Westen nach dem Sturz der greisen Machthaber in der arabischen Welt neue Verbündete braucht. Anders etwa als Deutschland bewies Erdogan beim Einsatz in Libyen Verlässlichkeit als Nato-Partner. So kann er sich auch als Sieger über Diktatoren feiern lassen, gleich, ob in Ägypten, Libyen oder Tunesien. Erdogan reklamiert für sein Land eine Führungsrolle, und in diesem stolzen Bewusstsein begibt sich der konservative Muslim auf Auslandsreise.

Das erklärt auch seine markigen Sprüche fernab des diplomatischen Protokolls. Denn eines ist eindeutig, Erdogan hat nicht die Verbesserung der Beziehungen mit der Bundesregierung im Auge, er zielt auf seine Landsleute, wenn er das große Wort führt. Seit Jahren provoziert er das politische Berlin, seit Jahren erhält er dafür Applaus bei seinen Wählern. So verstoße Deutschland gegen die Menschenrechte, wenn es Deutschkenntnisse als Voraussetzung für ein Leben in der Bundesrepublik verlange. Oder die Unterstellung, deutsche Stiftungen unterstützten indirekt kurdischen Terror. Starker Tobak für einen Premier, dessen Land zwar demokratische Fortschritte macht, aber bei der Umsetzung von Frauenrechten, der Meinungsfreiheit oder fairen Gerichtsverfahren erhebliche Defizite hat. Erdogan schürt Vorurteile gegen Deutschland, um daheim Stimmung zu machen. Ein stolzer Staatsmann, der seiner Leistungen sicher ist, hat so etwas nicht nötig.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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