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Leipziger Volkszeitung zu Telekom

Archivmeldung vom 13.11.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt ist eingetreten, worüber schon lange spekuliert worden ist. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke muss gehen, weil er dem Konzern keine Perspektive und der Börse keine Vision gab.Das zeigt sich allein an den Zahlen.Dem Konzern laufen die Kunden weg. In Größenordnungen von 100000 und mehr pro Monat. Das Papier dümpelt schon seit Jahren vor sich hin. Die Volksaktie war erst Liebling, ist jetzt zu einem Ladenhüter verkommen.

Zwar hatte es den Anschein, als habe Ricke ein Gegenmittel gefunden. Mit einem neuen Preismodell suchte er den Angriff, um wieder Marktanteile zu gewinnen. Doch im Prinzip war es für ihn nur noch Kosmetik, denn die billigeren Tarife kamen zu spät und bremsten lediglich die Abwanderung. Die Geduld der Telekom-Aktien-Besitzer ist auch deshalb am Ende gewesen. Aber Rickes Abgang war auch für ihn absehbar. Seitdem imFrühjahr der Finanzinvestor Blackstone 4,5 Prozent der Telekom-Aktien kaufte, lastete ein weitaus stärkerer Druck auf ihm als vorher. Die von Müntefering als Heuschrecken bezeichneten Investoren verdienen ihr Geld damit, dass sie bei Firmen einsteigen und sich nach einiger Zeit mit Profit von ihrem Anteil trennen. Stattdessen aber musste Blackstone einen Verlust hinnehmen, denn der Kurs der Telekom-Aktie fiel. Innerhalb von wenigen Tagen war der Anteil mehrere hundert Millionen Euro weniger wert.
Schon vor Wochen soll Blackstone auf Rickes Ablösung gedrängt haben. Damals aber hatte der Finanzinvestor den Bund als größten Telekom-Aktionär noch nicht auf seiner Seite. Jetzt schon. Denn Bundesfinanzminister Peer Steinbrück will sich mittelfristig von weiteren Aktien trennen. Je höher der Kurs ist, desto größer fällt sein Gewinn aus. Die Telekom-Aktie tritt aber seit Jahren auf der Stelle. 2005 war das Papier der Verlierer im Dax, in diesem Jahr droht ihm erneut diese Rolle. Eine Wertsteigerung war nicht inSicht. Es ist fraglich, ob ein Nachfolger daran etwas ändern kann. Auch wenn der Favorit auf den Posten sich schon als erfolgreicher Unternehmer bewies: T-Mobile-Chef René Obermann gründete in den 90er Jahren eine Mobilfunkfirma, baute sie aus und verkaufte sie. Die Telekom aber ist nicht mit einem Startup-Unternehmen zu vergleichen, eher noch immer mit einer Behörde. Weltweit beschäftigt der ehemalige Monopolist mehr als 240000 Menschen. Aber es genügt nicht, Mitarbeiter zu entlassen, um die Kosten zu senken. Diesen Weg schlug schon Ricke ein. Bis 2008 will sich der Konzern von 32000 Arbeitnehmern trennen. Weitere 45000 sollen auf einen Teil ihres Lohns verzichten.
Sein Nachfolger wird diesen Weg fortsetzen. Er steht unter dem Druck, es besser machen zu müssen als Ricke. Der neue Chef muss eine Vision präsentieren für den Telekommunikationsriesen. Ein Billiganbieter wird dieser nicht werden können, das hat auch Ricke gewusst. Jedoch hat er nicht gesagt, was der Konzern stattdessen sein soll und wie er Wachstum generieren will. Das war sein Fehler.

Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

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