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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Internet-Suchmaschinen

Archivmeldung vom 09.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Microsoft bietet für den angeschlagenen Suchmaschinenbetreiber Yahoo - und ausgerechnet Google schreit zetermordio. Sicher nicht ohne Grund: Schließlich ist Google Mitglied im Club der weltweit agierenden Fast-Monopolisten und weiß um die Umgangsformen in diesem exklusiven Kreis. Es geht um die Macht im Internet...

Oder doch nur um eine Suchmaschine, die auf dem absteigenden Ast ist? Allein in Deutschland sind mehr als elf Millionen nationale Adressen (.de-Domains) registriert. Kaum eine Information, die es im Internet nicht gibt: die Bilanzzahlen ebenso wie das Rezept für einen Ork-Eintopf. Eine bestimmte Information zu suchen, hieße mit verbundenen, auf dem Rücken gefesselten Händen in einem riesigen Heuhaufen nach der Stecknagel zu wühlen... gäbe es nicht die Suchmaschinen. Inzwischen wird nicht mehr im Netz gesucht, sondern gegoogelt. Die meisten Surfer merken sich keine Adressen mehr, sondern tippen ein paar Suchwörter in Googles Abfragenmaske - Sekunden später wirft die Suchmaschine, bei acht von zehn Deutschen ist es Google, das Ergebnis aus. Nach welchen Kriterien aber werden die Ergebnisse aufgelistet, werden Adressen nach vorne gestellt oder tauchen erst auf Seite 6547 auf - oder gar nicht, was ungefähr aufs Gleiche hinaus läuft? Laut Google steckt dahinter ein komplexer Algorithmus, reine, unschuldige Mathematik. Geld verdiene man ausschließlich mit den Werbelinks, die passend zur Anfrage in einer separaten Spalte platziert werden. Eine florierende Industrie beschäftigt sich damit, Websiten so zu optimieren, dass sie Google auf den vorderen Plätzen listet. Wer da nicht mithalten kann, hat für sich die Internet-Nische entdeckt, wo ihn niemand findet. Publizistische Verantwortung übernimmt Google nicht. Das Unternehmen sperrt nur »verbotene Seiten«. In Deutschland die Adressen, die die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf die schwarze Liste gesetzt hat. In China erreicht man über Google aber auch keine Seiten, die sich mit dem Massaker an Studenten in Peking, dem Einmarsch in Tibet oder anderen regimekritischen Inhalten beschäftigen. Die aktuelle Diskussion um den Yahoo-Deal sollte für die Internet-Nutzer Anlass genug sein, ein Stück Bequemlichkeit - Google ist nicht ohne Grund Branchenprimus - zu opfern und parallel auch anderen Suchmaschinen zu nutzen. Zum Beispiel Yahoo, Ask.com, Windows Live Serach, Lycos, Exalead... Wer die neue Wikisearch benutzt, tut der Freiheit des Internets etwas besonders Gutes. Diese Suchmaschine steckt zwar noch in den Kinderschuhen, alle Funktionen sind aber vollkommen transparent. Das Internet ist eine große Chance, durch seine Leitungen pulsiert der Lebenssaft der Informationsgesellschaft. Wir sind gut beraten, jeden kritisch unter die Lupe zu nehmen, der sie drosseln, umlenken oder steuern will oder auch nur kann. Im Zweifel ist es besser, der demokratische Rechtsstaat kontrolliert die Datenströme als ein multinationaler Konzern ohne Prinzipien, außer dem einen, möglichst viel Geld zu verdienen. Egal, ob der Google oder Microsoft heißt.

Quelle: Westfalen-Blatt

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