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Berliner Morgenpost: Zeitenwende

Archivmeldung vom 09.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wir sind blind geworden in diesen atemberaubenden Zeiten, in denen uns die alten Wahrheiten nur so um die Ohren fliegen. Es ist ja gar nicht mehr sinnvoller eine Bank zu gründen als eine zu überfallen.

Die Aktionäre auch der deutschen Kreditinstitute könnten ein garstig' Lied zu diesem Thema verfassen. Und wir? Wir hätten doch jeden ausgelacht vor einem Jahr, der uns von einer "Abwrackprämie" erzählt hätte. Von fünf Milliarden Euro, die der Staat mal eben so unter die Leute bringt. Fünf Milliarden Euro! Davon kann man in Steglitz 10000 ziemlich propere Eigenheime erwerben. Oder 500000 Opel Corsa. Subventionen. Steuergeld. Wahnsinn. Verteilt nach einem ziemlich willkürlichen Schema, an Menschen, die nichts ahnend im Jahr 2000 einen Mercedes gekauft haben. Und ihn jetzt eintauschen wollen gegen einen, sagen wir mal, Fiat. Wir nehmen das hin in diesen Tagen, schulterzuckend, als gäbe es kein Gestern, keine Spardebatte, keinen Hans Eichel. Es ist eine sehr große Zeitenwende. Noch ein Beispiel. Ein US-Präsident, leibhaftig, kündigt an, auf Atomwaffen verzichten zu wollen und eine Welt ohne nukleare Bedrohungsszenarien anzustreben. Der US-Präsident sagt das, der mächtigste Mann der Welt, dessen Machtfülle über Jahrzehnte wesentlich auf der Verfügung über eben diese Waffe gründete, über den legendären Atomkoffer. Heiliger George W., das wäre undenkbar gewesen noch vor Monaten. Und wir? Wir nehmen Obamas Bekenntnis zur Kenntnis, mehr skeptisch und schulterzuckend als ungläubig und staunend. Dabei geht da gerade noch ein Weltbild über den Jordan, nukleare Strategien und Gleichgewichte, bibliothekswändeweise. Bei Daimler,der deutschen Unternehmensinstitution schlechthin, reden sie zur selben Zeit laut über Entlassungen. Wo mag das enden? Morgen ist Karfreitag, ein Tag, an dem selbst in unserem säkularen Land viele Dinge stillstehen. Ein Tag, an dem noch einiges ist wie früher. Keine Feiertagsöffnung, nicht mal ein Zweitligaspiel, vielleicht isst man sogar Fisch. Kein schlechtes Datum also, um innezuhalten und darüber nachzudenken, was diese Weltwirtschaftskrise gerade mit uns macht, mit unserer Gesellschaft, aber - nach der Bundestagswahl und ohne Abwrackprämie - mit jedem Einzelnen. Und ob wir gerüstet sind für weitere Überraschungen. Wir sollten jedenfalls unsere Sensoren schärfen, unsere Augen offen halten und die Ohren spitzen, uns dabei nicht unterkriegen lassen vom Stakkato der Neuigkeiten. Es wird mehr als früher darauf ankommen, alert zu sein in dieser neuen Welt, die sich da gerade zusammenbraut, eben nicht bräsig wegzuschauen, abzustumpfen, sich auf die anderen zu verlassen. Sondern hellwach zu sein, aufzupassen auf die Nuance, die das eine Leben vom anderen unterscheiden kann. Und es wird, im Einzelnen wie im großen Ganzen, darauf ankommen, nicht übereinander herzufallen, sondern die vielleicht nicht so zahlreichen Chancen gemeinsam besser zu nutzen. Ein frommer Wunsch? Vielleicht. Aber zur rechten Zeit.

Quelle: Berliner Morgenpost

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