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Von der Schippe gesprungen

Archivmeldung vom 30.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Erst Greensill, dann Archegos: Innerhalb kürzester Zeit ist das Schweizer Geldhaus Credit Suisse mit Geschäften auf die Nase gefallen, die man im Ökonomie-Lehrbuch unter dem Stichwort volkswirtschaftliche Aufgaben der Banken vergeblich suchen dürfte. Auf der in Zeiten niedriger und negativer Zinsen immer schwierigeren Jagd nach Rendite hat sich Credit Suisse offenbar auf Geschäfte mit einem weitgehend unbekannten Hedgefonds eingelassen, mit einem Schuldenhebel, wie man ihn eigentlich nur aus den Zeiten vor der Finanzkrise kennt.

Über die Details der Geschäfte von Archegos Capital ist wenig Belastbares bekannt. Was am Markt dazu kolportiert wird, ist allerdings besorgniserregend. Demnach soll der Hedgefonds auf der einen Seite mit eigenen Mitteln von 10 Mrd. Dollar agiert, auf der anderen Seite laut übereinstimmenden Medienberichten hingegen allein in der vergangenen Woche Aktienpositionen in Höhe von 30 Mrd. Dollar liquidiert haben. Dabei dürfte es sich um ausschließlich als Sicherheit bei Prime Broker hinterlegte Aktien gehandelt haben. Je nachdem, wie hoch die vertraglich vereinbarten Sicherheitsleistungen waren, kommt man da auf einen mehr als stattlichen Hebel. Nicht direkt mit dem Deal befasste Marktteilnehmer halten es für denkbar, dass die Geschäfte dank der Risikofreude der beteiligten Banken um das Fünf- bis Sechsfache gehebelt waren.

Auch wenn sich abzeichnet, das es am Ende vor allem Credit Suisse und Nomura sind, die den Schwarzen Peter bekommen haben, waren sie nicht die einzigen, die sich auf das Geschäft mit Archegos Capital Management einließen. Zwar äußern sich die meisten involvierten Institute bestenfalls andeutungsweise zu Einzelengagements, doch wie sich herauskristallisiert, war neben den US-Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley auch ein hiesiges Institut als Prime Broker beteiligt, das sich seit einiger Zeit lieber als kreuzbraver Finanzier des gehobenen Mittelstands geriert: die Deutsche Bank.

Die letzte hierzulande verbliebene Bank von Weltruf an den Kapitalmärkten kann von Glück reden, dass sie sich im Gegensatz zu Credit Suisse und Nomura rechtzeitig und, wie sie auf Anfrage mitteilt, wohl auch ohne Verlust aus der Nummer herausziehen konnte, bevor sie das Archegos-Geschäft ihrer konzerneigenen Capital Release Unit zuschlagen musste. Die Entscheidung für den Verkauf des Prime Brokerage, das zum Jahresende an BNP Paribas geht, erscheint in diesem Licht als goldrichtig.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Anna Sleegers

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