Die Story im Ersten: Go West, Ihr Genies! - Warum so viele Deutsche ins Silicon Valley "flüchten"
Archivmeldung vom 12.01.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStefan Groschupf wollte nicht gehen. Doch daheim in Halle sah er keine Chance. Sein Traum von der Big-Data-Firma scheiterte an der Bank, die seinen Kreditantrag abschmetterte. Fehlende Risikobereitschaft, mangelndes Vertrauen in die Kreativität - die deutsche Tech-Elite "flüchtet" ins Silicon Valley. 50.000 Deutsche leben mittlerweile im Tal der Zukunft. Viele arbeiten an den Schaltstellen bei Google und Co. "Dieses Tal wäre nichts ohne die Deutschen", so Datameer-Gründer Groschupf.
"Hier gibt es mehr Geld als Wasser", beschreibt die Top-Investorin Margit Wennmachers eines der Geheimnisse des Silicon Valleys. Die Deutschen hätten zu viel Angst vorm Scheitern, in Kalifornien gehöre Scheitern zum guten Ton. Aufstehen, daraus lernen und die nächste Firma gründen - statt "German Angst". Und für diesen Mut vergibt sie gerne mal Schecks über 100 Millionen Dollar.
Marion Schmickler und Oliver Richardt waren über das Jahr im Silicon Valley unterwegs und haben Propheten, Gründer und Investoren getroffen, denen angst und bange wird um ihre Heimat. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, aber nicht der Vordenker, wenn es zum Beispiel um des Deutschen liebstes Kind, das Auto, geht. Während Tüftler in ihren Garagen im Valley längst selbst fahrende elektrische Autos bauen, setzen die Auto-Giganten aus Deutschland weiter auf Verbrennungsmotoren.
"Wir müssen dringend vom Silicon Valley lernen, wenn wir Deutschen noch mit am Tisch sitzen wollen in der digitalen Zukunft", betont Pascal Finette, einer der "Evangelisten" an der Singularity University. So zu tun, als sei das Valley eine völlig andere Welt, sei gefährlich. Nicht nur, weil Deutschland so viele kreative Köpfe verliere. Ganze Industrien könnten abgehängt werden, sogar in der Bedeutungslosigkeit versinken, wenn sie nicht ganz bald umdenken.
Das Erste, Montag, 16. Januar 2017, 22.45 - 23.30 Uhr
Ein Film von Marion Schmickler und Oliver Richardt
Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)