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Zwischen Burnout und Bonus: Warum Karriere allein viele Frauen nicht erfüllt

Freigeschaltet am 12.07.2025 um 09:05 durch Sanjo Babić
Katja Hinterleitner  (2025) Bild: Katja Hinterleitner Fotograf: Katja Hinterleitner
Katja Hinterleitner (2025) Bild: Katja Hinterleitner Fotograf: Katja Hinterleitner

Top-Job, sechsstelliger Bonus, volle Verantwortung – nach außen wirkt das Leben vieler Karrierefrauen wie ein Erfolg auf ganzer Linie. Doch hinter dem glänzenden Titel steht oft ein hoher Preis: Dauerstress, emotionale Erschöpfung und das Gefühl, sich selbst unterwegs verloren zu haben. Denn viele Frauen geben im Job alles und vergessen dabei sich selbst.

„Wir haben gelernt, bestens zu funktionieren – aber nicht, gut auf uns aufzupassen“, sagt Katja Hinterleitner, Coachin für berufstätige Frauen. In diesem Beitrag beleuchtet sie, warum Karriereziele oft nicht glücklich machen, wie Frauen im Beruf zwischen Anspruch und Selbstfürsorge zerrieben werden und welche Wege es gibt, Leistung und Lebensfreude wieder in Einklang zu bringen.

Wenn Erfolg krank macht

Sie hat einen Traumjob mit hohen Bonuszahlungen und bekommt viel Applaus für ihre Leistung – doch innerlich stimmt etwas nicht. Immer mehr Frauen, die „es geschafft haben“, fühlen sich leer und ausgebrannt. Leise sagen sie zu sich selbst: „Ich kann nicht mehr. Ich spüre mich nicht und ich habe keine Freude – obwohl mir alles zu gelingen scheint.“ Diese Erschöpfung ist kein persönliches Versagen. Wir haben es vielmehr mit einem kollektiven Phänomen zu tun – einer stillen Epidemie unter erfolgreichen Frauen.

Viele von ihnen tragen nicht nur Verantwortung im Job, sondern leiden auch an jahrzehntealten, systemisch übernommenen Mustern: Sie haben das Gefühl, etwas beweisen zu müssen. Oft liegt es an der Loyalität zur eigenen Mutter, die selbst nie frei war. Es können aber auch unbewusste Schuldgefühle sein, weil es ihnen „zu gut“ geht. Dazu kommen alte Prägungen, die Leistung mit Liebe verknüpfen. Die Wahrheit ist, dass viele Frauen nicht ihren Erfolg leben, sondern ihr inneres Kind reinszenieren. Dieses Kind will endlich gesehen und anerkannt werden. Das Mittel dazu ist Leistung.

Solange die alten Wunden unbewusst wirken, bringt auch der nächste Karrieresprung keine Erfüllung. Im Gegenteil: Das System bäumt sich auf und reagiert mit Schlaflosigkeit, Beziehungsproblemen oder emotionalem Rückzug. Was es dann braucht, ist kein weiteres Zeitmanagement-Tool, sondern eine radikale Rückverbindung.

Warum Heilung systemisch beginnt

Systemische Heilung bedeutet, die Wurzel der Erschöpfung zu erkennen. Sie liegt nicht irgendwo außen, sondern in den Frauen selbst. Daher ist es nicht hilfreich, sich in die Arbeit zu stürzen. Es geht vielmehr darum, sich zu erlauben, nicht mehr leisten zu müssen, um wertvoll zu sein. Die Körperarbeit bringt die Frauen zurück ins Spüren. Denn viele haben so lange funktioniert, dass sie nicht mehr merken, wie viel sie täglich übergehen. Vergebung und Neuausrichtung im Familiensystem öffnen oft den Raum für echte Freiheit – jenseits von Schuld, Anpassung und Perfektionismus. Wir sprechen über einen Raum, der es ermöglicht, sich mit sich selbst zu verbinden. Die Frauen müssen wieder lernen, sich zu fühlen, zu feiern und zu führen – nicht in einer bestimmten Funktion, sondern einfach als Frau.

Fallbeispiel: Wenn der Körper zuerst Nein sagt

Eine Klientin von Katja Hinterleitner – nennen wir sie Julia – war Anfang 40 und hatte eine beeindruckende Karriere in einem internationalen Konzern gemacht. Sie war Teamleiterin mit 17 Mitarbeitenden und stand kurz vor der nächsten Beförderung. Doch anstatt sich zu freuen, konnte sie kaum noch schlafen. Sie wachte nachts schweißgebadet auf, hatte Herzrasen, verlor Gewicht und irgendwann auch den Boden unter den Füßen. In ihrem ersten Gespräch sagte sie: „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich habe doch alles erreicht. Warum fühle ich mich trotzdem so leer?“

Im systemischen Prozess zeigte sich, dass Julia nie nur für ihren eigenen Erfolg unterwegs war. Sie folgte ihrer Mutter, die sich selbst immer zurückgenommen hatte, um für alle da zu sein. Julia hatte unbewusst beschlossen, für sich und ihre Mutter erfolgreich zu sein. Doch ihr inneres System rebellierte. Ihr Körper verlangte, was sie sich selbst nicht erlaubte: innehalten, fühlen, neu wählen. Erst als sie die Verstrickungen in der Tiefe löste, sich von übernommenen Lasten befreite und begann, sich selbst an die erste Stelle zu setzen, kam ihre Kraft zurück. Nicht nur physisch – sondern auch emotional. Heute führt Julia ihr Team mit neuer Klarheit. Aber sie führt vor allem sich selbst. Nicht mehr als Getriebene – sondern als Frau, die weiß, dass sie nichts mehr beweisen muss.

Quelle: Katja Hinterleitner (ots)

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