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Weltweiter Boom für direkte Stromlieferverträge (PPAs): Deutschland hinkt trotz Milliarden-Potenzial hinterher

Archivmeldung vom 12.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
pixelio.de
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Weltweit schließen immer mehr Unternehmen langfristige Stromlieferverträge mit Betreibern von erneuerbaren Kraftwerken. Vor allem in Skandinavien, aber auch in Großbritannien, Spanien und Portugal sowie den USA boomt der Markt für die so genannten PPAs (Power Purchase Agreements).

In Deutschland ist das vorhandene Potenzial dagegen noch weitgehend ungenutzt. Mit dem Auslaufen der EEG-Förderung für ältere Anlagen kommt Bewegung in den Markt und viele Betreiber arbeiten an entsprechenden Angeboten. Doch noch ist die Nachfrage gedämpft, unter anderem weil die Finanzierung für die Abnehmer häufig teuer ist und so die Wirtschaftlichkeit leidet. Mit sinkenden Technologiekosten dürfte das Interesse steigen, zumal im Zuge der Klimaschutzdebatte immer mehr Unternehmen gezielt grünen Strom beziehen wollen. Auch die Politik kann die Entwicklung unterstützen, etwa durch staatliche Kreditbürgschaften. Zu diesem Schluss kommen die Energiemarktanalysten von Aurora Energy Research in einer neuen Studie zum PPA-Markt in Deutschland.

"Grundsätzlich haben PPAs eine Reihe von Vorteilen für alle Beteiligten", sagt Peter Baum, PPA-Experte und Autor der Studie. "Für die Abnehmer ist vor allem die Planungssicherheit bei den Energiekosten interessant, weil der Strompreis für die gesamte Laufzeit des PPA ausgehandelt und festgelegt wird. Außerdem belegen die Unternehmen mit dem Kauf von erneuerbarem Strom ihr Engagement für den Klimaschutz, was sowohl Kunden als auch Investoren zunehmend einfordern." Für die Stromerzeuger dagegen bieten PPAs die Chance, Windkraft- oder Photovoltaikanlagen auch ohne Subventionen wirtschaftlich zu betreiben, indem Risiken und damit Kapitalkosten gesenkt werden. Das ist auch aus klimapolitischer Sicht wichtig, denn, so Baum, "um die Energiewende zu beschleunigen und die CO2-Emissionsziele für 2030 zu erreichen, ist ein beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren nötig." Nicht zuletzt profitieren alle Stromverbraucher von PPAs, denn wenn weniger Subventionen nötig sind, sinken langfristig die Abgaben auf den Strompreis.

Deutschland im Europavergleich weit abgeschlagen, aber mit großem Potenzial

In den vergangenen zwei Jahren wurden allein in Skandinavien PPAs für rund 4,3 Gigawatt Kraftwerksleistung geschlossen, darunter das weltweit bislang größte, mit dem sich der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro für 19 Jahre den Strom aus dem schwedischen Onshore-Windpark "Markbygden" sichert. "Mit 650 Megawatt Leistung ist dieser Vertrag mehr als zehnmal so groß wie alle im gleichen Zeitraum abgeschlossenen PPAs in Deutschland zusammen", sagt Benjamin Merle, Principal bei Aurora. Dabei bietet der Strommarkt auch hierzulande ein erhebliches Potenzial, haben die Aurora-Experten ermittelt: Industrie und Gewerbe verbrauchen pro Jahr rund 380 Terrawattstunden Strom, von denen allein die 200 größten deutschen Unternehmen gut 50 über PPAs einkaufen könnten, ein Marktvolumen von rund 2 Milliarden Euro. "Das entspricht zwischen 17 und 23 Gigawatt erneuerbarer Kraftwerksleistung", sagt Merle. "Und wenn der Kohleausstieg wie angedacht umgesetzt wird, könnten durch die Nachfrage der großen Versorger weitere 6 bis 8 Gigawatt dazukommen. Besonders interessant ist, dass zunehmend nicht nur Versorger, sondern auch Industrieunternehmen gewillt sind, langfristige Strompreisrisiken zu übernehmen, um die Energiewende voranzutreiben."

Noch mehr könnten es werden, wenn die Politik helfend eingreift und kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu PPAs erleichtert: Denn mit dem Abschluss eines direkten Stromliefervertrags gehen die Unternehmen eine langfristige Verpflichtung ein, die meist über Bankbürgschaften abgesichert werden muss. "Für kleinere Unternehmen ohne sehr gute Bonität sind die Kosten dafür schnell so hoch, dass die Wirtschaftlichkeit des PPAs infrage steht", sagt Baum. Deshalb schlagen die Aurora-Experten eine staatliche Bürgschaft vor, ähnlich den Hermes-Exportbürgschaften. "Das würde vor allem den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland zugutekommen und dem Markt für PPAs erheblichen Schub verleihen."

Über Aurora Energy Research

Aurora Energy Research ist ein Energiemarktmodellierungs- und -beratungsunternehmen mit Fokus auf die deutschen, europäischen und globalen Energiemärkte. Unsere Analysen unterstützen langfristige strategische Entscheidungen unserer Klienten, darunter die meisten großen deutschen und europäischen Energieversorgungsunternehmen. Unsere Überzeugung ist, dass stringente Modellierung, basierend auf robuster Methodik und detaillierten Daten, tiefgreifende Einblicke in mittel- und langfristige Marktentwicklungen bieten kann. Wir kombinieren hochinnovative Modelle mit einem tiefgreifenden Verständnis von Energie- und Finanzmärkten, um verlässliche, unabhängige Beratung zu bieten. Aurora Energy Research wurde Anfang 2013 von Dieter Helm, Cameron Hepburn und Colin Mayer gegründet, drei Professoren der Universität Oxford, die seit Jahrzehnten Unternehmen und politische Entscheidungsträger beraten. Mittlerweile hat das Unternehmen ca. 120 Mitarbeiter in Oxford, Berlin und Sydney. www.auroraer.com

Quelle: Aurora Energy Research (ots)

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