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Magazin „Welttrends“: Setzt sich Russland gegen den Westen durch und führen Roboter bald Kriege?

Archivmeldung vom 26.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Ein humanoider Roboter in der DASA – Arbeitswelt Ausstellung
Ein humanoider Roboter in der DASA – Arbeitswelt Ausstellung

Foto: Sven Volkens
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Ukraine-Konflikt und seine Gefahren sind Thema der Februar-Ausgabe des außenpolitischen Magazins „Welttrends“ aus Potsdam. Dabei wird Kritik an allen Beteiligten geübt. Ein anderer Schwerpunkt im Heft ist die Künstliche Intelligenz (KI): Deren Potenzial, aber auch deren Gefahren zum Beispiel durch Roboter im Krieg. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: ""Der bisherige Ablauf des Konflikts um die Ukraine und die Vorgehensweise der russischen Regierung unterstreichen die Erwartung vieler Analysten, dass Russland sich durchsetzen wird und die führenden westlichen Staaten einmal mehr Opfer ihrer eigenen Fehleinschätzung werden, wenn sie weiterhin an der Idee Brzezinskis festhalten.“

Das schrieb Walter Schilling einige Wochen vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts in einem Beitrag für die Februar-Ausgabe des außenpolitischen Journals „Welttrends“. Schilling ist Politikwissenschaftler und früherer Militärattaché der Bundesrepublik in Moskau.

Die aktuelle US-Politik folge der Idee des früheren Strategieberaters im Weißen Haus, Zbigniew Brzezinski, so der Autor. Darauf basiere die Vorstellung in Washington, „dass man Russland nur dann entscheidend schwächen könne, wenn es gelänge, die Ukraine vollständig aus dem Einflussbereich Moskaus herauszulösen und in das westliche Bündnissystem einzugliedern“.

Moskau zielt aus Sicht von Schilling mit dem derzeitigen Vorgehen offenbar darauf ab, unter der Deckung durch seine nuklearen Mittelstreckenwaffen militärische Aktionen an der Peripherie – etwa im Donbass – erfolgreich führen zu können.

„In der Tat verfügen die Entscheidungsträger Russlands über eine Reihe von Optionen, um im Ringen um die Ukraine Vorteile zu erreichen und der völkerrechtlichen Einordnung dieses Landes in die Nato einen Riegel vorzuschieben“, so der ehemalige Militärattaché.

„Willkommen in der Realpolitik“

Auf der einen Seite steht der „russische Neoimperialismus“ nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, auf der anderen eine US-Strategie für das europäische Herzland, um die schwächelnde „Pax Americana“ zu retten. So sieht es Wolfram Wallraf, Politikwissenschaftler und Senior Fellow am „Welttrends“-Institut in seinem Beitrag. „Es besteht kein Anlass, auch nur einen der treibenden Akteure sympathisch zu finden oder seine Motive zu beschönigen.“ Außer Zweifel stehe jedoch, schreibt er im Heft, dass der Konflikt um die Ukraine geeignet sei, die europäische Friedensordnung fundamental zu erschüttern.

„Entzündet hat sich der aktuelle Konflikt im Ringen um eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine“, kritisiert Wallraf die Moskauer Außenpolitik. „Putin sagte: Jetzt ist Schluss. Dazu hatte er kein Recht. Er hat es trotzdem getan. Und es scheint ihm ernst damit zu sein. Darauf muss eine Antwort gefunden werden. Willkommen in der Realpolitik.“

„Kein tatsächliches Interesse an Ukraine“

Notwendig sei eine neue konsistente Sicherheitsarchitektur, um Frieden in Europa kollektiv zu sichern. Auch mit Russland, so die Politikwissenschaftlerin Petra Erler im aktuellen „Welttrends“-Heft. In einer Einigung zwischen Nato und der Russischen Föderation läge auch für die Ukraine die beste Chance, um aus ihrer Dauermisere herauszukommen.

Die frühere DDR-Außenpolitikerin und spätere Mitarbeiterin der EU-Kommission kritisiert beide Seiten:

„Den Westen und Russland eint in der Ukraine-Frage, dass sich keine Seite um die Ukrainer schert. Allein die geostrategische Lage des Landes ist es, die für beide von Interesse ist. Für Russland geht es um seine nationale Sicherheit, für den Westen um deren Schwächung. Wie das endete, ist bekannt: Ein ethnisch zerrissenes Land, eine verlorene Krim.“

„Künstliche Intelligenz im Militär auf dem Vormarsch“

Nicht minder aktuell wie die Lage in der Ukraine ist die Frage nach Kriegsführung auf Grundlage der sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI). Christoph Sebastian Widdau, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Bereich Philosophie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, schreibt in der Zeitschrift aus Potsdam:

„Sogenannte Killer-Roboter und autonome Waffensysteme sind nicht mehr nur Themen der Science-Fiction. Ihre Fortentwicklung und Einsätze drohen. Auch im Militärwesen ist die Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch. Dies wirft etliche kriegsethische Fragen auf.“

Zu befürchten sei, dass in naher Zukunft sogenannte „opake“ (undurchsichtige), autonome Waffensysteme außer Kontrolle geraten könnten. „Bei einer Technikfolgenabschätzung mussten sich die Beteiligten – die politisch und militärisch Entscheidenden – der Besonderheit und Einzigartigkeit dieses Artefakts bewusst sein.“

Treffen Roboter bald politische Entscheidungen?

In einem Gedankenexperiment entwirft Widdau verschiedene Szenarien. Wer hätte die politische, völkerrechtliche sowie juristische Verantwortung, falls ein autonomes KI-Waffensystem Zivilisten oder Kinder töten würde? Vielleicht könnten Kriege in den nächsten Jahren und Jahrzehnten exakt solche Fragen aufwerfen, so der Autor.

„Humanoide Roboter könnten unmittelbar in politische Entscheidungen involviert werden“, erinnert seine Kollegin Luisa Büschleb-Köppen von der Magdeburger Universität. Sie bezieht sich auf den Science-Fiction-Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick, der 1982 als Vorlage für den US-amerikanischen Science-Fiction-Film „Blade Runner“ mit Harrison Ford in der Hauptrolle diente.

„Dicks Roman leistet einen Beitrag, kritisch darüber nachzudenken, ob und wie Künstliche Intelligenz und Robotik weiterentwickelt werden sollten“, erklärt die Philosophin. Ähnlich bedenklich sei die Fehlerquote bei KI-Technologien – genauso fehlerhaft eben wie ihr Programmierer, der Mensch.

In der aktuellen Februar-Ausgabe der „Welttrends“ fehlt ein grundsätzlicher Hinweis auf die Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI). Speziell vor einer Entwicklung hin zum Transhumanismus wird immer häufiger gewarnt. Der Berliner Professor Karl Hecht zeigte sich beispielsweise in einem SNA-Interview im Herbst 2021 „entsetzt über die Technologisierung der Menschen“. Eine in naher Zukunft zu erwartende Verschmelzung mit Technologie wäre für ihn gleichbedeutend mit dem Ende der Ära Homo Sapiens und käme einer „Robotisierung der Menschheit“ gleich.

Das Magazin erscheint seit 1993 monatlich. Eine besondere Aktualität gewinnt durch die jüngsten Ereignisse das Welttrends-Sonderheft mit dem Titel: „Zurück auf der Weltbühne: Eine Debatte zur Außenpolitik Russlands“. Sie sammelt russische und europäische Experten, die seit Beginn von 2021 im außenpolitischen Journal „Welttrends“ zum Thema Weltpolitik der Russischen Föderation publiziert haben. Das Heft erschien im Oktober 2021."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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