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Vorübergehende Ewigkeit

Archivmeldung vom 07.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Jawad Harb iProjektmanager im Gazastreifen
Jawad Harb iProjektmanager im Gazastreifen

Jawad Harb Projektmanager für CARE schreibt aus dem Gaza-Streifen:

Ich schreibe meine eigene, sehr persönliche Geschichte, während der Gaza-Streifen einige der schwersten Herausforderungen durchmacht. Meine Geschichte ist aber auch die Geschichte von 1.6 Millionen Palästinensern, die in Gaza leben.

Der 28. Dezember ist ein Tag, den man nie vergessen wird. Es war 16:30 Uhr, nachmittags. Ich saß in meinem Haus mit meinen sechs Kindern, 500 Meter von der ägyptische Grenze entfernt. Die Dunkelheit umgab uns wie ein Ungeheuer, und ein paar Kerzen leuchteten uns den Weg zur Küche und zum Badezimmer. Es war eine pechschwarze Nacht voll unvorhersehbarer und unbekannter Angst. Ich war dabei, meinen Kindern Geschichten zu erzählen, um sie abzulenken – als es sich plötzlich wie bei einem Erdbeben angefühlt hat.

Das Haus wurde von sechs aufeinander folgenden Luftangriffen geschüttelt und gerüttelt. Das Haus war wie ein Blatt Papier vom Winde verweht. Die Kinder versuchten, dem Chaos der Angriffe zu entgehen; sie schrien und liefen in alle möglichen Richtungen. Unkontrollierbare Panik herrschte überall. 

Die Situation wurde durch die Schreie der Kleinen aus dem Viertel noch komplizierter. Alle Kinder aus der Nachbarschaft liefen weinend und schreiend die Treppen hinunter auf die Hauptstrasse; auf eine Art und Weise, die ich noch nie erlebt habe. Die Strasse war voll mit Eltern, die versuchten, ihre Kinder zu finden und sie nach Hause zurück zu bringen. In diesem Chaos schaffte ich es kaum noch, meine eigenen Kinder zu mir zu holen und ging dann nach Hause. 

Wir saßen schon wieder im Dunkeln, und ich begann aufs Neue, mit ihnen zu reden, damit sie sich beruhigen konnten.Mein zwölfjähriger Sohn Yazan fragte mich plötzlich, „Papa, werden wir jemals wieder Frieden haben?  Ich klettere gern, ich mag es, wie ein Affe zu schaukeln … und ich würde gerne wie ein Vogel fliegen. Wieso können wir nicht frei spielen wie die Kinder, die wir jeden Tag im Kindersendungen sehen?“

Eine brennende Träne lief mein Gesicht herunter, und ich konnte auf einmal kein Wort mehr sagen.

„Ist es im Moment nicht Weihnachten, Papa?“ fragte er. „Sollten wir nicht feiern und Kuchen essen?“

Als ich ihm zu antworten versuchte, schüttelte ein weiterer Luftangriff das Haus, und diesmal schmiegten sie sich an mich wie kleine Vögel. Kleine Hände griffen überall an meinem Körper, und ich wünschte, ich hätte zehn Hände, um sie alle umarmen zu können. Denn genau dies brauchten sie in diesem Moment.

„Es ist nur vorübergehend“ sagte ich. 

„Ja, aber es ist doch ewig vorübergehend Papa“ antwortete meine 16-jährige Tochter. 

CARE leistet seit 1948 Hilfs- und Entwicklungsarbeit in der Westbank und Gaza. Seit dem Ausbruch der neusten Angriffe versorgt CARE Hospitale und der Red Cresecent Society in Gaza mit Essen und Sanitätsartikel. CARE fördert beide Seiten auf die Unruhen zu beenden und einen unbeschwerten humanitären Einsatz in Gaza zu ermöglichen.

Quelle: Jawad Harb

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