Österreich offen für Beteiligung an "Koalition der Willigen"
Archivmeldung vom 19.05.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Regierung in Österreich ist offen dafür, sich trotz der Neutralität des Landes im Falle eines Waffenstillstandes in der Ukraine an einer möglichen "Koalition der Willigen" zur Überwachung oder Sicherung des Friedens zu beteiligen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sagte der "Welt", dass das österreichische Bundesheer in sechs Jahrzehnten gezeigt habe, dass man bereit und auch in der Lage sei, sich an robusten internationalen Einsätzen zu beteiligen.
"Im konkreten Fall einer Friedensmission in der Ukraine käme es darauf
an, wie das Mandat genau aussieht, welche Möglichkeiten sich für unseren
Einsatz ergeben könnten und ob unsere Expertise überhaupt gefragt ist.
Aber ich schließe nicht aus, dass wir uns an einer Friedenssicherung in
der Ukraine beteiligen, wenn es dazu kommen sollte." Die Ministerin
erklärte weiter, bisher sei Österreich an den Gesprächen unter Führung
von Paris und London über eine "Koalition der Willigen" nicht beteiligt.
Hintergrund:
An der Koalition beteiligen sich derzeit etwa 30 westliche Staaten,
konkrete Ergebnisse gibt es bisher aber noch nicht. Inwieweit die USA
die Pläne unterstützen, ist zudem unklar.
Zugleich wies die
schwarz-rote Regierung in Österreich Vorwürfe zurück, sich als neutrales
Land zu wenig für die Sicherheit in Europa zu engagieren.
"Trittbrettfahrer? Das tut mir in der Seele weh." Damit tue man den
Soldaten Unrecht. "Neutralität heißt ja nicht Gleichgültigkeit", sagte
die verantwortliche Verteidigungsministerin Tanner der "Welt".
Österreich
habe rund 1.200 Soldaten in internationalen Einsätzen und das sei, etwa
im Vergleich zu Deutschland, sehr viel. Zudem unterstütze Wien die
Ukraine finanziell und humanitär. Tanner weiter: "Und natürlich wären
wir auch bereit, dabei mitzuhelfen, einem angegriffenen EU-Partner gemäß
Artikel 42,7 Beistand zu leisten. Wenn es so weit wäre, werden wir
natürlich überlegen, ob und wie wir unseren Beitrag leisten können. Das
kann beispielsweise auch im Rahmen einer medizinischen und humanitären
Unterstützung passieren."
Tanner sprach sich auch dafür aus, eine
Wehrpflicht in möglichst vielen europäischen Ländern einzuführen: "Die
Wehrpflicht hat unserem Land gutgetan. Je mehr Länder sie haben, umso
besser für die Verteidigung Europas."
Die Wehrpflicht sei aus
mehreren Gründen sehr wichtig. "Erstens: Wir wissen, dass wir jedes Jahr
rund 16.000 neue Rekruten haben. Damit können wir verlässlich planen
und unsere Verteidigungsbereitschaft verbessern. Zweitens: Wir können
die Notwendigkeit einer umfassenden Landesverteidigung und der
Ausbildung eines Wehrwillens im Grundwehrdienst mit den jungen Menschen
diskutieren und damit auch in die Gesellschaft hineintragen. Das macht
unsere Gesellschaft sensibler für Bedrohungen und resilienter." Zudem
fördere eine Wehrpflicht den Zusammenhalt der Gesellschaft, wenn sich
beim Wehrdienst Menschen aus allen Bildungs- und Sozialschichten
begegnen und besser verstehen lernen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur