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Augenzeugenbericht nach dem Erdbeben aus Pakistan

Archivmeldung vom 12.10.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Schreckensnachrichten aus Pakistan reißen bei der Christoffel-Blindenmission (CBM) nicht ab. Nachdem bereits am Wochenende bekannt wurde, dass in Battagram ein von ihr mit aufgebautes Augenkrankenhaus durch das Erdbeben zerstört wurde, ging heute (Dienstag) ein erschütternder Augenzeugenbericht von Dr. Chris Schmotzer, Schwester der in Bensheim beheimateten Christusträger-Schwestern und Mitarbeiterin eines Projektpartners der CBM, ein.

Die Ärztin Dr. Chris Schmotzer berichtet: "In Rawalpindi wurden wir zwar kräftig durchgeschüttelt, echte Schäden hat es aber bei uns nicht gegeben. Im Laufe des Tages wurde immer klarer, dass es in Kaschmir und der Hazara Division katastrophale Schäden gegeben hat.

Zwei Fahrzeuge auf dem Weg

So entschlossen wir uns noch am Abend, nach Balakot zu fahren. Wir luden 2 Fahrzeuge mit medizinischen Hilfsgütern, stellten ein Team zusammen und fuhren bei heftigem Gewitter los. Morgens um 2.30 Uhr kamen wir ins Kaghan-Tal, kurz vor Balakot konnten wir nicht weiterfahren, weil die normale Straße durch Erdrutsche blockiert war und die Fahrt über die alte, klapprige Holzspannbrücke bei Hassa in der Dunkelheit zu gefährlich war.

Felsbrocken erschweren Weiterfahrt

Wir warteten, bis es hell wurde, und setzten dann unsere Reise fort. Kurz vor Balakot war auch die Ausweichstraße durch riesige Felsbrocken blockiert und wir mussten die letzten 1,5 km unsere Sachen zu Fuß schleppen. Um es kurz zu machen: Balakot gibt es praktisch nicht mehr, man sah nur zusammengebrochene Häuser, Menschen, die schlotternd vor Kälte in den Feldern saßen, und Verletzte und Tote. Das erste Team vor Ort Weinend wurden wir von Kindern der Patientenfamilien empfangen, alle hatten Angehörige verloren oder suchten nach Vermissten. Es gab weder Strom noch Wasser noch Telefonverbindung. Wir waren offensichtlich das erste Team, das es dorthin schaffte. Da es den ganzen Tag noch Nachbeben gab, machten wir in der Hospitaleinfahrt ein "Behandlungszentrum" auf. Von den Gebäuden des Hospitals steht fast nichts mehr. Ein Schrank aus den Trümmern wurde mein Schreibtisch, Türen auf Steinen ergaben die Behandlungstische. Zwei Kinder erfroren - ohne größere Verletzungen Bald fing der Ansturm der Verletzten an. Wir sahen es als Hauptaufgabe, die Schwerverletzten von den leichteren Fällen zu "sortieren", die letzteren an Ort und Stelle zu versorgen, und den ersteren für den Transport nach Mansehra oder Abbottabad erste Hilfe zu geben (Schmerzbekämpfung, Verbände etc).
Ein Strom des Leides ergoss sich über uns, Menschen starben vor unseren Augen und viele waren so im Schock, dass sie zu keinen klaren Gedanken fähig waren, geschweige denn uns halfen. Die Mehrzahl der Verletzten hatte tiefe, dreckige Wunden und Knochenbrüche aller Schweregrade und Lokalisationen. Leider sah ich auch 2 Kinder, die wohl in der Nacht erfroren sind, ohne größere Verletzungen gehabt zu haben. Von unseren Patienten starben mindestens 6, ca. 20 waren verletzt, manche schwer. Einige sind noch vermisst. Dauerpatienten nach Rawalpindi gebracht Wir entschieden, dass wir "den Rest" der behinderten Dauerpatienten (7) nach Rawalpindi mitnehmen, eine davon hat auch einen Wirbelbruch. Im Laufe des Tages begann die Armee Patienten mit Hubschraubern auszufliegen, das hat vielen von denen, die wir sahen, sicherlich sehr geholfen. Oft kam es auch zu aggressiven Szenen, weil die Menschen hungrig und durstig waren und keine Hilfe in Aussicht war und sie ungeduldig wurden. Am Nachmittag sahen wir, dass Privatleute und NGOs anfingen, Lebensmittel, Decken und Medizin zu verteilen. Die Armee brachte schweres Gerät, um die Hauptstraße nach Balakot wieder frei zu bekommen. Hoffentlich können sie auch bald die richtige Brücke über den Fluss reparieren.

Chaotische Szenen auf Holzbrücke

Auf dem Rückweg mussten wir wieder über die wackelige Holzbrücke, da spielten sich chaotische Szenen ab, weil sich alles gegenseitig blockierte und niemand für Ordnung sorgte. Fast alle Fahrzeuge hatten Verletzte geladen, Fußgänger trugen auf Betten Verwundete und Tote, Familienclans versuchten einfach, die Hauptstraße zu erreichen, um die Nacht bei Verwandten unterzukommen. Wir kamen dann mit unseren Patienten abends spät wieder gut in Rawalpindi an. Augenabteilung in Battagram zerstört Übrigens haben wir heute gehört, dass es auch in Battagram erhebliche Schäden gegeben hat, unsere Augenabteilung ist zerstört und Dr. Jawwad wird morgen mit einem Bauingenieur hinfahren, um sich alles anzusehen. Ein anderes Team ist heute wieder nach Balakot gefahren, um zu sehen, ob und wie dort weitere Hilfe geleistet werden soll. Augenarzt kehrt freiwillig aus Peshawar zurück
In all dem Tod und Chaos gibt es auch Lichtblicke, z.B. unsere Fahrer, die sich unglaublich eingesetzt haben und mit Augenmaß und Sachverstand handeln, oder den Augenarzt in Battagram, der freiwillig aus Peshawar zurückkehrt, um den Menschen zu helfen. Leben ist stärker als der Tod! Wir danken auch allen herzlich, die bisher an uns gedacht und für uns gebetet haben und uns Hilfe angeboten und zugesagt haben. Es gilt weiterhin, dass das Leben stärker ist als der Tod! Herzliche Grüße aus Rawalpindi" Mehr Infos unter www.cbm.de

Quelle: Pressemitteilung Christoffel-Blindenmission

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