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Preise für deutsch-russische Freundschaft an den größten Milchbauern und Lenas Opa

Archivmeldung vom 20.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Deutsch-Russisches Forum e.V.
Bild: Deutsch-Russisches Forum e.V.

Stefan Dürr hat es als Deutscher in Russland zum erfolgreichsten Milchbauern Europas gebracht. Bei einer Preisverleihung des Deutsch-Russischen Forums verriet er, was es mit der US-Schwiegermutter auf sich hat. Außerdem wurde im Hotel Adlon in Berlin der Großvater von Popstar Lena geehrt und Ministerpräsident Armin Laschet hielt die Festrede. Dies berichtet das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu auf der deutschen Webseite: "Alljährlich vergibt das Deutsch-Russische Forum auf seiner Festveranstaltung im Hotel Adlon in Berlin den Friedrich-Joseph-Haass-Preis an Persönlichkeiten, die sich um die deutsch-russischen Beziehungen verdient gemacht haben. Benannt ist der Preis nach dem im 19. Jahrhundert in Russland wirkenden deutschen Arzt Friedrich Joseph Haass, der sich für Gefangene und Obdachlose einsetzte und als »Heiliger Doktor von Moskau« bekannt wurde.

Zu den Preisträgern vergangener Jahre zählen unter anderem Michail Gorbatschow, Manfred Stolpe, Sigmund Jähn und Egon Bahr. Der SPD-Grande Bahr hielt dort 2015, wenige Monate vor seinem Tod, eine legendäre Grundsatzrede zu Russland, in der er trotz der Ukraine-Krise dafür warb, „zu Russland verlorenes Vertrauern wieder herzustellen“.

Bahr wäre am Tag der diesjährigen Festveranstaltung, dem 18. März, 97 Jahre alt geworden.

Preise für eine Stiftung und einen Milchbauern

Die diesjährigen Preisträger waren Graciela Bruch, Vorstandsvorsitzende der Globus-Stiftung, und Stefan Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der Ekosem-Agrar AG.

Graciela Bruch widmet sich seit 2005 mit ihrer Globus-Stifung der Förderung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen, um ihnen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, und unterstützt Projekte in Ländern, die besondere Hilfe benötigen. Ein weiterer Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt auf der Förderung von Projekten zur Stärkung der deutsch-russischen Freundschaft.

Die Geschichte des zweiten Preisträgers Stefan Dürr ist einzigartig. Im Sommer 1989 ging er im Alter von 25 Jahren als erster westeuropäischer Landwirtschaftspraktikant in die Sowjetunion. Und er blieb, verliebte sich und erwarb 2002 seinen ersten landwirtschaftlichen Betrieb in Russland. Heute verfügt sein Konzern Ekosem über eine Gesamtfläche von mehr als 500.000 Hektar in Russland und Dürr ist mit knapp 60.000 Kühen der größte Milchproduzent Europas und einer der größten der Welt. Mehr als 9000 Mitarbeiter arbeiten für seine Firma. Der Milchausstoß beträgt täglich 1,7 Millionen Liter.

Präsident Putin steht in persönlichem  Kontakt mit dem deutschen Unternehmer und Dürr wird nachgesagt, ein „Einflüsterer“ gewesen zu sein bei den Gegensanktionen, die Russland als Antwort auf die EU-Sanktionen 2014 auf europäische Agrarprodukte verhängte. Dies führte wiederum zu einem Landwirtschaftsboom in Russland und machte das Land unter anderem zum größten Weizenexporteur der Welt.

Brückenbauer trotz böser Schwiegermutter

Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D. und Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums bezeichnete Dürr in seiner Laudatio als „Brückenbauer“, als „einen Deutschen in Russland und einen Russen in Deutschland“.

Dürr ist mit einer Russin verheiratet, hat quasi deutsch-russische Kinder und besitzt sowohl die deutsche als auch die russische Staatsbürgerschaft. Er lebt in Russland, aber ist auch regelmäßig in Deutschland. In einem Interview hat er einmal über das sich weiter verschlechternde Verhältnis zwischen Deutschland und Russland gesagt „diese Krise tut mir in der Seele weh“.

„Manchmal fühle ich mich wie ein Kind, deren Eltern sich streiten und von Scheidung sprechen“, sagte Dürr in seiner Dankesrede im Adlon. „Dann wird man als Kind oft gefragt: Willst du lieber bei der Mama oder beim Papa wohnen und als Kind denkt man: Ihr seid doch beide Idioten, nun rauft euch doch endlich mal zusammen. Und irgendwann denkt sich das Kind: Vielleicht ist es ja die Schwiegermutter, die immer stört. Sie kann ja gern ab und zu zum Tee vorbeikommen, aber bitte nicht mehr!"

Im schallend lachenden Publikum war wohl jedem klar, wen Dürr mit der Schwiegermutter meinte, die sich da immer zwischen Russland und Deutschland drängt.

Dürr erzählte weiter, dass er gerade für zwei Tage in Singapur war, wo er sich lange mit dem dortigen Premierminister unterhalten habe. Im Gespräch sei, so Dürr, immer nur die Rede von den „Weltmächten China und USA“ gewesen, zwischen denen Singapur lavieren müsse. „Europa und Russland kommen da gar nicht mehr vor“, so Dürr.  Der Unternehmer folgert daraus: „Wenn Europa und Russland näher zusammen stehen würden, dann hätten wir eine dritte Weltmacht und könnten unsere eigenen  Ziele besser durchsetzen.“ Darauf gab es Bravorufe aus dem Publikum.

Beeindruckende Liste von Festrednern

Neben den Preisträgern ist jedes Jahr auch die Wahl der Festredner des Deutsch-Russischen Forums interessant. In den vergangenen Jahren waren dies unter anderem Edmund Stoiber, Frank-Walter Steinmeier, Manuela Schwesig, Stanislaw Tillich und im vergangenen Jahr bei seinem letzten Auftritt als Außenminister Sigmar Gabriel.

Diesmal kam die Festrede von CDU-Ministerpräsident Armin Laschet. Russland ist sicher kein Thema, bei dem man sofort an den Regierungschef von Nordrhein-Westfalen denkt. Wenngleich Laschet durchaus immer mal wieder für einen differenzierten Umgang mit Russland geworben hat, wenn die Dämonisierung des östlichen Nachbarn wieder Blüten trieb. Auch zweifelte Laschet die voreilige Schuldzuweisung im Fall Skripal an.

Armin Laschet wurde nicht ohne Grund in diesem Jahr als Festredner geworben. Nordrhein-Westfalen ist 2019 Gastgeber zweier der größten deutsch-russischen Veranstaltungen. Zum einen findet Ende Juni in Düren die XV. Städtepartnerkonferenz statt. Mit kaum einem Land pflegt Deutschland so viele Städtepartnerschaften wie mit Russland. Laschet wird die Konferenz eröffnen, das Kommen des russischen und des deutschen Außenministers wird erwartet.

Zum anderen wird im Herbst der Petersburger Dialog, das hochkarätigste regelmäßige deutsch-russische Gesprächsforum auf dem Petersberg in Bonn stattfinden. Der Petersburger Dialog wurde 2001 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen Russland und Deutschland zu fördern.

Putinversteher und Nord-Stream-2-Gegner

In seiner Rede betonte Laschet, dass man „gerade, wenn es schwierig ist, miteinander reden muss.“

Der Ministerpräsident würdigte die Kooperation der Sowjetunion 1990, durch die die Wiedervereinigung erst möglich wurde. „Das sollte man Russland nie vergessen“.

Natürlich musste auf der diesjährigen Festveranstaltung auch der Beitritt der Krim zu Russland Erwähnung finden, der sich am Tag der Veranstaltung zum fünften Mal jährte. Laschet konstatierte, dass der „Dissenz über dieses Thema das Verhältnis belastet“. Er wundere sich aber darüber, wie über diesen Thema – „auch medial“ — in Deutschland diskutiert wird:

„Mein Eindruck ist, das ist heute aggressiver, zugespitzter, als es in den schwierigsten Zeiten des Kalten Krieges war. Wenn Sie ein freundliches Wort über Russland sagen, stehen Sie leicht in der Gefahr, Putinversteher zu sein.“

Laschet zeigte auch Unverständnis gegenüber der Kritik an der Gaspipeline Nord Stream 2:

„In einer Phase, in der die Niederlande ihre Gasproduktion auf null zurückfahren und Norwegen immer weniger Gas hat, zu erklären, ich bin gegen Nord Stream 2, erfordert schon eine hohe intellektuelle Überwindung der Gesetze der Logik.“

Laschet plädierte dafür, „Wirtschaftsfragen bei der Wirtschaft zu belassen“.

Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen betonte die vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen, die sein Bundesland mit Russland pflegt. NRW unterhält seit elf Jahren in Moskau ein eigenes Kontaktbüro für Hochschul- und Forschungszusammenarbeit. „So etwas haben wir in keinem anderen Land“, unterstrich Laschet.

Erlesenes Publikum

Auch das Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten Ballsaal des Hotels Adlon am Brandenburger Tor war am Montagabend ausgewählt. Die ehemaligen deutschen Botschafter in Russland Ernst-Jörg von Studnitz, Hans-Friedrich von Ploetz und Ulrich Brandenburg waren anwesend, genauso wie Rainer Pofalla, deutscher Vorsitzender des Petersburger Dialogs. Aus der aktiven Politik dabei waren unter anderem Doris Schröder-Köpf, die vergangenes Jahr dem Deutsch-Russischen Forum beigetreten ist, und Klaus Ernst, Bundestagsabgeordneter der Linken.

Ehrenpreis für Lenas Großvater

Zum Abschluss der diesjährigen Veranstaltung des Deutsch-Russischen Forums erhielt Dr. Andreas Meyer-Landrut den Ehrenpreis. Er gehörte zu den Gründungsvätern des Forums im Jahre 1993 und war dessen erster Vorsitzender bis 1999. Meyer-Landrut war seit 1955 für den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik tätig. Insgesamt fünfmal war er auf Posten in der Deutschen Botschaft in Moskau, zuletzt von 1987 bis 1989 als Botschafter. Der inzwischen 89-jährige ist Großvater der Popsängerin Lena Meyer-Landrut, die 2010 den Eurovision Song Contest gewann.

„In der heutigen Zeit, in der die politischen Beziehungen milde gesagt zu wünschen übrig lassen, sind Kultur und Wirtschaft die Säulen des Daches, auf dem unsere Beziehungen ruhen.“

Die Wirtschaftsbeziehungen seien „nicht schlecht“, so Meyer-Landrut. „Besonders ärgerlich“ seien jedoch die Sanktionen und die „Störfeuer gegenüber Nord Stream 2“. Zu der Gas-Pipeline sagte der Ex-Diplomat: „Es ist natürlich besonders ärgerlich, dass jetzt auch noch das Europaparlament sich bemüßigt gefühlt hat, eine Resolution zu verabschieden, die den Bau dieser Leitung ablehnt.Dabei wissen, glaube ich, diese Herren Abgeordneten nicht,  dass sie sich ins eigene Fleisch schneiden, denn es ist ganz klar, dass die Notwendigkeit, mehr Gas nach Europa zu bringen, in den nächsten Jahren stark ansteigen wird. Dann müssen die Herrschaften, wenn sie Erfolg haben sollten, Gas von den arabischen Staaten oder den USA kaufen. Und das wird sehr viel mehr kosten, als das russische Gas.“

Zum Schluss seiner Dankrede zeigte sich Meyer-Landrut trotzdem zuversichtlich:

„Ich bin absolut positiv überzeugt, dass wir wieder zu guten Beziehungen zu Russland kommen werden.“

Der ehemalige Botschafter wurden an diesem Abend auch mit dem Ehrenzeichen des Außenministeriums der Russischen Föderation ausgezeichnet – eine Ehre, die nur selten einem Nicht-Russen zuteilwird."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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