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Wenn Borrell die Wahrheit spricht

Archivmeldung vom 08.12.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Josep Borrell (2020)
Josep Borrell (2020)

Foto: FlickreviewR 2
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nicht nur Borrell sieht in der Gegenwart einen Sturm tosen; auch der chinesische Präsident Xi Jinping gebrauchte dieses Bild in seiner Rede auf dem Parteitag der KP Chinas. Nur sind ihre Sichtweisen auf diesen Sturm genau entgegengesetzt. Dies berichtet Dagmar Henn im Magazin "RT DE".

Weiter berichtet Henn auf RT DE: "Josep Borrell, der Außenbeauftragte der EU-Kommission, macht immer wieder durch auffällige Zitate von sich reden. Im Oktober war es die Aussage, die EU gleiche einem Garten und der Rest der Welt einem Dschungel; und nun sagte er:

"Wir leben in einem perfekten Sturm, und um diesen Sturm zu navigieren, können wir die Routen und Karten der Vergangenheit nicht gebrauchen. Wie die Entdecker und Konquistadoren müssen wir eine neue Welt erfinden. Und wir müssen unseren strategischen Kompass neu kalibrieren und uns dabei der Geschichte bewusst werden, um das Ausmaß der Veränderungen zu verstehen, vor denen wir stehen."

Die Conquista, die blutige Eroberung Lateinamerikas, war die globale Fortsetzung der Reconquista in Spanien selbst, bei der die katholischen Monarchen Ferdinand und Isabella nicht nur die arabische Besetzung beendeten, sondern auch Bewässerungssysteme zerstörten und eine mehrere Generationen anhaltende Welle religiöser Verfolgungen auslösten. In Lateinamerika wurden schlicht die Einheimischen umgebracht oder versklavt, und dann holte man sich neue Sklaven aus Afrika.

Aber eigentlich ist Borrell nur äußerst undiplomatisch ehrlich. Die Sturmmetapher, die er gebrauchte, erinnert an die Rede von Xi Jinping vor dem Parteitag der KP Chinas; Xi sprach von einer Welle der Befreiung, die die stürmischen Zeiten auslöse, und Borrell gibt ordentlich den Gegenspieler, indem er auf eine Welle der Versklavung verweist.

Genaugenommen auf den Anfang der heutigen kolonialen Ordnung, und insofern macht es Sinn, dass er diesen Satz vor einer Versammlung lateinamerikanischer Parlamentarier aussprach. Wenn diese das als Drohung aufgefasst haben, haben sie ihn genau richtig verstanden.

Denn unter all dem Gerede von einer "regelbasierten Weltordnung" mit der darum geschlungenen Dekoration von "Menschenrechten" ist das der Punkt, um den es geht, im Grunde in jedem einzelnen Konflikt, der gerade global mehr oder weniger heftig geschürt wird. Nein, sogar bei der Inflation der Nahrungsmittelpreise und den Spekulationen auf den Energiemärkten, die selbst in Europa so viel Elend erzeugen, geht es letztlich doch darum, die Länder des Südens wieder in die Knie zu zwingen.

Und weil es nicht allzu gut aussieht mit diesem Versuch, weil die militärische Macht der NATO gerade schon an Russland alleine scheitert, ganz zu schweigen von Russland und China, bleibt dem Spanier Borrell nichts anderes übrig, als die große Zeit Spaniens heraufzubeschwören, das Reich Karls V., in dem die Sonne nie unterging; als die enormen Goldschätze der Inkas und Azteken mit einer zahlenmäßig weit unterlegenen Armee geplündert und der ganze südamerikanische Kontinent unterworfen wurde.

Man könnte sogar noch Düstereres hinter seiner Aussage wittern. Denn die Konquistadoren besiegten ihre Gegner nicht mit der Gewalt ihrer Waffen, sondern vor allem mit dem, was sie außerdem noch mitgebracht hatten, mit ihren Seuchen. Wie war das mit den Biolaboren in der Ukraine? Wie ist das mit den chinesischen Vermutungen zum Ursprung von COVID-19?

Das ist die zweite Drohung, die sich aus dem "Kalibrieren des strategischen Kompasses" herauslesen lässt. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass der Kompass eine Erfindung der chinesischen Seefahrer war, und dass die ganze Nummer von Cortés, Pizarro und Co. nur deshalb Erfolg hatte, weil China seine gigantische Flotte zuvor eingemottet hatte. Inzwischen wissen die Chinesen nur allzu gut, mit wem sie es zu tun haben, und arbeiten ernsthaft daran, den fatalen Fehler von vor über fünfhundert Jahren wiedergutzumachen.

Man braucht sich übrigens nicht einbilden, das Schicksal, das Borrell für die Europäer vorgesehen hat, wäre um einen Deut besser. Denn neben der sehr sichtbaren Ebene des Gegensatzes von Garten und Dschungel (der übrigens in Lateinamerika sehr tief verankert ist), die dem nicht westlichen Teil der Welt den Status von Barbaren zuweist, gibt es noch eine weitere. Wem dient schließlich die Ordnung des Gartens?

Nicht den Pflanzen, nicht der Tierwelt, die beide womöglich im Dschungel besser gedeihen; die Ordnung des Gartens dient einzig dem Besitzer des Gartens. Die Menschen Europas sind also die Zuchtpflanzen, die in Reih und Glied ausgesät und an Spaliere gebunden, gepfropft oder, wenn sie dem Herrn des Gartens nicht behagen, mit Stumpf und Stiel ausgerissen werden, nur Borrell und seinesgleichen, oder wer immer es konkret sein mag, dem er sich verpflichtet fühlt, genießen die Ordnung zu ihrem Nutzen.

Die ideale Vermählung beider Bilder ließe sich dann in den Gärten der Sklavenhalterplantagen der Karibik finden, in denen der Luxus der gepflegten Umgebung der Herrenhäuser dazu diente, den Schweiß und das Blut zu überdecken, aus denen dieser Reichtum gesogen wurde.

Bezogen auf den Kampf, der auf dem Globus tobt, sind Borrells Bilder weit näher am Kern der Dinge als das Geplapper von Baerbock. Der Sturm ist übrigens schon seit Shakespeare eine Metapher für den Kolonialismus, und der von Prospero unterworfene Caliban gilt als erste literarische Gestalt, die für den Aufstand der Unterworfenen steht. Aber der heutige Sturm weht in die Gegenrichtung, Calibans Dschungel ist das Bild der Freiheit, und die Hoffnung der Gegenwart lautet, die Geschichte der Konquistadoren endgültig ins Museum zu bannen. Um das herum dann auch gern ein Garten liegen darf."

Quelle: RT DE

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