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Zuflucht auf Hohe See

Archivmeldung vom 03.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Soll 10 Milliarden Dollar kosten: die Freedom Ship City. Bild: GoMoPa
Soll 10 Milliarden Dollar kosten: die Freedom Ship City. Bild: GoMoPa

Eine Stadt, die keine Abgaben erhebt und in der es keine Verbrechen gibt; deren Bürger neben ihrer Arbeit nur dem Wohlleben frönen und das alles an den schönsten Küsten der Erde - seit 17 Jahren arbeitet der amerikanische Ingenieur Norman Nixon (53) und sein 40köpfiges Team aus Sarasota in Florida an der Verwirklichung dieses maritimen Traums von einer "Freedom Ship City", der schwimmenden Zuflucht auf Hohe See.

So soll ein See-Gehöft aussehen. Bild: GoMoPa
So soll ein See-Gehöft aussehen. Bild: GoMoPa

Das mit 1,3 Kilometern vier Mal längere Schiff als die Queen Mary 2 soll auf 25 Stockwerken 40.000 Wohnungsinhaber, 20.000 Vollzeitbeschäftigte, 30.000 Besucher und 10.000 Übernachtungsgäste, also 100.000 Menschen, beherbergen. Es hat am Heck einen Schiffshafen für 250 Jachten und auf dem Dach einen Flugplatz für Passagierflugzeuge mit bis zu 40 Gästen an Bord. Kostenlose Trambahnen befördern die Bewohner rund um die Uhr. Der Koloss ruht ähnlich wie eine Bohrinsel auf einem Geflecht aus Stahlzellen; jede zirka 450 Quadratmeter groß. 100 dieselbetriebene Schiffsschrauben – alle um 360 Grad schwenkbar – setzen die Insel in Bewegung, garantieren maximale Manövrierfähigkeit und übernehmen via Generatoren die Stromerzeugung. Nicht recycelbarer Abfall wird verbrannt, Wasser an Bord aufbereitet, gesammeltes Glas und Plastik im nächsten Hafen als Rohstoff verkauft. Alle zwei Jahre hat das Schiff (Höchstgeschwindigkeit 18,5 Kilometer pro Stunde) die Welt umrundet. Es passt allerdings in keinen Hafen. Eine 2000-Mann-Truppe unter einem Ex-FBI-Mann sorgt für innere Ordnung und äußere Sicherheit (Piratenabwehr).

Die schwimmende City soll kein Eldorado für Superreiche sein, sondern erlaubt auch Krankenschwestern, Lehrern und Bäckern aus aller Welt den Kauf einer Wohnstube auf hoher See. Als Steuerparadies eignet sich die Schiffs-Stadt auch nicht, weil ein Hochseeschiff von den Steuerbehörden nicht als erster Wohnsitz anerkannt wird. Die Passagiere müssen weiter in ihren Heimatländern Steuern zahlen - falls sie ihren Wohnsitz nicht schon längst in eine Steueroase auf festem Land verlegt haben.

Knapp 3.000 der 17.000 Apartments sind schon reserviert, und internationale Firmen aus allen Branchen bekunden Interesse, auf dem Rekordschiff mit 1,7 Millionen Quadratmeter Decksfläche ihre Filiale zu eröffnen. Doch Geschäftsmann Nixon ist vorerst bei der Finanzierung des 10-Milliarden-Euro-Projekts stecken geblieben.

Im Juli 2009 hatte Nixon finanziell alles auf eine Karte gesetzt. Nixon teilte dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mit: "Das Projekt steckt in der Schwebe, weil mein Geschäftspartner unser gesamtes Geld an einen Mann überwies, der dafür ein Peruanisches Gold Zertifikat im Wert von einer Milliarde Dollar kaufen wollte." Ob das Geschäft geklappt hat und ob es aus ihm die bennötigten 10 Milliarden Dollar erwachsen, ist fraglich. Die Führungscrew der Freedom Ship International Incorporation will nicht mehr länger warten und sucht nun dringend Werften, See-, Entwicklungs-, Bau-Unternehmen, Stahl-, Kraftwerke und Unterhaltungsunternehmen als erste Partner für ein Joint-Venture.

„Es ist für mich keine Frage mehr, ob wir Freedom Ship City “ bauen, sondern nur noch wann“, versichert Nixon und stützt sich auf Marktumfragen und das riesige Interesse. Kein Wunder: „Freedom Ship“ offeriert das 100-Quadratmeter-Apartment – ohne Meeresblick – schon für knapp 150.000 Euro und unterbietet damit den Preis eines Reihenhauses in Deutschland.

Wohnen auf einem Luxusliner

Dass der Traum von einer Immobilie auf hoher See kein Traum bleiben muss, beweist der europäische Luxusliner World des Unternehmens ResidenSea mit Sitz in Oslo . Auch dem zunächst mit 300 Metern Länge geplanten Wohnschiff drohte 1998 wegen fehlender Investoren das Aus, denn nur ein Viertel der Kabinen war verkauft. Der norwegische Reederssohn Knut Kloster schrumpfte das Projekt. Im Dezember 2001 lief eine verkleinerte World mit einer Länge von 196,35 Metern vom Stapel und stach Mitte Januar 2002 mit 110 statt 250 Wohnkabinen in See. Es ist das erste und einzige Kreuzfahrtschiff der Welt mit Eigentumswohnungen an Bord.

Knut Kloster junior ist der jüngste Sprössling eines alteingesessenen Kreuzfahrer-Clans aus Oslo. Die Zeit schrieb über ihn, dass dessen Vater in den frühen sechziger Jahren mit billigen Karibiktrips das Kreuzfahrtgeschäft für die Massen mitbegründet hatte, der Junior aber eine Schiff voller luxuriöser Eigentumswohnungen wollte - für Multimillionäre, die nicht mehr an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Land wohnen möchten. Ein Domizil für eine handverlesene Kundschaft, die sich auf hoher See und in den schönsten Häfen der Welt zu Hause fühlen will. Etwa 260 Millionen US-Dollar kostete der Bau des schwimmenden Apartmenthauses.

Weil Knut Kloster ein beharrlicher Mensch mit exzellenten Kontakten zu Risikofinanziers ist, wurde das Schiff gebaut. Die 110 Eigentumswohnungen sind durchschnittlich 140 Quadratmeter groß. 90 Apartments wurden schon vor dem Bau verkauft, pro Wohnung für mehr als zwei Millionen Dollar. An einen Verwaltungsratschef aus der Schweiz, einen Dotcom-Millionär aus San Francisco, einen Kunstsammler aus Oslo, einen Erfolgsautor aus Lateinamerika. Es sind wohlhabende und sehr wohlhabende Menschen zwischen 30 Jahren und 90 Jahren aus Deutschland, Europa, den Vereinigten Staaten, Mexiko und Hongkong. "Meine Frau und ich sind außerordentlich zufrieden mit der Art von Leuten, die unsere Nachbarn werden", sagt Peter Beckwith, einer der Käufer, ein 55-jähriger Brite, den Fitness-Studios reich gemacht haben.

Damit es den Wohnungseigentümern auf hoher See nicht langweilig wird, verfügt das Schiff über Tennisplätze, einen Spa-Bereich, eine Laufstrecke, Konferenzräume, Nachtclub, Restaurants und Driving Range für Golfspieler, eine Konzerthalle für klassische Musik, einen Supermarkt und eine Wäscherei, einen Operationssaal und zwei Särge, Kanonen gegen Piratenangriffe, 88 Gästesuiten und weitere Gästezimmer für Geschäftsfreunde und Personal (250 Matrosen und Dienstboten). Musterwohnungen mit teuren Teppichen und antiken Möbeln können beim Ausstatter in der Nähe Wiens besichtigt werden. Die ganz großen Apartments waren schnell weg“, erklärte Regina Holst, Geschäftsführerin der Hamburger Immobilienfirma Eureal. Sie übernahm den Verkauf im deutschsprachigen Raum und kennt die Ansprüche der noblen Kunden ab Mitte 40: „Die Käufer wollen auf bequeme Art und mit Gleichgesinnten reisen.“ Sprich eher Gleichgestellten. Neun der insgesamt 68 verkauften und 15 reservierten Appartements gingen in deutsche Hände.

Für ihr neues Zuhause auf 103 bis 300 Quadratmetern dürfen die Käufer ein Design auswählen, denn Brandschutzbestimmungen untersagen das Mitbringen eigener Möbelstücke. Alles inklusive im beachtlichen Kaufpreis von rund 2,3 Millionen Euro für die kleinste Wohneinheit. Die wirklichen Luxuskajüten mit drei Schlafzimmern und etwas über 300 Quadratmeter Auslauf kosten 7,5 Millionen Dollar. Anfängermillionäre können sich jedoch für 900 000 Dollar mit einer simplen Einraumwohnung bescheiden. Am falschen Ende zu sparen, hat sich aber noch nie ausgezahlt. Bewohner der Minikajüten müssen sich nämlich in einem der vier Edelrestaurants an Bord selbst verköstigen, während die Großraumbleiben über voll ausgestattete Küchen verfügen. Geschirr der Edelmarke Wedgewood. Silberbesteck von Christoffle. Kühlschränke, Geschirrspüler, Waschmaschine und Toaster von AEG. Küchenmesser von WMF. Auch die Kristallgläser kommen aus Deutschland. Marke Schott Zwiesel. Man gönnt sich ja sonst nichts.

An Bord lässt es sich arbeiten wie im Büro eines Konzerns

"Sie können Videokonferenzen abhalten, Sekretariate mieten, via Satellit telefonieren und im Internet surfen. Ihren Geschäften können Sie nachgehen wie in jedem Büro eines multinationalen Konzerns", sagt der Marketingchef. Und sein Mitarbeiter, der sich um die Inneneinrichtung kümmert, ergänzt: "Wenn Sie wollen, können Sie hier an Bord ein Dotcom-Business aufziehen." Das Schiff schwimmt ohne Pause, weil es in keinen Hafen passt. Denn das war für Knut Kloster das Wichtigste: ResidenSea soll kein schwimmendes Altersheim sein, kein letzter Hafen. Vielmehr wird dieses Schiff einen völlig neuen Lebens- und Arbeitsstil begründen - und ein paar Kunden haben tatsächlich vor, ihren Erstwohnsitz demnächst zu verlassen, um ihr Leben auf dem Ozean zu verbringen. "80 Prozent unserer Kunden stehen aktiv im Geschäftsleben", betont Kloster.

Allerdings gilt auf dem Meer ein widersprüchlicher Mix von Gesetzen, die alle nicht so recht für dauerhafte Seebewohner geschrieben wurden: Das Schiff wird unter der Flagge der Bahamas segeln, auf hoher See gilt das Meeresrecht, in den Häfen und Territorialgewässern das Recht der Gastländer. Für Verträge auf der ResidenSea wird das Recht des Bundesstaates New York gelten, doch in manchen Dingen müssen die Seefahrer weiterhin den Regeln ihrer Heimatländer gehorchen. "Technische Details, die noch nicht ganz ausgearbeitet sind", gibt der Marketingchef zu. Und scherzt: "Wenn Sie Ihren Nachbarn auf hoher See erstechen wollen, wenden Sie sich vorher an einen guten Rechtsberater."

Da auf der World Millionäre praktisch unter sich sind, haben sich vor einem Jahr ein paar alternative Silicon-Valley-Millionäre aus Kalifornien zusammengetan, um gleich eine ganze Reihe von Kolonien mitten im Ozean zu bauen, auf denen Menschen auf hoher See frei und weitab von terrestrischen Regierungen wohnen und leben können. Das Projekt nennt sich Seasstead - Seegehöft. In einem Jahr soll der erste Prototyp auf Grundlage einer alten Ölbohrplattform im Pazifiischen Ozean stehen. Kostenpunkt: ein paar Millionen Dollar. Die primäre Wohnfläche, zirka 300 Quadratmeter pro Person, würde in einer Röhre platziert, die senkrecht im Meer schwimmt. Auf der Plattform darüber soll es Gebäude, Gärten, Sonnenkollektoren, Windkraftanlagen und (natürlich) Satelliten für den Internetzugang geben.

"Es ist eine Geschichte von vielen verrückten Menschen, die versuchen, etwas in einer Weise zu tun, die nicht verrückt ist", sagte Joe Lonsdale, Institut Chairman und Principal bei Clarium Capital Management, ein Multi-Milliarden-Dollar-Hedge-Fonds. Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrates des in diesem Jahr gegründeten Nicht-Profit-Seasteading Instituts in Palo Alto. Ziel des Instituts ist die Schaffung eigenständiger Ozean-Communities mit neuen politischen und sozialen Systemen.

Patri Friedman, 32, Googel-Software-Entwicler (2004-2008) und nun Geschäftsführende Direktor des Instituts Seasteading und Enkel des verstorbenen Nobelpreisträgers Milton Friedman ist unverschämt optimistisch: "Wir werden bis 2015 weltweit die erste unabhängige Meer-Siedlung mit mindestens 50 Vollzeit-Bewohnern und einer Wohnfläche von der Größe eines Fußballfeldes schaffen. Die erste Aufgabe ist es herauszufinden, wo auf den Ozeanen der Welt der am besten geeignete Ort sein würde. Darauf basierend werden wir das genaue Desighn entwickeln."

Doch zunächst sucht er nach einer Finanzierung. Einen Anfang machte Peter Thiel. Der PayPal-Gründer, der das Online-Zahlungssystem im Jahre 2002 für 1,5 Milliarden Dollar verkaufte, trat dem Projekt bei und spendete für den Anfag eine halbe Million Dollar.

Vorstellbar wäre eine Stadt im Mittelmeer

Friedmann: "Eine vorstellbare Lage für die erste schwimmende Stadt wäre das Mittelmeer, wo Seastead von der Nähe zu reichen europäischen Nationen und dem relativ milden Wetter profitieren könnte. Die Gewässer der Karibik sind zwar in der Nähe des US-Marktes, aber die Karibik erfährt eine jährliche Hurrikan-Saison. Die Wellenhöhe ist von entscheidender Bedeutung, da die Energie von einer Welle exponentiell zunimmt, je höher sie wächst. Die Wellen im Pazifischen Ozean Wellen erreichen regelmäßig bis zu 30 Meter, während sie im geschützten Mittelmeer oder der Ostsee im Durchschnitt zwei Meter Höhe erreichen." 

Quelle: GoMoPa (Siegfried Siewert)

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