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Sarrazin: Deutschland soll Euro-Ausstieg nicht länger ausschließen

Archivmeldung vom 21.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Thilo Sarrazin Bild: Deutsche Bundesbank
Dr. Thilo Sarrazin Bild: Deutsche Bundesbank

Der frühere SPD-Spitzenpolitiker und Bestsellerautor Thilo Sarrazin fordert die Bundesregierung auf, nicht länger auszuschließen, dass Deutschland die Euro-Zone verlassen könnte. "Wenn man nicht für sich einen Punkt festlegt, an dem man nicht mehr mitmacht, verliert man jede Verhandlungsmacht", sagte Sarrazin der Zeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). "Ich kenne das aus meinem Beamtenleben", so Sarrazin weiter. "Ich habe Hunderte von Verhandlungen mit Unternehmen geführt, die in Not geraten waren und Bürgschaften haben wollten. Man muss bereit sein, irgendwann zu sagen: Jetzt ist Schluss."

Gegenüber Griechenland sollte sich die Bundesregierung unnachgiebig verhalten, so Sarrazin: "Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich die Sache cool aussitzen; ich würde mich öffentlich mit Meinungsäußerungen zurückhalten und intern in der Sache knallhart bleiben."

Mögliche Verwerfungen an den Märkten nach einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone hält Sarrazin für das kleinere Übel: "Ob die Aktienmärkte dann um 20 Prozent oder um 50 Prozent fallen, ist vergleichsweise sekundär, das ist nach zwei, drei Jahren überwunden. Im Vergleich dazu sind die Kosten einer grundsätzlich falschen Politik - mit einer Transferunion und einer EZB, die dauerhaft eine Inflation von drei, vier, fünf Prozent zulässt - für Deutschland viel höher."

Sarrazin hatte vor zwei Jahren mit seinem umstrittenen Buch "Deutschland schafft sich ab" eine Debatte über die Integration von Ausländern in Deutschland entfacht. Am Dienstag dieser Woche erscheint ein Buch, in dem sich der promovierte Volkswirt mit der Europäischen Währungsunion beschäftigt: "Europa braucht den Euro nicht. Wie uns politisches Wunschdenken in die Krise geführt hat."

Graumann: Sarrazin instrumentalisiert den Holocaust

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Euro-Thesen des ehemaligen Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin scharf kritisiert. Sarrazin versuche mal wieder, "mit schrägen Thesen kalkuliert zu provozieren - und leider gelingt es ihm erneut", sagte der Zentralratspräsident Dieter Graumann dem "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe). "In seiner Gier nach größtmöglicher Aufmerksamkeit schreckt er auch nicht davor zurück, den Holocaust für seine Zwecke zu instrumentalisieren und zu missbrauchen", so Graumann.

SPD-Vorstandsmitglied fordert Sarrazin zum Parteiaustritt auf

Führende Politiker von SPD und Grünen haben angesichts der jüngsten Euro-Thesen des Autors und früheren Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin, in denen er eine Verbindung vom Holocaust zur Euro-Krise zieht, dessen Austritt aus der Partei gefordert. "Sein einzig wertvolles Buch ist das Parteibuch. Er täte sich und der SPD einen großen Gefallen, wenn er dieses zurückgibt", sagte der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, "Handelsblatt-Online". Mit der SPD und ihrer Politik hätten Sarrazins Tiraden nichts gemein. "Die Erfahrung lehrt, dass es immer Parteien gibt, die einen intoleranten und gehässigen alten Ex-Sozialdemokraten gerne aufnehmen."

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck rief die SPD zum Handeln gegen Sarrazin auf. "Wäre ich Sozialdemokrat, würde ich diesen Hetzer nicht in meiner Partei dulden", sagte Beck "Handelsblatt-Online". "Er passt ohnehin inzwischen besser in die rechtsextremistischen Parteien neuen Typs à la PRO oder Die Freiheit."

Empört reagierte Beck darauf, dass Sarrazin in seinem neuen Buch den Holocaust und die europäische Währung in einen Zusammenhang stellt. "Offenbar kann Sarrazin den Juden den Holocaust nicht verzeihen", sagte Beck. "In seinem völkischen Bullshit-Bingo ist Sarrazin keine These zu doof, kein Spruch zu billig." Er stimme in den Chor altnationaler D-Mark-Chauvinisten ein und die Medien versprächen sich davon steigende Einschaltquoten und Auflagen. "Das ist beidseitig schäbig und im Fall von Günther Jauch eine große Verschwendung von GEZ-Mitteln." Jauch habe damit den Bildungsauftrag des öffentlich rechtlichen abgeschaltet.

Auch SPD-Bundesvorstandsmitglied Stegner kritisierte, dass Sarrazin zum wiederholten Male mit "pseudointellektuellen Thesen in Buchform" versuche, Kasse zu machen. "Ressentiments, Schüren von Vorurteilen und das Gegenteil sozialdemokratischer Grundwerte kennzeichnen alles, was er von sich gibt", sagte Stegner.

Trittin nennt Sarrazins Euro-Thesen "erbärmlich"

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hält die jüngsten Euro-Thesen des Beststeller-Autors und früheren Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin für "erbärmlich" und wirft ihm "D-Mark-Chauvinismus" vor. "Sarrazin rutscht immer weiter nach rechts ins Abseits. Es ist erbärmlich, dass er den Holocaust heranzieht, um seinen Thesen zu Eurobonds größtmögliche Aufmerksamkeit zu sichern", sagte Trittin der Tageszeitung "Die Welt".

Trittin sagte über Sarrazin weiter: "Hinter seinem D-Mark-Chauvinismus steckt die Leugnung der Tatsache, das es im massiven Interesse des Exportvizeweltmeisters Deutschland ist, neben dem Dollar eine globale Zweitwährung zu haben - und dass es Deutschland war, das massiv von einer Währungsunion ohne Abwertungsgefahr profitierte."

Trittin sprach sich für Maßnahmen zur Euro-Stützung aus: "Geld zum Erhalt des Euro auszugeben ist für unser Land eine lohnende Investition."

Anlass für Trittins Kritik ist ein Vorabdruck aus Sarrazins neuem Buch "Europa braucht den Euro nicht", wonach deutsche Befürworter von Euro-Bonds bei SPD, Grünen und Linken "getrieben" seien "von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für Holocaust und Weltkrieg erst endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben".

Kauder kritisiert Sarrazin wegen Euro-Thesen scharf

Der Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), hat den früheren Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wegen seiner Euro-kritischen Thesen scharf angegriffen. "Sarrazin liegt erneut falsch. Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte und wird es bleiben", betonte Kauder gegenüber der "Bild-Zeitung". Der einstige Berliner Finanzsenator könne sich im Übrigen darüber freuen, "dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen Werbung für sein Buch" mache, sagte Kauder gestern mit Blick auf den  Auftritt Sarrazins in der ARD-Sendung "Günther Jauch". Den von Sarrazin konstatierten Zusammenhang zwischen der historischen Schuld der Deutschen und dem Euro hält Kauder für abwegig: "Ich muss mich nicht mit jedem dummen Gedanken eines Herrn Sarrazin auseinandersetzen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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