Stegner hält Putin-Selenskyj-Gipfel in Deutschland für möglich

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Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner hält Deutschland für einen möglichen Austragungsort eines Gipfels zwischen der Ukraine, Russlands und der USA. "Wenn es Wünsche, Präferenzen oder gar Anfragen der Beteiligten gibt, einen Gipfel zwischen den Präsidenten Putin und Selenskyj, womöglich mit Trump, in Deutschland auszurichten, und wenn das eine Einigung befördern könnte, sollte sich Deutschland dem auf keinen Fall verweigern", sagte Stegner dem "Tagesspiegel".
"Im Gegenteil: Als größtes Land in der EU sollten wir immer mit gutem
Beispiel vorangehen, was den Einsatz für diplomatische Anstrengungen in
Richtung von Waffenstillstand, Frieden und Sicherheitsgarantien
betrifft." Nach den Eindrücken des Alaska-Gipfels aber sollte die
Bundesregierung "keinesfalls mit solchen Vorschlägen öffentlich
vorpreschen", riet Stegner: "Eine von politischer PR getriebene
Vorgehensweise verbietet sich."
US-Präsident Donald Trump strebt
ein Zweiertreffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit
Kremlchef Wladimir Putin an. Die möglichen Gipfel-Teilnehmer dürften
nach einem neutralen Land als Austragungsort eines solchen Treffens
suchen. Deutschland steht an der Seite der Ukraine. Der Internationale
Strafgerichtshof hatte 2023 Haftbefehl gegen Putin erlassen; dieser
müsste in Deutschland vollstreckt werden.
Die BSW-Vorsitzende
Sahra Wagenknecht brachte Brasilien als möglichen Gipfelort ins
Gespräch. "Zu früheren Zeiten, als Deutschland für eine Außenpolitik der
Zurückhaltung, Entspannung und Vermittlung stand, hätte es ein
geeigneter Ort für ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj sein
können", sagte Wagenknecht dem "Tagesspiegel". "Unter einem
Bundeskanzler Merz, der in maximaler Einseitigkeit Selenskyj hofiert,
und mit einem Außenminister Wadephul, der Russland zum ewigen Feind
erklärt, fällt es als Vermittler aus." Das Treffen solle besser in
Ländern stattfinden, die einen Friedensplan für die Ukraine vorgelegt
hätten, sagte sie: "Vielleicht wäre Brasilien ein möglicher
Austragungsort."
Wagenknecht wandte sich gegen deutsche
Sicherheitsgarantien für die Ukraine. "Dass Friedrich Merz die
Entsendung von Bundeswehrsoldaten in die Ukraine als Teil westlicher
Sicherheitsgarantien tatsächlich für möglich hält, ist erschreckend.
Allein schon aus historischen Gründen verbieten sich deutsche Truppen",
sagte sie: "Im Konfliktfall wäre Deutschland damit sofort Kriegspartei,
das darf ein Kanzler nicht zulassen."
Der SPD-Außenpolitiker
Hubertus Heil lobte das Auftreten von Kanzler Merz in der
Spitzendiplomatie und plädierte für europäische Sicherheitsgarantien für
die Ukraine. "Ich habe einen positiven Eindruck von der Arbeit, die der
Bundeskanzler gemeinsam mit unseren europäischen Partnern derzeit
leistet", sagte Heil dem "Tagesspiegel". Dabei gehe es um "eine
schwierige Gradwanderung: Es gilt im Gespräch mit Präsident Trump
europäische Werte und Interessen zu vertreten und die USA gleichzeitig
für die wirksame Wahrnehmung von Sicherheitsgarantien zu gewinnen."
Die
härtesten Aufgaben auf dem Weg zu einem dauerhaften und sicheren
Frieden für Europa stünden noch bevor, sagte der
Ex-Bundesarbeitsminister: "Einen Frieden, der den Namen auch verdient,
wird es nur durch verlässliche Sicherheitsgarantien geben, die die
Souveränität der Ukraine gewährleisten und Putins Imperialismus klare
Grenzen setzen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur