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Deutsche Versicherungsunternehmen ziehen sich aus Griechenland zurück

Archivmeldung vom 09.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: günther gumhold  / pixelio.de
Bild: günther gumhold / pixelio.de

Die deutschen Versicherungsunternehmen halten nur noch 2,8 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen. Das geht aus einem internen Papier des Finanzausschusses des Bundestages hervor, das der "Welt" vorliegt. Gemessen an den gesamten Kapitalanlagen machen griechische Anleihen nur 0,22 Prozent aus. Eine Laufzeitverlängerung oder gar eine härtere Umschuldung (Haircut) könnte die Assekuranz also verschmerzen.

Vor einem Jahr hatte das Exposure noch 5,8 Milliarden Euro betragen. 2010 wurden Investitionen in Publikumsfonds einbezogen, die 2011 herausgerechnet worden waren. Nach Angaben des Branchenverbandes GdV machen Publikumsfonds jedoch nur ein Prozent des Anlagevolumens der Assekuranz aus. Die Erhebung hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vorgenommen und dabei 181 unter deutscher Aufsicht stehende Unternehmen einbezogen, die gemeinsam weit über 80 Prozent des Marktes abdecken. Bei den Angaben handelt es sich nur um jene Papiere, bei denen das Risiko direkt bei den Versicherungsunternehmen liegt. Nicht enthalten sind jene Anleihen, bei denen die Kunden das Risiko tragen.

Führende Ökonomen fordern Schuldenerlass für Griechenland

Griechenland ist aus Sicht führender Ökonomen allein mit einer Laufzeitverlängerung für bestehende Staatsanleihen nicht vor der Pleite zu retten. "Es ist bei Griechenland nicht mit einer Laufzeitverlängerung getan, denn das Land hat kein bloßes Liquiditätsproblem, sondern ist insolvent", sagte Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, der "Rheinischen Post". Auch der Finanzwissenschaftler Clemens Fuest erklärte: "Die Pleite Griechenlands lässt sich mit der Laufzeitverlängerung nicht verhindern, sondern nur hinauszögern."

Die Ökonomen halten einen Schuldenerlass für Griechenland für unerlässlich. "Da man das griechische Staatsvermögen kurzfristig nicht verkaufen kann, führt an einem Schuldenerlass kein Weg mehr vorbei", sagte Ifo-Chef Sinn. Die Befürchtung der Europäischen Zentralbank (EZB), dass es im Falle eines Schuldenschnitts zum Zusammenbruch des Bankensystems kommen könnte, teilte Sinn nicht. "Die Märkte haben die Abwertung der griechischen Papiere um gut 40 Prozent lange realisiert. Niemand ist mehr überrascht, wenn die Politik anerkennt, was der Markt schon lange weiß." Die Banken hätten für diesen Fall schon Vorsorge getroffen. Fuest, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministers, riet der EU, parallel zum Schuldenschnitt ein Bankenstützungsprogramm aufzulegen. "Man muss Vorkehrungen treffen, strauchelnde Banken zu retten", sagte Fuest. "Vermutlich wird man die Verluste der privaten Gläubiger auch begrenzen müssen, indem man anbietet, die Anleihen zu einem Teil des Nennwertes, zum Beispiel 50 Prozent, aufzukaufen."

"Troika"-Bericht: Griechenland braucht neues Hilfsprogramm

Die "Troika", bestehend aus dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Griechenland trotz des laufenden 110-Milliarden-Euro-Programms noch auf weitere Hilfen angewiesen sein wird. Dem Prüfbericht der "Troika" zufolge werde ausgeschlossen, dass Griechenland 2012 an die Finanzmärkte zurückkehren könne. So seien die Kosten einer Marktfinanzierung "weiterhin nicht tragbar". Dadurch sei das laufende Anpassungsprogramm, welches Griechenland wieder finanziell stärken soll, unterfinanziert. In der Folge könne eine weitere Auszahlung in Höhe von zwölf Milliarden Euro erst geleistet werden, wenn das Problem der Unterfinanzierung beseitigt ist. Anfang Juli hätte Griechenland die nächsten zwölf Milliarden Euro dem aktuellen Hilfspaket bekommen. Zuvor wollen die EU-Finanzminister am 20. Juni über ein neues Hilfsprogramm für das Land entscheiden. Dieses soll Medienberichten zufolge einen Umfang von gut 90 Milliarden Euro haben.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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