Verborgene Geheimdienstzentrale in Paris

Offiziell unterstützt Deutschland die USA im Krieg gegen den Terror nicht aktiv. Doch hinter den politischen Kulissen sieht es ganz anders aus. Von Paris aus operiert der Bundesnachrichtendienst (BND) unter Anleitung der CIA.

Am Rande der französischen Hauptstadt hat sich unbeobachtet von der Öffentlichkeit eine Art Supergeheimdienst etabliert. Ein Zusammenschluss von amerikanischen, französischen, britischen, deutschen und anderen Geheimdiensten. Nahezu unkontrolliert können die Schlapphüte hier nach freiem Ermessen agieren und ihre Erkenntnisse untereinander austauschen.

Zum Verhängnis wurde die hochgeheime Vereinigung u. a. dem Deutschen Christian Ganczarski aus Mülheim/Ruhr. Der zum Islam konvertierte Computerspezialist gilt unter Fahndern als wichtigster europäischer Mittelsmann von Osama bin Laden. Am Flughafen Charles de Gaulle wurde er zusammen mit seiner Familie im Frühjahr 2003 festgenommen. Während Frau und Kinder auf freiem Fuß sind, sitzt Ganczarski in der Haftanstalt Fresnes. Er soll auch in den Anschlag auf eine Synagoge auf Djerba stehen, bei der 14 deutsche Urlauber starben. Ohne ihn, so die Erkenntnisse von Polizei und Geheimdiensten, könne Osama bin Laden weder telefonieren noch ins Internet.

Ganczarski's Wohnung in Mülheim/Ruhr wurde 2003 vom Bundeskriminalamt durchsucht. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte der Verdächtige nicht für die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland von deutschen Behörden belangt werden und reiste ungehindert nach Frankreich. Zum Leidwesen der amerikanischen Regierung, die sofort den Umweg über den Supergeheimdienst bei Paris nahm. Deutsche Gesetze spielten hier keine Rolle, wohl aber die Mitarbeit deutscher Agenten. So konnte der Islamist schließlich in Frankreich festgtenommen werden.

Experten befürchten eine Expansion der "Geheimdienstverbrüderung" bei Paris und damit ein immer häufigeres Umgehen nationaler Gesetze der jeweiligen Mitgliedsländer.