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Wie die NSA in Sachen Krim versagt hat

Archivmeldung vom 11.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de

Dank der NSA-Spähprogramme kontrollieren die USA zwar Spitzenpolitiker weltweit, konnten aber nicht rechtzeitig erkennen: Wladimir Putin wird alles tun, um die Krim nicht zu verlieren. Warum haben die US-Geheimdienste versagt? Mit dieser Frage beschäftigen sich Experten sowohl im Westen als auch in Russland.

Igor Silezkij berichtet hierüber bei Radio "Stimme Russlands": "Das Krim-Parlament hat am Dienstag eine Unabhängigkeitserklärung verabschiedet. Am kommenden Sonntag findet dort ein Referendum statt. Die Menschen werden gefragt, ob die Halbinsel künftig zu Russland oder zu der Ukraine gehören soll. Falls sich die meisten Krim-Bewohner für Russland entscheiden, wollen die regionalen Behörden die entsprechenden Unterlagen so schnell wie möglich nach Moskau schicken.

Wie die „Regierung“ in Kiew darauf reagieren wird, spielt eigentlich keine Rolle. Viel wichtiger ist die Rektion der USA. Präsident Barack Obama verspricht, Russland mit Sanktionen zu würgen. Nicht alle europäischen Partner sind mit ihm einverstanden. Viele beschäftigen sich unterdessen mit der Frage: Wo blieb denn der allmächtige US-Geheimdienst NSA? Amerika habe das stärkste Überwachungs- und Beobachtungssystem weltweit, wisse aber nicht, was im Ausland passiert, stellt Michele Zurleni in einem Beitrag für die italienische Zeitschrift „Panorama“ fest.

Zurleni schreibt, wenige Stunden nach der Bildung einer Übergangsregierung in Kiew habe der russische Präsident Wladimir Putin über ein militärisches Großmanöver informiert. Rund 150.000 Mann seien an diesem Manöver beteiligt gewesen. Am selben Tag habe Mike J. Rogers, Chef des Committee on Intelligence im Repräsentantenhaus, einen NSA-Bericht erhalten, wonach Putins Aktivitäten nur ein Bluff seien. Am nächsten Tag habe die Krim eine prorussische Verwaltung bekommen, bewaffnete Menschen hätten die dortigen Flughäfen unter Kontrolle gestellt und die ukrainischen Militärstützpunkte auf der Halbinsel blockiert. Putin sei einen Schritt voraus. Es bleibe dem Weißen Haus nichts anderes übrig, als dem blitzschnell agierenden Kreml-Chef nachzueilen, so Zurleni.

Dann fragten sich auch die Amerikaner, warum ihre Regierung von der Krim-Krise so überrascht wurde. Dem US-Präsidenten wurde eine zu träge Politik gegenüber Putin vorgeworfen. Auch US-Geheimdienste, Behördenchefs und Experten wurden scharf kritisiert. Wladimir Jewsejew, Chef der russischen Denkfabrik „Public Political Studies Center“, kommentiert:

„Dass Russland nicht als gleichstarker Partner betrachtet wird, hat die Bemühungen der US-Geheimdienste sehr deutlich beeinflusst. Die USA überschätzen ihre Möglichkeiten im Geheimdienstbereich und haben sich deshalb so blamiert. Sie haben Russlands Möglichkeiten offensichtlich unterschätzt und die weitere Entwicklung der Situation falsch kalkuliert. Die russischen Geheimdienste haben dagegen ihre Fähigkeit gezeigt, vor dem Hintergrund eines Informationskrieges und einer globalen Überwachung durch die USA zu arbeiten.“

Andrej Massalowitsch, Präsident des russischen IT-Konsortiums Inforus, sagt, der technologische Durchbruch der letzten Jahre habe eine unerwartete Nebenwirkung. US-Analysten hätten sich völlig auf die Elektronik verlassen und die Grundlagen der Geheimdienst-Arbeit zum Teil vergessen:

„Der Zugriff auf primäre Informationen, d.h. auf Telefongespräche, E-Mails und Datenbanken war jahrelang der Stein des Anstoßes im Geheimdienstbereich. Als man endlich technische Optionen dafür bekam, wurde man euphorisch. Riesige Datenmengen wurden gesammelt. Was zu kurz kam, war der richtige Umgang damit, also die analytische Bearbeitung. Doch ein Geheimdienstler muss nicht nur wissen, wer was gesagt hat, sondern auch allgemeine Trends und mögliche Konsequenzen erkennen. Und ausgerechnet diese analytische Arbeit erlitt in vielen Bereichen Rückschläge.“

Ex-CIA-Mitarbeiter und Buchautor Bob Baer sagt, Putin bespreche seine Strategie weder per Handy noch auf Facebook oder Twitter. Die alte CIA hätte laut Baer versucht, einen V-Mann im militärischen Apparat des Kreml zu finden. Jetzt habe man stattdessen auf digitale Spähprogramme gesetzt und letztendlich versagt, so der US-Experte. Der Westen startete eine Operation, um einen Machtwechsel in Kiew zu erzielen, entdeckte aber plötzlich, dass Putin einen Gegenplan hat. Worin dieser Plan besteht, davon hatte man im Westen keine Ahnung. Trotz ihres uneingeschränkten Zugriffs auf Daten sind die US-Geheimdienste also nicht omnipotent."

Quelle: Text Igor Silezkij - „Stimme Russlands"

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