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Wer bedroht eigentlich wen? Reinhard Lauterbach zu „Provokationen“ von Nato und Russland im Schwarzen Meer

Archivmeldung vom 05.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Bild: Screenshot Youtube
Bild: Screenshot Youtube

Während die Vorfälle mit den Kriegsschiffen „Defender“ und „Evertsen“ noch nicht abgeklungen sind, kommen weitere Nato-Schiffe zur US-ukrainischen Militärübung im Schwarzen Meer an, kontrolliert von russischen Luftstreitkräften. Welches wollen die beiden Seiten? Russland-Experte Reinhard Lauterbach bringt es auf den Punkt, schreibt das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "An diesem Wochenende haben sich der Übung „Sea Breeze 2021“ noch die italienische Fregatte „ITS Virginio“ Fasan, die türkische Fregatte „TCG Barbaros“ sowie das rumänische Kriegsschiff „ROS Regina Maria“ angeschlossen. Das russische Außenministerium warnte vor kurzem davor, dass Washington und seine Verbündeten das Schwarze Meer bewusst in eine Zone der militärischen Konfrontation verwandeln würden – die russische Schwarzmeerflotte hat ihrerseits Übungsflüge über dem Gewässer zur Kontrolle der Nato-Manöver bekanntgegeben. Sollte sich die Situation wie mit dem britischen Kriegsschiff „Defender“ wiederholen, warnte am Sonntag Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, würde die russische Seite dann gewiss hart reagieren.

Wer hat angefangen?

Ganz schön aggressiv-bedrohlich, dürfte sich die westliche Seit denken. So sprach das niederländische Verteidigungsministerium letzte Woche ebenfalls von einer „gefährlichen Lage“ im Schwarzen Meer zwischen der niederländischen Fregatte „Evertsen“ und den russischen Kampfjets. Die letzten hätten die „Evertsen“ etwa 14 Seemeilen vor der Küste der Halbinsel Krim mit Scheinattacken „wiederholt bedrängt“ und provoziert. Nein, es seien die beiden Schiffe „Defender“ und „Evertsen“, die provozieren würden, konterte Moskau, und nicht umgekehrt. Wer hat aber angefangen?

„Es hilft nicht weiter, immer zu fragen, wer ‚angefangen’ hat“, kontert der Russland-Experte und Buchautor Reinhard Lauterbach auf SNA-Anfrage.

„Das ist moralisierend und bringt nichts. Im Schwarzen Meer treten zwei Interessen in Konflikt, und das russische ist ziemlich massiv: nicht an seiner Südküste maritim eingeschnürt zu werden.“

In seinen Texten für die Tageszeitung „Junge Welt“ hat Lauterbach jedoch gerade das zeitliche Zusammenfallen der Beinahekonfrontationen mit „Defender“ und „Evertsen“ hinterfragt. Aus seiner Sicht liegt die Aufgabe von „Sea Breeze 2021“ gerade darin, die Reaktion der russischen Küstenverteidigung zu testen. In den Augen der deutschen Medien würden allerdings die Russen den Ablauf von „Sea Breeze 2021“ vor der Küste von Odessa stören - „ausschließlich in internationalen und ukrainischen Gewässern“, wie die US-Seite betont. Diese Übung wird eigentlich schon seit 1997 abgehalten. Trotz der Moskauer Aufforderung an Washington, auf das Manöver zu verzichten, findet es dieses Jahr besonders groß angelegt statt.

„Die Nato testet, ob sie es schafft…“

Was die Nato jetzt versuche, sei, die strategischen Folgen der Krim-Übernahme von 2014 zu neutralisieren, schätzt Lauterbach ein. „Damals wollte Russland der Gefahr vorbeugen, nach einem Wechsel der Ukraine in die Nato und der annoncierten Aufkündigung des Stationierugsvertrags für Sewastopol mit seiner Schwarzmeerflotte in Noworossijsk eingesperrt zu sein. Das war Putin und seinen Strategen auch wert, die Region mit der stärksten ‚prorussischen Lobby’ der Ukraine aus deren innenpolitischem Kräfteverhältnis herauszunehmen.“ Insofern habe aber Moskau, findet Lauterbach, objektiv die „Ukrainisierung der Ukraine“, also eine verstärkte Abkoppelung der Ukraine von Russland befördert, „auch wenn das natürlich nicht die Absicht war“.

Lauterbach zeigt sich überzeugt: Nun teste die Nato, ob sie es schaffe, zwischen Odessa und der georgischen Hafenstadt Batumi einen neuen maritimen Kordon vor die russische Schwarzmeerküste zu legen. „Also die Schwarzmeerflotte wieder einzusperren, ob mit oder ohne Sewastopol“. Hinzu komme die langfristige strategische Verschlechterung der Lage Russlands im Schwarzen Meer durch den Bau des neuen Kanals um Istanbul herum, des 45 Kilometer langen „Istanbul“-Kanals, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbinden und dabei leistungsfähiger als die Passage durch den Bosporus sein soll.

„Langfristig geht es um...“

„Der Kanal würde vor allem nicht der Konvention von Montreux von 1936 unterliegen, die die Präsenz von Kriegsschiffen von Nicht-Anrainerstaaten wie USA, Großbritannien oder auch Deutschland limitiert“, sagt Lauterbach weiter. „Das heißt, langfristig sieht es danach aus, dass der Westen – gemeinsam mit der Türkei, die daran ihre eigenen Interessen hat, die nicht mit denen der USA zusammenfallen müssen – Russland im Schwarzen Meer eingeschnürt und aus dem Mittelmeerraum verdrängt.“ So gehe es auf lange Sicht eigentlich um das Mittelmeer und Russlands Präsenz im Nahen Osten, sagt Lauterbach zum Abschluss.

Am Sonntag hat der ukrainische Präsident Wladimir Selenski übrigens den US-Zerstörer „Ross“ um Hafen von Odessa besichtigt. Es sei symbolisch, dass am 4. Juli der Tag der ukrainischen Marine und die US-amerikanische Unabhängigkeit gefeiert werden, sagte Selenski an dessen Bord. Mit der Unterstützung der Partner könne die Ukraine ihre Unabhängigkeit selbstbewusster und erfolgreicher verteidigen. Die bisher größte „Sea Breeze“-Übung sei ein Signal, dass „die Ukraine mit der russischen Aggression nicht allein gelassen wird“."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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