Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Weltgeschehen Geht amerikanischen Banken das Geld aus?

Geht amerikanischen Banken das Geld aus?

Archivmeldung vom 20.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dollar: Google und Facebook scheffeln Geld.
Dollar: Google und Facebook scheffeln Geld.

Bild: Andreas Hermsdorf, pixelio.de

Die US-Notenbank hat über Nacht 128 Milliarden Dollar ins Finanzsystem gepumpt: Eine überraschende Liquiditätskrise – amerikanische Banken brauchen plötzlich mehr Geld von der Fed. Anleger stoßen US-Anleihen ab, während unklar bleibt, wie die Dynamik zu korrigieren ist. Natalja Dembinskaja fragt in ihrem Bericht beim russischen online Magazin "Sputnik", kann das Beben in den USA eine neue Weltfinanzkrise auslösen?

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Von einem Tag auf den anderen hat sich die Nachfrage der US-Banken nach kurzläufigen Fed-Krediten fast verdoppelt. Am Montag, den 16. September, wollten amerikanische Geldinstitute 53,2 Mrd. Dollar von der Notenbank leihen – am Freitag, den 13., waren es 27 Mrd. gewesen. Der Nachfragesprung ließ die Zinsen hochschnellen, von 2,29 auf 4,75 Prozent.

Tags darauf fragten amerikanische Geldhäuser insgesamt 80,05 Mrd. Dollar kurzfristiger Kredite bei der Fed nach. Die Zinsen sprangen auf über 10 Prozent. Weil die Fed für kurzzeitige Liquiditätsspritzen eine Tagesgrenze von 75 Mrd. Dollar angesetzt hat, blieben Nachfragen in Höhe von 5 Mrd. Dollar ungedeckt.

Eine andere wichtige Kennzahl – der Zins der sog. Federal Funds (eines Systems, in dem Banken anderen Banken Überschüsse als Kurzzeitkredite bereitstellen) – hat sich auch erhöht: von den 2,3 Prozent, die die Federal Reserve als Zielkorridor festgelegt hat, auf 2,35 Prozent – so teuer waren die Interbankengeschäfte weder auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 noch nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2002.

Um den Geldmarkt vor einer Lähmung zu bewahren, kauft die Federal Reserve Wertpapiere von den Banken (Staats- und Behördenanleihen, Verpflichtungen aus Hypotheken) im Gesamtwert von 128 Mrd. Dollar auf. Am Donnerstag folgte eine weitere „QE“-Welle: die Notenbank hat zusätzliche 75 Mrd. Dollar lockergemacht. Sollte das die Kreditzinsen nicht normalisieren, bleibt der Notenbank nur eine einzige Möglichkeit: ein massives Geldprogramm wie jenes aus der Zeit der Weltfinanzkrise 2008.

Indes hatte die Fed den Leitzins am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb dieses Jahres um 0,25 Prozent gesenkt, doch blieben die von den Anlegern erhofften Ankündigung einer Änderung der Geldpolitik aus. Nur so viel ließ Fed-Vorsitzender Jerome Powell wissen: „Gut möglich, dass wir das organische Bilanzwachstum werden früher wiederaufnehmen müssen, als wir dachten.“

Dass weder die Fed noch die unabhängigen Analysten die Ursachen dieser plötzlichen Krise richtig erklären können, ist das, was am meisten beunruhigt. „Hat sich ein beständiger Liquiditätsengpass etabliert, bedeutet das, dass die Fed die Kontrolle über den Markt verloren hat“, erklärt die Bank of America. Mit anderen Worten: Ein Finanzcrash ist nicht mehr fern.

Tatsächlich hatten die Alarmglocken längst geschrillt. Marktteilnehmer verwiesen auf die seit 2014 beständig schrumpfenden Bankreserven in den USA. Es kommen immer mehr Zweifel auf, ob die Fed noch fähig sei, das Wirtschaftswachstum mittels der Geldpolitik zu steuern.

Experten erinnern daran, dass gerade die Kurzzeitgeschäfte auf dem Finanzmarkt für die letzte Finanzkrise maßgeblich waren. Die Anleger hatten Zweifel an der Zuverlässigkeit von kreditfinanzierten Wertpapieren. Mit dem Systemcrash bei kurzläufigen Leihgeschäften hatte denn auch alles angefangen. In Anbetracht der wachsenden Verluste dieser „Wertpapiere“ verloren die Anleger das Vertrauen in die Großbanken.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Duke University geben 53 Prozent der Finanzvorstände der größten US-Firmen an, sie würden eine Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten noch vor den Präsidentschaftswahlen 2020 erwarten.

Die Marktteilnehmer nennen mehrere Gründe dafür, dass die Quellen der Kurzzeitfinanzierung plötzlich versiegt sind. Der Geldmangel sei entstanden, nachdem die Unternehmen die Quartalssteuern bezahlt und das US-Finanzministerium neue Anleihen im Milliardenwert verkauft hatten.

Die Kluft zwischen den Staatsausgaben und -einnahmen verschlimmere die Instabilität. Das diesjährige Staatsdefizit ist auf über eine Trillion Dollar gestiegen – erstmals seit sieben Jahren. Finanziert wird das Defizit durch den Verkauf von Staatspapieren, doch es finden sich immer weniger Willige, die bereit wären, in die US-Wirtschaft zu investieren.

Offiziell belaufen sich die Staatsschulden der USA auf 22,5 Trillionen Dollar – 106 Prozent des BIP. Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten veranlassen die größten Anleger, die US-Treasuries („die zuverlässigsten und zahlungsfähigsten Wertpapiere der Welt“) loszuwerden.

Eine neue Studie der Investmentgesellschaft AllianceBerstein (verwaltete Aktiva in Höhe von 586 Mrd. Dollar) macht die Lage nicht besser: Gestützt auf eigene Methoden haben die Analysten der Investmentfirma errechnet, dass die amerikanischen Staatsschulden sich in Wirklichkeit auf 1832 Prozent des gesamten Wirtschaftsumfangs der Vereinigten Staaten belaufen (Staatsanleihen, Finanzschulden und Verpflichtungen aus Sozialprogrammen eingeschlossen).

Düstere Prognosen dieser Art lassen deutlich erkennen, dass Zahlungsausfälle bei den amerikanischen Staatsanleihen mit dem darauffolgenden Crash des Weltfinanzsystems absolut möglich sind.

Dies wäre eine Katastrophe sondergleichen, denn die größten Gläubiger der Vereinigten Staaten halten Treasuries im Wert von Abermilliarden Dollar. Japan hat US-Anleihen im Wert von 1,13 Trillionen Dollar, China – 1,1 Trillionen, Großbritannien – rund 335 Milliarden Dollar.

Russland hielt 2010 amerikanische Staatsanleihen für 170 Milliarden Dollar. Wegen der US-Sanktionen reduzierte Moskau seit 2014 schrittweise seine Beteiligung an den Papieren. Nach einer weiteren Sanktionswelle im Frühjahr 2018 startete. Der Bestand an Treasuries wurde halbiert: von rund 96 auf 48,7 Milliarden Dollar.

Moskaus Investitionen in die amerikanischen Papiere sind seit dem Frühjahr letzten Jahres um mehr als das Elffache gefallen – so sind die neuesten Daten des US-Finanzministeriums. Kärgliche 8,5 Milliarden Dollar waren es im Juli dieses Jahres."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte fertig in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige