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Ratingagentur Fitch stuft Kreditwürdigkeit von Italien herab

Archivmeldung vom 08.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Kurt F. Domnik  / pixelio.de
Bild: Kurt F. Domnik / pixelio.de

Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit von Italien herabgestuft. Das teilte die Ratingagentur am Freitag mit. Sie senkte die Bonitätsnote des Landes um eine Stufe von "A-" auf "BBB+". Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit Italiens sei negativ, so Fitch weiter. Es ist die erste Herabstufung der Bonität Italiens seit den Parlamentswahlen, die wegen eines Patts für Unsicherheit an den Märkten gesorgt hatten.

Ende Februar hatte die Ratingagentur Moody`s mitgeteilt, eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens zu erwägen. Der Wahlausgang wirke sich negativ auf die Kreditwürdigkeit von Italien aus, weil Neuwahlen und eine damit einhergehende Phase der politischen Instabilität im Raum stünden, teilte Moody`s damals mit.

Wirtschaftsweiser warnt vor Euro-Austritt Italiens

Der neue Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Christoph M. Schmidt, hat vor den Folgen eines Euro-Austritts von Italien gewarnt: "Wenn Italien ausscheiden sollte, würde die Währungsunion wohl nicht überleben", sagte der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstituts (RWI) im Interview mit der "Welt". Zwar könne niemand die genauen Folgen eines solchen Schrittes vorhersagen. "Aber ich sehe die ernsthafte Gefahr eines Dominoeffekts, sobald ein so bedeutender Mitgliedstaat wegbricht."

Der FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle hatte zuvor einen möglichen Euro-Austritt Italiens ins Spiel gebracht. Das Land müsse sich entscheiden, ob es sich bei der gemeinsamen Währung anpassen wolle, sagte er. Schmidt befürchtet jedoch, dass Investoren im Falle eines Austritts die Integrität der Währungsunion insgesamt infrage stellen werden. "Das kann schnell zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden", warnte der Wirtschaftswissenschaftler. Schmidt forderte die Krisenländer der Euro-Zone auf, an ihrem Reformkurs festzuhalten.

Auch für Frankreich hält er dies für geboten. "Ich würde Frankreich noch nicht als kranken Mann Europas bezeichnen. Aber es besteht die Gefahr, dass uns dieses Land noch große Sorgen bereiten könnte", sagte Schmidt. Man könne nur hoffen, dass die sozialistische Regierung unter Präsident François Hollande nicht alle ihre Wahlversprechen erfülle. Stattdessen empfiehlt der Wirtschaftsweise, sich ein Beispiel an der deutschen Reformagenda zu nehmen: "Für Frankreich geht es darum, unter anderem durch eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes auf einen neuen Wachstumspfad zu kommen. Auch wenn dieser Weg unbequem sein mag."

Deutschland wiederum müsse seiner Verantwortung für Europa auch weiterhin gerecht werden. "Man kann als Mitglied des Euro-Raums nicht die Zinsvorteile mitnehmen und sagen, ansonsten geht mich die Krise nichts an", sagte Schmidt weiter. "Deutschland wird in jedem Fall große Lasten tragen müssen. Natürlich birgt das große Belastungen. Aber wenn der Euro-Raum auseinanderbrechen sollte, wäre das immer noch die wesentlich teurere Lösung."

Ökonomen warnen vor Euro-Austritt Italiens

Ökonomen in Deutschland haben vor Spekulationen über einen Austritt Italiens aus der Euro-Zone gewarnt. "Ein Exit Italiens ist nicht ausgeschlossen, könnte aber, anders als bei einem Austritt Griechenlands oder Portugals das Ende der Euro-Zone insgesamt zur Folge haben", sagte Ansgar Belke, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen, "Handelsblatt-Online". Gegen einen Euro-Austritt Italiens spreche, dass dem Land hinreichende Ressourcen zur Verfügung stünden, um sich gegen die Schuldenkrise zu stemmen. "So ist der private Sektor in Italien anders als in Spanien, Portugal und Griechenland vergleichsweise wenig verschuldet", sagte Belke. "Anders als Griechenland kann Italien seiner Bevölkerung mehr Einsparungen und höhere Steuern zumuten."

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, wies darauf hin, dass Italien 1999 der Währungsunion habe beitreten dürfen, obwohl das Land einen viel höheren Schuldenstand hatte, als nach dem Maastricht-Vertrag erlaubt. "Insofern hätte es nicht Mitglied der Währungsunion werden dürfen", sagte Krämer. Nach der Erfahrung der Staatsschuldenkrise wäre es zudem erst recht besser gewesen, Italien wäre nicht beigetreten. "Aber diese politische Fehlentscheidung rückgängig zu machen, ist leider sehr gefährlich", warnte Krämer. Es sei daher etwas dran an der These, dass die Währungsunion eine "Schicksalsgemeinschaft" sei.

Belke warnte zudem davor, Italien mit Ländern wie Griechenland gleichzusetzen. Zwar leide das Land unter einer Vertrauens- und Liquiditätskrise, doch hinsichtlich aller Kriterien weise es eine "bessere Startposition" auf. Die italienischen Banken seien "relativ gesund" und Italiens Haushaltsüberschuss ohne Beachtung der Zinslast entwickle sich zufriedenstellend. "Ohne die hohe durchschnittliche Laufzeit der Staatsanleihen würde sich der Teufelskreis steigender Zinsen tendenziell noch stärker beschleunigen", erläuterte der Wirtschaftsprofessor.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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