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Ehemaliger US-Notenbankchef Greenspan erwartet negative Reaktionen nach US-Herabstufung

Archivmeldung vom 08.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann  / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan erwartet am Montag negative Marktreaktionen nach der Herabstufung der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P). Dem US-Fernsehsender "CNN" sagte Greenspan, dass die Märkte Zeit benötigen werden, um die Talsohle zu durchschreiten. Er sagte überdies, dass er keine Risiken erkennen könne, die dagegen sprächen, in die USA zu investieren. Daran ändere auch die Herabstufung durch S&P nichts, so Greenspan.

Der Entzug der Bestnote "AAA" habe "einen Nerv getroffen" und beschädige die "Psyche" der USA. Er könne allerdings kein Szenario erkennen, in dem die USA in die Zahlungsunfähigkeit abrutschen könnten. Am Freitag hatte die Ratingagentur S&P die USA von der besten Bonitätsnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft und mit einem negativen Ausblick versehen.

Führende Ökonomen warnen: US-Herabstufung gefährdet Aufschwung in Deutschland

Führende Ökonomen warnen davor, dass die Herabstufung der US-Bonität den deutschen Aufschwung gefährdet. "Die Diskussion kann weiter auf die Stimmung der Unternehmen und Haushalte in den USA schlagen und dazu führen, dass sie Investitionen und einige größere Käufe vorerst zurückstellen", sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank der "Welt". "Damit würde die Konjunktur einen weiteren Dämpfer erhalten, sowohl in den USA als auch bei uns." Auch Joachim Scheide, Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW) fürchtet, dass die Auswirkungen der Abwertung hierzulande spürbar sein werden. "Es kann sein, dass sich durch die Herabstufung der Bonität die Nachfrage nach amerikanischen Staatsanleihen abschwächt", sagte Scheide dem Blatt. Dadurch könnten die Zinsen in den USA steigen. "Höhere Zinsen würden die amerikanische Konjunktur abwürgen", so Scheide. "Das würde auf die Welt ausstrahlen und natürlich auch auf Deutschland."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank gibt allerdings Entwarnung für die Märkte: "Es ist gut möglich, dass die Börsen die Woche mit Verlusten beginnen werden, aber die Herabstufung der USA wird die Märkte nicht nachhaltig belasten", sagte Krämer der Zeitung. Viel entscheidender seien die Sorgen um die Konjunktur. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit kommt für die US-Wirtschaft zur Unzeit. Gerade erst hatten Demokraten und Republikaner den Streit um die Anhebung der Schuldengrenze beigelegt. Zudem hat sich die amerikanische Wirtschaft, die lange Zeit als Motor der Weltwirtschaft galt, von der Finanzkrise immer noch nicht erholt und kämpft weiterhin mit großen Strukturproblemen: Das Wirtschaftswachstum war in den ersten sechs Monaten weit schwächer als erwartet, und die Arbeitslosigkeit ist im historischen Vergleich hoch. "Die Herabstufung ist ein schlag für die USA, denn sie macht die Strukturprobleme ihrer Wirtschaft deutlich und die mangelnde Fähigkeit der US-Politik, darauf zu reagieren", sagte Kai Carstensen, Konjunkturchef des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo).

Finanzexperten der Koalition beruhigen nach Herabstufung der USA

Die Finanzexperten der schwarz-gelben Koalition bemühen sich nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA um Beruhigung. "Für Panik gibt es keinen Grund", sagte der finanzpolitische Sprecher und stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, Volker Wissing, der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Allerdings könnten die Märkte irrational reagieren, fügte er an. In der Euro-Zone müsse die Haushaltskonsolidierung von allen Staaten nun noch zügiger vorangehen. Um das Vertrauen zurückzugewinnen, müssten schnell und überzeugend durchgreifende Strukturreformen umgesetzt werden, sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Klaus-Peter Flosbach, der Zeitung. Zudem zeige sich nun, wie wichtig eine solide und nachhaltige Wirtschafts- und Finanzpolitik sei. "Ich bin überzeugt, dass sich diese Einsicht durchsetzen wird und auch die USA und Italien die Staatsschuldenkrise in den Griff kriegen", sagte Flosbach.

Ökonom Burda kritisiert neues US-Rating

Der US-Ökonom Michael Burda hat Standard & Poor`s für die Herabstufung des US-Ratings scharf kritisiert. "Ich bin empört", sagte der Makroökonom, der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt, dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). "Das Timing ist sehr seltsam. Ausgerechnet jetzt legen die Ratingagenturen nach, wo das große politische Implikationen hat." Wenn überhaupt, wäre 2008 der plausiblere Zeitpunkt für eine Senkung des Ratings gewesen, als die US-Regierung das Bankensystem mit Milliardensummen stützte, sagte Burda. Langfristig hält er die Wirtschaftsdynamik der USA für ausreichend, um das Schuldenproblem zu lösen. Der Chefvolkswirt des Allianz-Konzerns, Michael Heise, beurteilt dagegen das schlechtere Rating als gerechtfertigt. "Inhaltlich kann man da nichts kritisieren", sagte er der Zeitung.

FDP-Finanzexperte Schäffler fordert Weltfinanzgipfel

Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Finanzexperte Frank Schäffler lehnt immer neue Rettungspakete strikt ab. "Die Einschläge kommen in immer kürzeren Abständen. Es nützt nicht, immer wieder neues Geld auf altes zu schichten", sagte Schäffler der "Neuen Westfälischen" (Montagsausgabe). Die Zusage, man werde den Euro auf jeden Fall retten, wirke wie "ein Brandbeschleuniger". Deshalb brauche man immer größere Rettungssummen, mit denen man immer weniger Wirkung erziele. Am Ende dieser Spirale werde "die Luft entweichen", sagte Schäffler dem Blatt. Die Situation werde implodieren, die Folge sei eine Stagflation mit hohen Preisen, einer schrumpfenden Wirtschaft und einer immensen Arbeitslosigkeit. Schäffler fordert einen Weltfinanzgipfel, mit dem Ziel einer Rückkehr zu solidem Wirtschaften. "Jeder kann langfristig nur so viel ausgeben, wie er einnimmt."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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