Nato-General: Zehn Jahre zum Erreichen der Planungsziele vorgesehen

Bild: Eigenes Werk /OTT
Vor dem Nato-Gipfel in Den Haag kommende Woche hat der deutsche Nato-General Christian Badia das Zeitfenster für die Umsetzung der neuen Planungsziele der Mitgliedstaaten durch die Allianz auf zehn Jahre beziffert. "Grundsätzlich hat jede Nation 19 Jahre lang Zeit, die Nato-Verteidigungsziele zu erfüllen", sagte Badia der "Welt am Sonntag".
"Gerade, wenn es um Personalaufwuchs und Personalgewinnung geht, ist ein
langer Planungskorridor nötig." Diesmal habe man angesichts der
russischen Bedrohung jedoch "sogenannte Epochen definiert, in denen
bestimmte Meilensteine erreicht sein müssen". Vereinfacht gesagt, sollte
ein Großteil der Ziele in den nächsten zehn Jahren geschafft sein.
Die
Nato verlange von den Nationen keine konkret bestimmten Beiträge,
sondern Effekte. "Wie die erreicht werden, liegt in der souveränen
Hoheit der jeweiligen Nation", sagte Badia, der stellvertretender
Kommandeur des Nato-Transformationskommandos in Norfolk/USA ist. "Die
Nationen müssen allerdings glaubhaft nachweisen, dass sie die nötige
Kampfkraft generieren."
Auf dem Gipfeltreffen wollen die Staats-
und Regierungschefs die neuen Fähigkeitsziele billigen. "Wir brauchen in
der Nato einen Aufwuchs von etwa 30 Prozent an militärischen
Fähigkeiten, um Europa gegen die russische Bedrohung verteidigen und
alle weiteren Aufgaben bis hin zum Anti-Terror-Kampf erledigen zu
können", sagte Badia. Daraus leite sich unmittelbar ein Ausgabenziel von
3,5 Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts der Mitgliedstaaten
ab. "Hinzu kommen 1,5 Prozent, die in gesamtstaatliche Resilienz fließen
sollen: in Straßen, Schienen, Krankenhäuser oder den Cyberschutz. Ich
halte das für sehr sinnhaft", so Badia.
Er gehe davon aus, dass
US-Präsident Donald Trump auf dem Gipfel eine konstruktive Rolle spielen
werde: "Sicher wird er sagen: Seht her, ich habe fünf Prozent gesagt,
jetzt machen das alle. Das sei ihm gegönnt. Trump hat die Europäer
letztlich an ihr ureigenstes Interesse erinnert: ihre Sicherheit", so
Badia.
Um das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)
ausgerufene Personalziel der Bundeswehr von 260.000 aktiven Soldaten zu
erreichen, hält der Nato-General eine Pflicht für nötig. "Die Bundeswehr
trägt das Problem seit Aussetzung der Wehrpflicht mit sich herum",
sagte Badia. "Es gab viele gute Ideen, aber richtig gegriffen hat
nichts. Wir wollten 203.000 Soldaten, kommen aber nicht über im Schnitt
180.000 hinaus."
Um einen Angreifer abzuschrecken, brauche es
jedenfalls mehr Personal als jetzt. "Wenn alle Maßnahmen der letzten
Jahre mir nicht das verschafft haben, was ich brauche, muss ich den
Schritt zu einer Wehr- oder besser noch Dienstpflicht gehen", so Badia.
"Denn wenn ich gesamtstaatliche Resilienz erreichen will, geht es nicht
nur ums Militär, sondern auch um Blaulicht- und Hilfsorganisationen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur