DIHK warnt im Zollstreit vor Branchendeals mit den USA

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Im Zollstreit zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union warnen Teile der deutschen Wirtschaft vor Separatverträgen für einflussreiche Branchen wie die Arzneimittel- oder die Automobilindustrie. "Ein Abkommen, das Einzelbestimmungen nur für bestimmte Industrien wie Pharma oder Kfz ermöglicht, mag kurzfristig verlockend wirken, es könnte aber schnell die strategische Geschlossenheit der EU untergraben", sagte die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Sie bezog sich auf Vermutungen, dass die Europäische Kommission mit den
USA ein begrenztes Rahmenabkommen abschließen könnte, um Teile der von
US-Präsident Donald Trump für den 1. August angekündigten Zölle von 30
Prozent auf EU-Waren im letzten Moment abzuwenden.
"Wer
Sonderwege zulässt, riskiert nicht nur eine Spaltung innerhalb Europas,
sondern gefährdet auch die Interessen der kleinen und mittleren
Unternehmen, die keine eigenen Lobbykanäle in Washington haben", sagte
Melnikov. "Es darf nicht einfach einen überhasteten Minimal-Deal geben,
der einseitige Maßnahmen akzeptiert und kurzfristigem politischen Druck
nachgibt."
Die EU müsse strategisch und geschlossen agieren. "Der
Preis für unsere europäische Wirtschaft wäre sonst zu hoch, das gilt
insbesondere auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland", warnte
Melnikov. In Deutschland hingen 1,2 Millionen Arbeitsplätze am Export in
die USA, dort selbst hätten 6.000 deutsche Unternehmen rund eine
Million Stellen geschaffen. "Der Zoll-Konflikt betrifft unsere
Wirtschaft insgesamt, von Aluminiumverarbeitern und Autozulieferern über
Chemie, industrielle Spezialanfertigungen oder Pharma- und
Medizintechnik bis hin zu Winzern", sagte die Verbandsvertreterin.
"Darunter sind auch viele erfolgreiche kleine und mittlere Unternehmen."
Nötig
seien jetzt belastbare Vereinbarungen, die fairen Wettbewerb sicherten
und Handelskonflikte dauerhaft entschärften. "Ein tragfähiges Abkommen
mit den USA muss für alle Branchen gelten, transparent, belastbar und
konform mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO", forderte
Melnikov. "Die Europäische Kommission und die Bundesregierung stehen in
der Verantwortung, genau das sicherzustellen."
Deutschland ist
der größte Exporteur Europas und der drittgrößte der Welt hinter China
und den Vereinigten Staaten. Den DIHK-Zahlen zufolge sind die USA mit
einem Warenwert von 161 Milliarden Euro im Jahr der wichtigste deutsche
Auslandsmarkt. Das seien zehn Prozent der deutschen Ausfuhr und 30
Prozent aller EU-Exporte in die USA. Die USA nähmen fast ein Viertel der
deutschen Pharmaexporte auf, für Autos und Maschinen betrage der Anteil
17 Prozent, für Stahl acht Prozent. Der Handelsüberschuss habe 2024
rund 76 Milliarden Euro erreicht, 39 Prozent des gesamten
EU-Überschusses mit den USA.
Laut DIHK hat schon Trumps
Zollankündigung im April die deutsche Ausfuhr im Vormonatsvergleich um
10,5 Prozent gedrückt. Im Mai sei der Export um weitere 7,7 Prozent
bergab gegangen. Setze sich die Unsicherheit fort, sänken die deutschen
USA-Exporte um eine Milliarde Euro im Monat, fürchtet die DIHK.
Quelle: dts Nachrichtenagentur