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Die Finanzkrise trifft auch Chinas bommenden Kunstmarkt

Archivmeldung vom 07.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch HB

Ein altes chinesisches Sprichwort geht in etwa wie folgt: In Krisenzeiten ist auch das wertvollste Kunstwerk nicht mehr wert als eine Schüssel Reis.

Natürlich hat die Finanzkrise, die den Großteil der Welt betrifft, bisher keine Hungersnöte und auch nicht die Pestilenz im Gepäck, aber ganz sicher hat sie für reichlich Abkühlung auf dem bisher so boomenden zeitgenössischen Kunstmarkt Chinas gesorgt.

Sogar ein einem sonnigen Frühlingstag kann man den kalten Lufthauch spüren, wenn man die leeren Strassen in Beijings 798 Bezirk entlangeht, einem ehemaligen Fabrikkomplex, welcher umgebaut wurde und nun Kunstgalerien, Malerwerkstätten und Austellungshallen beherbergt. Hier lenken die unzähligen "zu Vermieten" Schilder in schreiend bunten Farben mittlerweile schon von der ausgestellten Kunst hinter den Schaufensterscheiben ab. Die Ausstellungshallen sind geschlossen, die Ankündigunstafeln für die nächsten Austellungen leer. Das einzige Geräusch, dass zu hören ist, ist das Heulen des stürmischen Windes, der, wie immer im Beijinger Frühling,  durch die - jetzt allerdings leeren Strassen des Kunstdistriktes fegt und alte Flyer von längst vergangenen Partys und Austellungen vor sich herträgt, Erinnerungen an bessere Zeiten, die noch nicht lange zurückliegen. 

Bevor die Finanzkrise China Ende 2008 traf, war Beijing 798 ein hektischer, betriebsamer Markt voller Leben für moderne chinesische Kunst, vorwiegend Malerei, wo sich Kunsthändler, Sammler und Spekulanten des ganzen Landes zusammenfanden um Malereien bekannter Künstler und neuer Talente zu kaufen und zu verkaufen. Die größten Käufer hier waren chinesische Firmen, die versuchten, sich gegenseitig darin zu Überbieten, Kunst und Kultur während der Boomzeiten zu sponsern. 

Das Platzen der Börsenblase im letzten Jahr und der starke Rückgang der Exporte hat den chinesischen Kunstmarkt torpediert. Überall versuchen die Firmen jetzt Kosten zu sparen. Einige Betriebe mit finanziellen Engpässen versuchen sogar, leise und unter der Hand, einen Teil ihrer in guten Zeiten angehäuften Kunstgegenstände wieder zu verkaufen, um zu Geld zu kommen. 

Die Notlage von Beijing 798 erzählt nur einen Teil der Geschichte. In den Kunstmärkten in M50 in Shanghai oder Shamian in Guangzhou - auch dort schließen massenweise Gallerien. Händler sagen, sie seien nicht der Meinung, dass sich der Kunstmarkt schnell erholen würde. 

"Unser Geschäft hinkt normalerweise der Volkswirtschaft sechs bis 12 Monate hinerher", sagt ein Kunsthändler aus Shanghai. Für ihn und andere Händler in der VR China "wird der Frühling in diesem Jahr nicht vor dem dritten Quartal des Jahres kommen" sagte er.

In Beijing 798 haben mehr als 60 der 200 Galerieen geschlossen. Die anderen versuchen verzweifelt mit Sonderpreisen ihren Bestand abzubauen, etwas, was die Mehrheit der Galerien noch nie zuvor getan hat. In der 50 qm Fanshiondo Gallery im Bezirk kostet ein Ölgemälde mit Lotosblumen des Malers Lian Zhixiong, 38, zur Zeit 580 Euro. Letztes Jahr kostete das Bild noch 780 Euro. Noch dazu gibt es den Rahmen des Bildes umsonst. Trotz der Rabatte haben die Galerien Mühe, ihre Bilder an den Mann zu bringen.

"Wir waren es gewohnt, etwa 10 Gemälde am Tag im Wert von je 1000 Euro zu verkaufen - nun sind wir froh, wenn wir eins verkaufen", sagt Fanshiondo's Inhaber Tian Xingwei - und damit verkauft seine Galerie noch weit besser als die meisten anderen hier im Bezirk. Um den Kapitaleinsatz so gering wie möglich zu halten, sind viele Galeristen dazu übergegangen, die meisten Werke unbekannter Künstler nur noch in Kommision anzunehmen, obwohl damit, im Gegensatz zur früher ausgeübten Praxis, die Werke direkt anzukaufen und dann teuer zu verkaufen, weniger Geld zu verdienen ist. Manche Galerien haben ihr Geschäft auf die Dekoration von Geschäftsräumen und Privatwohnungen ausgedehnt. "Dieser Bereich läuft zur Zeit besser als die reine Kunst" sagt Tian. "Obwohl es nicht unser Hauptgeschäft ist, hilft es uns, überhaupt im Geschäft zu bleiben".

Cui Liqing, Ausstellungsleiterin des Jiulifang (Neun Würfel) Art Museum, sieht sich mit ähnlich harten Zeiten konfrontiert. Die Galerie zog im Fühjahr 2008 nach 798. und erlebte eine kurze Priode des wahren Ansturmes, bevor der Umsatz einbrach. Jiulifang hat sich auf die Promotion zeitgenössischer Kunst spezialisert. "Wir sind die ersten, die von der Krise betroffen sind" sagt Cui, "es ist ganz klar - die Leute kaufen Kunst, wenn sie genug Cash haben und hören sofort damit auf, wenn das Geld knapp wird". Die Galerie steckt tief in den roten Zahlen. Ihr Überleben hängt von der Geduld der Eigentümer ab, die noch andere Firmen besitzen und damit noch Geld verdienen.

Jiulifang hat ihren Style verändert und zeigt zur Zeit traditionelle Fotos im 80 qm Austellungsraum. "Wir betreiben sozusagen ein wenig Kunsterziehung in der Hoffnung, potentielle Kunden anzulocken", sagt Cui. Für sie - und ihren Boss - ist das Betreiben der Galerie so eine Art "sozialer Mission". "Wir müssen vorbeugen" sagt sie, "die Kunden werden sich an unsere Bemühungen in besseren Zeiten erinnern".

Und das tun sie in der Tat. Unabhängige Kunstkritiker bestätigen, das dass Wachstum des Kunstgewerbes im direkten Zusammenhang mit dem sozialen und wirtschaftlichen Wachstum steht. Geht es danach, ist Chinas Kunstsektor sehr vielversprechend. Zur Zeit ist China der drittgrößte Kunstmarkt - nach England und den USA - mit einem Marktanteil von 8%.

Mila Bollansee kam vor zwei Jahren nach China und blieb hier, um die Galerie"Beyond Art Space" in 798 zu betreiben. Nun ist die Belgierin damit beschäftigt, die 'Beyond the Globalization'  Kunstaustellung vorzubereiten, die am 12. April eröffnet werden soll. Die Galeriemanagerin sagt, es sei eine schwere Zeit, es würde nicht mehr so viel gekauft wie vorher. Aber ihre Galerie sei bestrebt, weiterhin gute Ausstellungen anzubieten. "Wir haben unser Marketingbudget nicht reduziert und werden an den besten Kunstausstellungen teilnehmen" sagte Bollansee gegenüber der Zeitung "China Daily". "Ich denke, China wird sich schnell erholen, es hat eine kraftvolle Wirtschaft" sagte sie, und fügte hinzu, nun sei eine gute Zeit Kunst zu kaufen, da sie zu günstigen Preisen zu haben sei.

Die "2009 China International Gallery Exposition", welche vom 16 bis zum 19. April in Beijing stattfindet, hat 84 Galerien auf der Liste der Aussteller, gegenüber 80 im letzten Jahr. 75% davon sind Aussteller aus Übersee.  Laut Wang Yihan, Künstlerischer Leiter der Ausstellung, suchen die Teilnehmer nach chinesichen Künstlern und Sammlern.

"Manche Menschen kaufen Kunst als Hobby, andere sehen das als Investment. Aber Kunst ist ewig und unsterblich" sagt Bollansee.

Quelle. xinhua

 

 

 

 

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