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Kampflustiger ukrainischer Facebook-Minister

Archivmeldung vom 30.04.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Screenshot: facebook.com
Screenshot: facebook.com

Die Minister in Kiew erwecken einen sonderbaren Eindruck, heißt es im Beitrag von Milena Zmiljanitsch bei Radio "Stimme Russlands". Auf Facebook schreiben sie Befehle, starten Einsätze gegen Separatisten und bekommen Ratschläge. Ein typisches Beispiel ist Innenminister Arsen Awakow. Das soziale Netzwerk Facebook ist für den ukrainischen Innenminister eine Lebensweise geworden. Einmal berichtete er beispielsweise: „Ein Anruf von meiner Arbeit hat mich in der Nacht geweckt. Ich konnte nicht mehr einschlafen und klappte meinen Laptop auf, um Mitteilungen, Kommentare und Ratschläge auf Facebook zu lesen.“

Zmiljanitsch weiter: "Am 12. April verkündete Awakow ebenfalls in einem Facebook-Beitrag den Anti-Terror-Einsatz gegen sein Volk im Osten der Ukraine. Der Minister versprach damals, zur Mitternacht werde er das ganze Donezbecken kontrollieren oder sich erschießen. Aus seinem Haus kommandierte er per Facebook und führte eine Online-Reportage:

„Kramatorsk (Gebiet Donezk). Es gibt einen Angriff. Unbekannte haben das Polizeirevier unter Beschuss genommen. Die Polizei schießt zurück, es läuft ein Schusswechsel… Die ukrainische Staatsführung betrachtet die Fakten von heute als Aggression durch Russland. Der nationale Sicherheitsrat der Ukraine wurde zu einer dringenden Sitzung einberufen. Verbände des Innen- und des Verteidigungsministeriums der Ukraine erfüllen den operativen Reaktionsplan… Der Anti-Terror-Einsatz in Slowjansk hat begonnen. Zuständig ist die Anti-Terror-Zentrale des Sicherheitsrates. Kräfte aller Sicherheitsbehörden des Landes sind im Einsatz. In Gottes Namen!“

Natürlich scheiterte jener Einsatz. Sein Versprechen hielt der Minister allerdings nicht. Dafür stellte Awakow seinen Patriotismus unter Beweis, indem er den Mitarbeitern des Innenministeriums verbat, Sankt-Georgs-Bänder zu tragen:

„Mir wurde ein Video zugeschickt, wo ein Patrouillenwagen mit einem Kartoffelkäfer-Band in Lugansk zu sehen ist. Es gab eine Überprüfung. Der regionale Polizeichef berichtete: Alle Dienstwagen wurden geprüft. Jedem, der neben der Staatssymbolik an seiner Uniform und an seinem Wagen weitere Symbole tragen will, wurde vorgeschlagen, den Dienst zu quittieren und die Bänder unbegrenzt zu tragen.“

Neben dem Kampf gegen die Zivilbevölkerung im Südosten des Landes erklärte der Innenminister auch der Korruption den Krieg:

„Wenn du innerhalb weniger Tage zum Hauptproblem für einige korrupt-oligarchische Gruppen wirst (von den Gas-Baronen des Unternehmens RosUkrEnergo bis hin zu (…) den Öl-Kaisern und deren Gönnern), musst auf alles gefasst sein. Wenn die einstigen Herrscher keine Kräfte mehr haben, um die Bekanntgabe ihrer realen Entscheidungsmuster zu Massenmorden zu verhindern, musst du auf alles gefasst sein.“

Awakow selbst war vor dem Machtwechsel übrigens kein armer Mann gewesen. Einst war er sogar Gebietsgouverneur von Charkiw. Im Hinblick auf die Ergebnisse seiner Tätigkeit in diesem Amt wurden im Januar 2012 Ermittlungen wegen böswilliger Amtsüberschreitung gegen ihn eingeleitet. Um nicht hinter Gitter zu kommen, flüchtete er nach Italien und wurde von Interpol auf die internationale Fahndungsliste gesetzt. Dann wurde er aber ukrainischer Parlamentsabgeordneter und erhielt die entsprechende Immunität. Sein Vermögen wird auf 189 Millionen US-Dollar geschätzt.

2013 wurde Awakows Karriere durch einen Sex-Skandal überschattet. Ihm und dem Abgeordneten Alexander Kirsch wurde damals vorgeworfen, in sexuellen Missbrauch von Jugendlichen verwickelt gewesen zu sein. Der junge Maxim aus Charkiw sagte vor laufender Kamera aus, er habe Awakow im Internet kennengelernt. Da keine Körperverletzungen bei dem mutmaßlichen Opfer festgestellt wurden, wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt.

Nun hat Awakow einen anderen Albtraum, und zwar den Rechten Sektor. Dessen Mitglieder machen den Innenminister für den Tod ihres Mitstreiters Olexandr Musytschko alias Saschko Bilyj verantwortlich. Die am 22. April von der Hackergruppe CyberBerkut geknackte Mailbox von Awakow sorgte für einen Eklat. Wie aus seinen E-Mails hervorgeht, soll der Minister eben einen Mord geplant haben, keine Festnahme. Als eine Art Entschädigung soll die Regierung in Kiew gewollt haben, Soldaten der ukrainischen Spezialeinheit Berkut dem Leiter des Rechten Sektors, Dmitri Jarosch, zu überstellen.

Ein Dialog vom 9. April 2014 gibt darüber Aufschluss, wie der Innenminister Journalisten loswird, die der neuen Staatsführung nicht recht sind.

Der loyale Journalist Dmitri Bruk fragt den Minister: „Arsen Borissowitsch! Wie steht es mit diesem Abschaum Dolgow, der bei prorussischen Leuten Einfluss hat und sie gekonnt organisiert? Wie lange bleibt er noch auf freiem Fuß? Diese Frage beschäftigt alle Journalisten der Stadt(((…“ Awakow antwortet: „Morgen schicke ich ein Ermittlerteam aus Kiew. Wir werden hart anpacken.“ Dmitri Bruk reagiert: „HURRAA!!!!!!!!“

Zehn Tage später wurde der Aktivist der in Charkiw ansässigen Anti-Maidan-Bewegung, der Journalist Konstantin Dolgow, für zwei Monate verhaftet.

Ein Minister, der einst in Amtsüberschreitung, Missbrauch von Jugendlichen und Mord verwickelt gewesen sein soll, kann mit keiner Unterstützung durch seine Mitarbeiter und sein Volk rechnen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass seine Versuche, den Südosten des Landes zu unterwerfen, gescheitert sind?"

Quelle: Text Milena Zmiljanitsch - „Stimme Russlands"

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