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US-Ökonom: Euro kann nur durch Aufspaltung der Euro-Zone gerettet werden

Archivmeldung vom 14.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Der US-Ökonom Allan Meltzer glaubt, dass der Euro nur gerettet werden kann, wenn sich die Europäische Währungsunion in eine starke und eine schwache Gruppe aufteilt. Denn selbst wenn sich die Euro-Zone auf eine gemeinsame Fiskalpolitik verständige, werde dies Griechenland, Spanien, Portugal und Italien nicht helfen, sagte Meltzer im Interview mit dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Um konkurrenzfähig zu sein, müssten entweder die Lohnstückkosten so drastisch gesenkt werden, dass soziale Unruhen drohten oder aber die schwachen Länder werteten ab. "Das wäre die Lösung, die ich empfehlen würde."

Der Bundesregierung wirft der 84-Jährige vor, mit ihrem wirtschaftspolitischen Kurs vor allem in den südeuropäischen Euro-Ländern die Krise zu verschlimmern. "Die Lasten, die Deutschland mit seinen Forderungen nach Lohnkürzungen den anderen Ländern auferlegt, sind unmöglich", sagte Meltzer. Weitere Konjunkturprogramme lehnt der Ökonom, der zweimal dem Wirtschaftsrat des Weißen Hauses angehörte, allerdings sowohl für Deutschland wie die USA ab. "Wenn Deutschland das tun würde, dann wäre das Land im Zustand der Krise, mit einer Verschuldungsquote von über 100 Prozent. Das hilft weder Deutschland noch Europa."

Die USA haben nach Einschätzung des Ökonomen die Krise noch lange nicht hinter sich. "Es muss doch jedem klar sein, dass wir ein unhaltbares Schuldenproblem haben. Und unhaltbare Probleme nehmen irgendwann ein böses Ende. Die Frage ist, ob wir die Courage aufbringen, das Problem in den Griff zu bekommen, solange das noch möglich ist." Eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen sorge bei der Verschuldung nicht einmal für eine Delle, sagte Meltzer. An drastischen Ausgabenkürzungen führe deshalb kein Weg vorbei.

Lage in Griechenland bereitet Merkel Sorgen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sorgt sich wegen der weiterhin ungeklärten politischen Lage in Griechenland. "Die Lage bereitet mir natürlich Sorgen", erklärte die Kanzlerin am Montag in Berlin. Merkel zufolge sei es problematisch, dass viele Menschen in Griechenland für die Fehler der Vergangenheit einstehen müssten, für die sie überhaupt keine Schuld tragen würden. "Deshalb müssen wir alles tun, um Griechenland zu helfen, auch Wachstum zu bekommen", so Merkel. Die Bundeskanzlerin forderte außerdem weitere Reformbemühungen in dem südeuropäischen Land, vor allen Dingen im Bereich der Verwaltung. Überdies äußerte Merkel die Ansicht, dass ein Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone für das Land besser sei. "Ich glaube, dass es für Griechenland besser ist, es bleibt im Euro-Raum", erklärte die Kanzlerin.

Wirtschaftsweise schließt Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nicht aus

Die neue Wirtschaftsweise Claudia Buch schließt den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nicht aus. "Die Geschäftsbanken dürften einen Teil der direkten Lasten, die mit Griechenland verbunden waren, verarbeitet haben", sagte sie im Interview mit dem "Handelsblatt". Natürlich gebe es auch weitere Risiken, die schwer zu beziffern seien. "Aber das kann im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass wir jedem Land immer und um jeden Preis helfen müssen", so die Ökonomin. "Die Bedingungen, zu denen Europa Griechenland beisteht, liegen seit Monaten klar auf dem Tisch. Jetzt ist es Sache der Griechen, sich darauf einzulassen", sagte Buch.

Trotzdem ist die Bankenexpertin zuversichtlich für den Währungsraum: Die Euro-Zone sei derzeit dabei, ihre realwirtschaftlichen Probleme zu lösen. "Länder wie Irland, Spanien, Portugal und Italien kommen bei der Umsetzung wichtiger Strukturreformen gut voran", sagte Buch. Der jetzt eingeschlagene Kurs werde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in diesen Ländern erhöhen. "Insgesamt halte ich die realwirtschaftlichen Unterschiede in der Euro-Zone nicht für zu groß, aber es darf auch keine Anreize zu übermäßiger Verschuldung geben", forderte sie.

Die EZB sieht Buch in "einer schwierigen Lage". Seit Ausbruch der Schuldenkrise habe sie zu Maßnahmen greifen müssen, die die Trennlinie zwischen Geld- und Fiskalpolitik verschoben haben - um der Politik Zeit zu verschaffen. "Das musste sie aufgrund der Krise an den Märkten tun. Aber deswegen sind dieses noch lange keine Maßnahmen, die wir langfristig beibehalten sollten", forderte Buch.

Claudia Buch gehört dem Sachverständigenrat seit März 2012 an. Die Tübinger Ökonomin folgte auf die Mainzer Professorin Beatrice Weder di Mauro, die als erste Frau Mitglied des wichtigsten deutschen Ökonomengremiums war.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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