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Gefährliche Farbenspiele

Archivmeldung vom 17.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Ein paar schockierende Fakten gefällig? Fast 55 Prozent der Insassen amerikanischer Gefängnisse sind Schwarze. Der afroamerikanische Anteil an der US-Gesamtbevölkerung beträgt aber hingegen nicht einmal 13 Prozent.

Obwohl Schwarze und Weiße etwa gleich viele Drogenkonsumenten stellen, ist das Risiko für einen Afroamerikaner dafür vor Gericht zu kommen laut „Human Rights Watch“ rund 118 höher als bei einem weißen Junkie.

Die schwarze Bürgerrechtsorganisation „National Association for the Advancement of Colored People“ (NAACP) hat mit Blick auf das in letzter Zeit immer aggressivere Vorgehen der Polizeibehörden gegen farbige Bürger erst kürzlich in einem dramatischen Appell den nationalen Notstand ausgerufen. Neben den ungleich schlechteren Bildungschancen auf schwarz geprägten innerstädtischen Schulen, leiden afroamerikanische Nachbarschaften derzeit auch überdurchschnittlich unter Zwangsversteigerungen als Folge der US-Hypothekenkrise.

Im Land der Freiheit steht es mit der Gleichberechtigung also auch dem Ende der Sklaverei vor 143 Jahren nicht zum allerbesten. Das sich der schwarze Präsidentschaftsbewerber Barack Obama mit seiner hoffnungsträchtigen Botschaft des „Wandels“ dennoch als Kandidat der demokratischen Partei durchsetzen konnte, wurde vor allem im Ausland mit überschwänglichem Jubel aufgenommen. Doch so leicht wie man hierzulande glaubt, wird es für Amerika nicht werden, seine seit tiefen gesellschaftlichen Gräben zu schließen.

Denn kaum steht die lang verdrängte Rassenfrage nun wieder im Raum, sind die alten Reflexe vom bösen schwarzen Mann schon da. Obama hat bereits öffentlich die Befürchtung geäußert, er könne von der republikanischen Wahlkampfmaschine in den kommenden Monaten als „furchterregendes Monster“ verunglimpft werden. „Sie werden sagen, ich sei zu schwarz, zu unpatriotisch und man könne mir nicht trauen“, mutmaßte Obama in Chicago.

Rechte Kommentatoren sprechen über den 46-Jährigen auf allen Kanälen bereits jetzt routiniert mit seinem zweiten Vornamen „Hussein“ und schüren damit bewusst Ängste vor einer islamischen Bedrohung. Bislang werden solche diffamierenden Blendgranaten zwar nur von den waffenstarrenden Rändern der republikanischen Partei im tiefen Süden der USA geworfen. Je enger das Rennen zwischen Obama und McCain aber wird, desto geringer die Hemmschwelle für den Griff in die rassistische Mottenkiste.

Auch innerhalb der schwarzen Gemeinde ist Obama alles andere als unumstritten. Solidarität ist hier beileibe kein Selbstzweck. Zuweilen wird recht genau zwischen dem Farbton der Haut unterschieden und auf die richtige Frisur geachtet, wenn es um die Vergabe von politischem Vertrauen geht. Der privilegierte Sohn einer Weißen Frau aus dem Mittleren Westen wird auch unter den Afroamerikanern für seine Sache werben müssen.

Doch genau hier liegt Obamas Stärke: Er hat es bislang erfolgreich vermieden, sich im komplizierten amerikanischen Farbenspiel zu verstricken. Vielmehr verspricht er den Bau eines sinnstiftenden Gerüsts auf dem ein neuer gesellschaftlicher Konsens zwischen allen Hautfarben begründet werden könnte. Manch einer mag dies für dürftig halten, für die Vereinigten Staaten ist es der richtige Schritt auf dem Weg zu einer großen Herausforderung.

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