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Jain gesteht Fehler vor der Finanzkrise ein

Archivmeldung vom 18.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Anshu Jain
Anshu Jain

Foto: World Economic Forum - Flickr: No Growth, Easy Money - The New Normal?: Anshu Jain
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hat Fehler vor der großen Finanzkrise eingestanden. "Rückblickend würde ich sagen: Es ist klar ersichtlich, dass der Hebel im System viel zu groß war", sagte er im Interview mit der "Zeit".

Zur Jahreswende 2006/2007 sei es offensichtlich gewesen, "dass einige Standards zu lax wurden, und es war ebenso offensichtlich, dass Märkte über Jahre hinweg fast unkontrolliert blieben". Jain erklärte, er verstehte die Skepsis, die ihm teilweise in Deutschland entgegenschlage. "Wenn ich an meinen Hintergrund denke, und zwar nicht nur aus kultureller, sondern auch aus beruflicher Sicht, und wenn ich berücksichtige, dass der von mir geleitete Unternehmensbereich die Hauptursache für einige unserer Probleme ist, dann empfinde ich die geäußerten Bedenken als absolut fair."

Jain: USA dürften Geldpolitik 2015 straffen

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, rechnet mit einer Straffung der US-Geldpolitik in diesem Jahr. "Die Auswirkungen von so etwas sind, die Geschichte zeigt es, immer unberechenbar", sagte Jain im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Abgesehen von diesem Risiko ist Jain Optimist. Die Weltwirtschaft sei stabiler, als sie es lange Zeit war, erklärt er.

Die USA würden kräftig wachsen, die Angst vor einem dramatischen Konjunktureinbruch in China habe sich abgeschwächt. "Die Banken sind besser kapitalisiert als früher, die Großkunden schwimmen im Geld, das ist alles positiv."

Weniger optimistisch ist er in Bezug auf das große Anleihekaufprogramm der EZB: "Doch glaube ich nicht, dass dieses Programm in Europa so funktionieren wird wie in den USA." Dort habe man vor allem Hypotheken und Unternehmensanleihen erworben. Aber in Europa "ist es fast zwangsläufig, dass die Zentralbank Staatsanleihen kaufen wird, und das schafft ein moralisches Risiko für Euro-Länder."

Europa, ermahnt der Co-Chef der Deutschen Bank, müsse sich stärker um seine Wettbewerbsfähigkeit bemühen. Hier brauche man beispielsweise viel zu lange, um sich von einem Konkurs zu erholen. "Da ist man schon im Kern der Wettbewerbsfähigkeit. Meine größte Sorge für Europa und auch für Deutschland als Teil von Europa ist, dass sie rapide abnimmt. Wir müssen uns die Frage stellen, was Deutschland tun muss, um seine Position als äußerst wettbewerbsfähige Nation zu erhalten", so Jain weiter.

Co-Chef Jain verteidigt Strategiedebatte in der Deutschen Bank

Mit Nachdruck hat der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, den gegenwärtigen Strategieprozess verteidigt: "Das ist doch alles sehr gradlinig", sagte er im großen "Zeit"-Interview. 2012 habe man gesagt, man wolle sich für die Neuausrichtung drei Jahre Zeit nehmen, um 2015 Bilanz zu ziehen und die nächste Etappe bekannt zu geben.

Jain weiter: "Warum ist es da so überraschend, dass wir Anfang Januar sagen, nun ist das Jahr 2015 gekommen, der Vorstand wird eine Bestandsaufnahme unserer derzeitigen Situation vornehmen und danach ankündigen, wie die nächste Etappe unserer Reise aussehen wird? Das ist alles völlig normal; jeder hätte sich denken können, dass wir so vorgehen werden."

Die Mitarbeiter der Deutschen Bank müssten sich überhaupt keine Sorgen machen, sagte Jain. "Dafür besteht absolut kein Anlass. Der ganze Prozess wird wohlgeordnet ablaufen." Man werde sich mit jeder Dimension des Geschäfts befassen und dann darstellen, was zu tun ist. Noch seien keine Entscheidungen getroffen worden. "Wir gehen unvoreingenommen an die Sache heran und es wird ein offener und weitreichender Prozess sein."

Anshu Jain will Deutsche Bank nicht alleine führen

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hält es für am besten, wenn mindestens zwei Leute das Geldhaus führen. Im großen "Zeit"-Interview antwortet er auf die Frage, ob er bereit sei, die Bank allein zu führen, unerwartet deutlich: "Das möchte ich gar nicht. Jürgen Fitschen und ich sind bereits das vierte Co-CEO-Team in der Geschichte der Bank. Dieser Institution mit ihrer Komplexität und ihrer Geschichte tut es am besten, wenn mehr als eine Person verantwortlich ist."

Gleichzeitig machte Jain klar, dass er auch angesichts der Probleme der Bank nicht ans Aufhören denkt. "Ich werde so lange hier sein, wie ich gebraucht werde", sagte er. Jain zufolge ist die Arbeit noch nicht erledigt. Zwar sei die Bank ausgewogener und sicherer geworden, baue eine "Vermögensverwaltung von Weltklasse" auf und sei "eine der wenigen, wenn nicht die einzige mit Sitz in Europa, bei der es sich immer noch um eine globale Institution handelt". Dennoch "konnten unsere Investoren noch nicht die Renditen erreichen, die sie sich wünschen".

Jain nennt vor allem zwei Faktoren, die den Börsenwert unten hielten und einige Analysten skeptisch machten. Einmal die Verschuldung. Zwar sei die Leverage Ratio mit 3,5 Prozent im Rahmen der derzeitigen Vorschriften. "Es besteht jedoch die Ansicht, dass für einige der weltweit größten Banken die geforderte Quote steigen könnte."

Zum anderen die Rechtsstreitigkeiten, "die sich noch verschärft haben, weil einige europäische Banken milliardenschwere Vergleiche mit US-Behörden wegen Sanktionsverstößen schlossen." "Geben Sie uns etwas Zeit, dann wird sich das anders darstellen", so Jain.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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