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Im Vorfeld zum Gipfeltreffen zwischen Ukraine und Türkei: Was treibt Erdoğan im Ukraine-Konflikt an?

Archivmeldung vom 02.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trifft sich am 10. April 2021 mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in Istanbul. (Archivbild)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trifft sich am 10. April 2021 mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in Istanbul. (Archivbild)

Bild: Turkish Presidential / RT

Seit Jahren fährt die Türkei eine Schaukelpolitik zwischen Russland und dem Westen. Falls der Ukraine-Konflikt eskaliert, hat die Türkei ein großes eigenes Interesse an einer Entschärfung der Lage, um einen möglichen Krieg am Schwarzen Meer zu verhindern. Dies analysiert Seyed Alireza Mousavi im Magazin "RT DE".

Weiter berichtet Mousavi auf RT DE: "Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Donnerstag in die Ukraine reisen, um mit Präsident Wladimir Selenskij Gespräche zu führen. Nach diesem Treffen in Kiew erwartet der türkische Staatschef den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Türkei. Ankara lud zuvor Putin und Selenskij zu Ukraine-Gesprächen ein. Das Land sei bereit, zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln. "Wir tun dies sowohl als Freund Russlands und der Ukraine wie auch als NATO-Verbündeter", ließ Erdoğan über seinen Sprecher ausrichten.

Seit Jahren fährt die Türkei eine Schaukelpolitik zwischen Russland und dem Westen. Während Erdoğan in Moskau das Luftabwehrsystem S-400 bestellt, beteuert er zugleich seine Treue zur NATO, indem die türkische Regierung stets für die Osterweiterung der Allianz eintritt.

Falls der Ukraine-Konflikt eskaliert, hat die Türkei ein großes eigenes Interesse an einer Entschärfung der Lage, um einen möglichen Krieg am Schwarzen Meer abzuwenden. Als südlicher Anrainer fürchtet Ankara in erster Linie, dass sich ein möglicher Krieg zwischen Russland und der Ukraine negativ auf geopolitische Ambitionen der Türkei in der Region auswirken könnte. Die türkische Regierung überlegt seit Jahren, parallel zur Bosporus-Meerenge einen Kanal zum Schwarzen Meer zu bauen, um ihre Position gegenüber anderen Anrainerstaaten wie Russland und die Ukraine in der Region zu verstärken. Der einzige Verbindungsweg zwischen dem Binnenmeer und dem Mittelmeer führt über die Dardanellen und den Bosporus, wobei beide unter türkischer Souveränität stehen.

Seit Russland in Syrien die Oberhand über den Westen gewonnen hatte, errang Russland über das Schwarze Meer erneut einen strategischen Zugang zum Mittelmeer. Das gibt dem Kreml insofern die Möglichkeit, bei einer weiteren NATO-Expansion nach Osten eine neue Front gegen den Westen zu eröffnen. An dieser Stelle kreuzen sich auch die geopolitischen Interessen Russlands und der Türkei. Ankara will nach eigener Darstellung verhindern, dass das Schwarze Meer ein "russisches Meer" wird. Daher stellt sich die Türkei an die Seite der Ukraine und versucht, die bilaterale Rüstungskooperation mit der Ukraine auszubauen.

Russland sieht allerdings die Annäherung zwischen Kiew und Ankara misstrauisch. Die Ukraine hat bereits Kampfdrohnen vom Typ Bayraktar aus der Türkei erhalten und soll diese mindestens einmal eingesetzt haben. Der russischer Außenminister Sergei Lawrow forderte im November 2021 die Türkei auf, Moskaus Bedenken hinsichtlich der militärisch-technischen Zusammenarbeit mit Kiew ernst zu nehmen, da sie die "Militarisierung" der Ukraine vorantreibe. Moskau sieht zudem kritisch, dass die Türkei die Durchfahrt von Kriegsschiffen der NATO durch die Meerengen zulässt, was Russland als Verstoß gegen die Meerengen-Konvention von 1936 bewertet.

Das Verhältnis zwischen der Türkei und Russland ist seit dem Syrien-Konflikt schwierig. In Syrien unterstützt die Türkei die Dschihadistenin Idlib und versorgt sie mit Waffen, während sich Russland an die Seite des syrischen Staates bei dem Kampf gegen Terrorismus und Islamismus stellt. Die Türkei versucht, sich als eine starke Regionalmacht zu positionieren, indem sie ihren Einfluss auf dem Balkan, im Kaukasus und im Nahen Osten ausbauen will. Der neo-osmanische Präsident der Türkei träumt von einem türkisch-muslimischen Korridor durch Eurasien. Die Strategie der neuen Türkei basiert auf die Wiederherstellung des sogenannten "Großen Turans" in den turksprachigen Regionen Asiens, wobei die Doktrin vom "Blauen Vaterland" die Ausweitung der maritimen Hoheitsgebiete der Türkei im östlichen Mittelmeer anvisiert. 

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte vor kurzem, Russland begrüße Bestrebungen aller Länder, die Lage in der Ukraine zu regulieren. Wenn sie Einfluss auf die ukrainische Führung nehmen wollten, um sie dazu zu bringen, ihre Verpflichtungen nach dem Minsker Abkommen einzuhalten, sei dies nur willkommen. Russland heißt im Grunde den Schritt der Türkei gut, um die Lage in Osteuropa zu entschärfen. Obwohl die Türkei NATO-Mitglied ist, hat Ankara ein russisches Flugabwehrraketensystem erworben. Russland wird allerdings die Rolle der Türkei im Ukraine-Konflikt begrüßen, solange Ankara nicht von den revisionistischen neu-osmanischen Ambitionen träumt. "

Quelle: RT DE

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