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Haiti ringt noch immer mit dem Wiederaufbau Unzufriedenheit der Menschen wächst

Archivmeldung vom 10.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Rund 100.000 Mädchen und Jungen wurden 2013 im Kinderkrankenhaus von nph in Tabarre/Haiti behandelt.  Bild: "obs/nph deutschland e.V."
Rund 100.000 Mädchen und Jungen wurden 2013 im Kinderkrankenhaus von nph in Tabarre/Haiti behandelt. Bild: "obs/nph deutschland e.V."

Am 12. Januar 2014 jährt sich das schwere Erdbeben in Haiti zum vierten Mal. 2010 verloren mehr als 220.000 Menschen ihr Leben, mehr als 1 Million Menschen wurde obdachlos. Noch heute müssen rund 300.000 Menschen in Zeltstädten oder provisorischen Unterkünften leben. Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran und die Unzufriedenheit der Haitianer wächst.

Soziale und politische Instabilität wächst

Viele Haitianer sind enttäuscht vom schleppenden Wiederaufbau des Landes und der weiterhin sehr verbreiteten Armut innerhalb großer Teile der Bevölkerung. Immer häufiger kommt es zu gewaltsamen Demonstrationen, auf denen der Rücktritt von Präsident Michel Martelly gefordert wird. Ihm wird mangelnder politischer Wille vorgeworfen, die für viele Haitianer untragbare soziale und wirtschaftliche Situation verbessern zu wollen. Eine dieser Demonstrationen fand direkt vor den Toren des Kinderkrankenhauses von nuestros pequeños hermanos (nph) in Tabarre statt, weil sich die Demonstranten der nahe gelegenen Amerikanischen Botschaft nicht nähern durften. Um der Lage Herr zu werden, setzten Sicherheitskräfte Tränengas ein, das auch ins Kinderkrankenhaus eindrang.

Bislang sind keine Makroprojekte entstanden

"Auf den ersten Blick scheint langsam eine Normalität eingekehrt zu sein, die dem Stand von vor dem Erdbeben entspricht. Die Entwicklungen, die sichtbar werden, sind erneuerte Straßen, renovierte Häuser, Zeltstädte, die nach und nach in den Hintergrund rücken. Doch gleichzeitig wissen wir, dass keine Makroprojekte entstanden sind, die eine nachhaltige Verbesserung bringen", sagt Cassagnol Destiné, Mitarbeiter bei nph deutschland, Karlsruhe. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Nach dem Erdbeben war die Handlungsfähigkeit der haitianischen Regierung stark eingeschränkt. Die von vielen Staaten zugesagten Hilfsgelder wurden nur zögerlich und bis heute nicht in voller Höhe ausgezahlt. Das schränkte ein zügiges Handeln der haitianischen Regierung ein. Mit den privaten Spendengeldern der Hilfsorganisationen hingegen konnte zügige Nothilfe geleistet werden. Doch die Absprachen unter den zahlreichen Organisationen waren unzureichend, so dass Synergien kaum genutzt werden konnten.

Entwicklungszusammenarbeit braucht Kontinuität

Schätzungen zufolge waren nach dem Erdbeben rund 15.000 Hilfsorganisationen in Haiti im Einsatz. Die meisten von ihnen waren auf Nothilfe ausgerichtet und sind inzwischen wieder aus dem Land verschwunden. "Nur wenige Organisationen waren schon vor dem Beben im Land aktiv und haben dort nachhaltig geholfen. Zu diesen Organisationen gehört nph", führt Heiko Seeger, Geschäftsführer nph deutschland, aus. Seit 1987 ist die Organisation in Haiti aktiv und in dieser Zeit zu einer lokalen Institution geworden. Das Kinderdorf in Kenscoff bietet mehr als 400 Mädchen und Jungen ein Zuhause. Im zweiten Kinderdorf in Tabarre, das nach dem Erdbeben für Waisen entstand, leben rund 200 weitere Kinder. Für die Gesundheit dieser und rund 100.000 anderer Kinder aus ganz Haiti, ist das Kinderkrankenhaus "St. Damien" zuständig. Es zählt zu den modernsten medizinischen Einrichtungen und ist das einzige mit einer Krebsstation für Kinder. Heute betreibt nph in Haiti viele weitere Gesundheitszentren, darunter die Choleraklinik sowie das "St. Marie"-Krankenhaus in Cité Soleil, einem der gefährlichsten Armenviertel der Welt. Dort hat das Kinderhilfswerk auch Straßenschulen aufgebaut, damit die Mädchen und Jungen aus den Slums eine Chance auf Bildung und damit ein besseres Leben erhalten. Für Familien, die in Cité Soleil unter menschenunwürdigen Bedingungen in Blechhütten hausen, hat nph kleine Häuser aufgebaut, mit Schlafraum, Wohnraum, Kochstelle und sanitären Anlagen. Bislang wurden 118 Häuser fertiggestellt und weitere sollen gebaut werden.

Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung

In Haiti liegt die offizielle Arbeitslosenquote bei über 40 Prozent. Die wirkliche Quote dürfte aber erheblich höher sein. Industrie gibt es in Haiti so gut wie keine. Deshalb setzt Präsident Martelly auf den Tourismus als treibende Kraft eines wirtschaftlichen Aufschwungs. Ob dies gelingt, bleibt allerdings abzuwarten. "Haiti liegt in der Karibik und damit in einer der schönsten Gegenden dieser Welt. Leider ist die Situation so, dass Haiti in Zusammenhang mit Gefahr und Kriminalität gebracht wird. So lange dieser Zustand anhält, werden wir kein Bild von Haiti vermitteln können, wie wir es uns wünschen", bremst Cassagnol Destiné einen übertriebenen Optimismus. Dennoch würde er sich wünschen, dass eines Tages Touristen nach Haiti kommen und als Botschafter des Landes in ihre Heimat zurückkehren. "Aber das geht erst dann, wenn die Grundbedürfnisse der Menschen in Haiti erfüllt und Gewalt und Kriminalität so eingedämmt sind, dass Haiti als sicheres Land betrachtet werden kann." Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

nuestros pequeños hermanos (nph) feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Das Kinderhilfswerk wurde 1954 von Padre William Wasson gegründet um verwaisten und verlassenen Kindern in Lateinamerika ein Zuhause zu schenken. Zurzeit leben rund 3.400 Kinder in elf Kinderdörfern in Lateinamerika. Die Kinder leben dort wie in einer großen christlichen Familie, gehen zur Schule und können einen Beruf erlernen. Seit der Gründung des ersten Kinderdorfes sind schon mehr als 17.900 Kinder bei nph aufgewachsen und haben erfahren, was bedingungslose Annahme und Liebe, Teilen, Mitarbeit und Verantwortung bedeutet. Außerdem leistet die Organisation in ihren Projektländern humanitäre Hilfe für weit mehr als 200.000 notleidende Menschen.

Quelle: nph deutschland e.V. (ots)

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