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US-Ökonom Eichengreen warnt vor "Grexit"

Archivmeldung vom 14.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Der US-Ökonom Barry Eichengreen hat vor den Folgen eines Euro-Ausstiegs Griechenlands gewarnt. Die Regierungen der Eurozone machten in den laufenden Verhandlungen mit Athen den Eindruck, einen sogenannten "Grexit" leichtfertig in Kauf zu nehmen: Die Folgen könnten aber nach wie vor verheerend sein, sagte Eichengreen der "Welt am Sonntag".

"Sie würden auf andere Länder übergreifen. Wenn portugiesische Familien oder spanische Unternehmen sehen, wie aus Euro wieder Drachmen werden, werden sie ihr Geld vom Konto holen. Das könnte sich zu einem Ansturm auf die Banken ausweiten. Investoren würden über den nächsten Austrittskandidaten spekulieren." Das könne schließlich das ganze Euro-Projekt gefährden.

Nach Einschätzung des Geldhistorikers der Universität Kalifornien in Berkeley leide nicht nur die Politik, sondern auch der Finanzmarkt unter einer Fehleinschätzung der Lage. Die Aktienkurse gäben ein viel zu positives Bild ab. "Meine Erfahrung als Geldhistoriker hat mich gelehrt, dass sich die Märkte immer entspannt zeigen, bis sie es plötzlich nicht mehr sind", so Eichengreen. "Ob nun der Bankenkrach von 2008 oder die Schwellenländerkrisen Ende der 90er-Jahre: Jeder kann seine Lieblings-Finanzkrise heraussuchen und wird feststellen, dass Märkte kein wirklich guter Krisenindikator sind. Im Vorfeld waren die Akteure immer viel zu lange viel zu entspannt und gerieten später in völlige Panik."

Er plädiere dafür, der gerade erst gewählten griechischen Regierung etwas mehr Zeit zu geben. "Sie müssen den Griechen wieder Luft zum Atmen geben, das ist auch im Interesse der Gläubiger. Ich würde dafür plädieren, die Zinszahlungen der Anleihen an das Wirtschaftswachstum zu koppeln. Nur wenn die griechische Wirtschaft wächst, muss das Land dann Zinsen zahlen, ansonsten werden diese einfach gestundet", so Eichengreen.

Würde Griechenland aus dem Euro gedrängt, hätte das nicht nur dramatische Folgen für den Währungsraum, sondern auch für die geostrategische Lage in Europa. "Der Westen wird kaum wollen, dass sich Russland als Retter inszeniert und plötzlich der Kreml in Europa mitmischt. Das hätte dramatische Folgen für das Militärbündnis Nato. Der Euro ist für Europa von großem symbolischen und geostrategischen Wert."

Varoufakis schlägt Reformprogramm für die Eurozone vor

Griechenlands neuer Finanzminister Giannis Varoufakis hat Reformvorschläge für die Europäische Währungsunion vorgelegt. Das berichtet das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" unter Berufung auf das Manuskript eines Buchs, das unter dem Titel "Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise" Ende Februar in Deutschland erscheinen soll.

Darin formuliert Varoufakis gemeinsam mit zwei angelsächsischen Ökonomen einen Vier-Punkte-Plan zur Neuordnung der Währungsunion, der seiner Meinung nach keiner Vertragsveränderung bedarf und auf deutsche Vorbehalte Rücksicht nimmt. So schlägt er vor, dass der Rettungsschirm ESM künftig direkte Anteile an maroden Banken erwerben soll, wenn er deren Eigenkapital aufstockt.

Eine Schlüsselrolle kommt in den Überlegungen auch der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Notenbanken zu. Die EZB soll im Wege einer Umschuldung Teile der Verbindlichkeiten hoch verschuldeter Staaten übernehmen.

Zudem könne sie Anleihen ausgeben, mit deren Mitteln ein Investitionsprogramm in Höhe von acht Prozent der Wirtschaftsleistung in der Eurozone finanziert werden soll. Schließlich schlägt er vor, ein eurozonenweites Sozialprogramm aufzulegen. Das Geld dafür sollen die nationalen Notenbanken bereitstellen. Varoufakis will sie dazu bringen, dass sie ihre Zinsgewinne aus Forderungen untereinander ausschütten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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