Experten halten Nord Stream 2 für technisch reaktivierbar
Archivmeldung vom 06.03.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.03.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie beschädigte Ostseepipeline Nord Stream 2 könnte laut Experten zeitnahe wieder in Betrieb genommen werden. "Aus technischer Sicht ist das kein großes Problem", sagte Michael Rodi, Experte für Energiepolitik im Ostseeraum von der Universität Greifwald, dem "Spiegel" am Mittwoch.
Schätzungen zufolge würde es rund eine halbe Milliarde Euro kosten, den 
beschädigten Strang A der Nord-Stream-2-Pipeline zu kitten. "Das ist 
aber wirtschaftlich darstellbar, angesichts der einstigen 
Investitionskosten der Pipeline von knapp zehn Milliarden", so Rodi. 
Entsprechende Wartungsarbeiten hätte Dänemark bereits im Januar 
genehmigt.
Durch das Sprengstoffattentat sind die Röhren der 
ersten, älteren Gasleitung von Nord Stream 1 schwer beschädigt worden, 
bei Nord Stream 2 jedoch nur eine der beiden Leitungen. Durch eine der 
Gasröhren könnte demnach relativ schnell wieder Gas gelangen, die 
zweite, leicht beschädigte, müsste repariert werden. Dafür müssten die 
zerstörten Rohrabschnitte entfernt werden, sie haben einen 
Innendurchmesser von rund einem Meter und eine Länge von 12 Metern pro 
Segment.
Auch der Netzbetreiber Gascade sieht technisch keine 
großen Hürden. "Die beiden Nord Stream-Systeme sind in Lubmin mit dem 
deutschen Fernleitungsnetz unverändert physisch verbunden, jedoch 
hydraulisch abgetrennt", sagte ein Sprecher von Gascade dem 
Nachrichtenmagazin.
Das Unternehmen hat den Anlandepunkt der 
Pipelines im vorpommerschen Lubmin gebaut. Als Netzbetreiber vermarkte 
man das Erdgas, "sofern die vertraglichen und regulatorischen 
Voraussetzungen erfüllt sind". An ihnen soll es also nicht scheitern.
Hintergrund
 sind Medienberichte über angebliche Kaufinteressenten für die 
verwaisten Gasröhren. Bereits im November bekundete ein US-Milliardär 
Interesse, derzeit soll es Gespräche zwischen Putin-Vertrauten und 
US-Investoren geben.
Die noch amtierende Bundesregierung ist 
strikt gegen eine Inbetriebnahme, es gebe keine Gespräche und "dies 
steht nicht zur Debatte", heißt es in einer Mitteilung. Und auch aus 
EU-rechtlichen Gründen kann die Pipeline aktuell nicht in Betrieb 
genommen werden, sagte Wissenschaftler Rodi.
Gasmarktexperte 
Joachim Endress glaubt, dass die Diskussionen um die Ostseepipelines 
bewusst angestoßen wurden. "Die Spekulation um eine mögliche Zukunft der
 Gasleitungen ist auch im Interesse der Finanzinvestoren der Pipeline", 
sagte der Leiter des Beratungsunternehmens Ganexo. So hätten 
Energiekonzerne wie Engie, OMV, Shell, Uniper und Wintershall die Hälfte
 von Nord Stream 2 bezahlt. Auf Nachfrage des "Spiegels" wiegelt der 
französische Gaskonzern Engie ab, man habe die Investitionen von rund 
einer Milliarde bereits abgeschrieben, weiter wolle man den Vorgang 
nicht kommentieren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur


        
      
      