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Gergely Karácsony: Der Mann der Orbán entthronen möchte

Archivmeldung vom 22.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Gergely Karácsony (2019)
Gergely Karácsony (2019)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Gergely Karácsony, Bürgermeister von Budapest, hat angekündigt, dass er bei den kommenden ungarischen Parlamentswahlen für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren möchte. Obwohl er bei den Wahlen 2018 nur 11% der Stimmen bekam und die Parteien, die ihn derzeit unterstützen, gerade einmal 5% zusammenkratzen konnten, sind seine Chancen nach jüngsten Untersuchungen gar nicht so gering. Schauen wir mal, warum. Dies schreibt Marcell Dengi im Magazin "Unser Mitteleuropa" unter Verweis auf einen Bericht von "Centro Machiavelli".

Dengi weiter: "Nach den letzten Wahlen haben sich die Oppositionsparteien zusammengeschlossen und eine neue politische Gruppierung gebildet, die als eine einzige Partei auf dem Stimmzettel erscheinen wird. Einzeln betrachtet sind sie in der Tat zu schwach, um sich Orbán entgegenzustellen.

Aber solche unterschiedlichen Realitäten zusammenzuhalten ist nicht immer einfach. Viele Stimmen behaupten, dass die Koalition weniger stark ist, als sie scheint. Im Moment gibt es fünf Kandidaten für den Ministerpräsidenten: Klára Dobrev (Demokratische Koalition), Péter Márki-Zay (Unabhängiger), András Fekete-Győr (Momentum), Péter Jakab (Jobbik) und natürlich Gergely Karácsony, der von LMP, MSZP und Párbeszéd unterstützt wird. Einer von ihnen – derjenige, der in den Vorwahlen gewinnt – wird also der offizielle Kandidat der Oppositionskoalition gegen Fidesz sein. Laut den Umfragen ist Péter Jakab der Beliebteste, aber derjenige mit den besten Chancen, Orbán zu besiegen, ist Karácsony. Aber wer ist er und warum wäre er der geeignete Herausforderer?

Gergely Karácsony wurde in Ostungarn geboren und wuchs in einem kleinen Dorf auf. Sein Vater starb, als er erst sechs Jahre alt war, und seine Mutter musste ihn zusammen mit seinen Brüdern im Dorf Nyírtass aufziehen. Nach der Mittelschule besuchte er die Universität in Budapest, wo er 1997 seinen Abschluss machte. 2004 war er Dozent an der Corvinus Universität und dort nach 2008 als Forscher tätig. Sein aktives politisches Leben begann im Sommer 2009 bei der LMP, eine Partei, die er 2013 verließ, um der neu gegründeten Együtt-Partei beizutreten und Parteiobmann von Zugló, einem Bezirk der Hauptstadt, zu werden. Im Jahr 2018 war er der Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, der auch von der sozialistischen MSZP-Partei unterstützt wurde. Er erhielt 11,91 % der Stimmen und lag damit auf Platz drei hinter Orbán und Gábor Vona (Jobbik).

Sein größter politischer Erfolg war jedoch 2019 die Wahl zum Bürgermeister von Budapest, bei der er mit über 50% der Stimmen den Fidesz-Kandidaten besiegte, der bei 44,1% stehen blieb. Dies war ein großer Sieg für die Opposition und ein böses Erwachen für die Regierungspartei, die feststellen musste, dass sie sich sorgfältig auf die Parlamentswahlen 2022 vorbereiten muss. Deshalb gilt Karácsony als Orbáns härtester Herausforderer. Lange Zeit versteckte er sich, leugnete öffentlich jegliche Ambitionen, aber schließlich, am 15. Mai, erklärte er seine Kandidatur. Diese hat die öffentliche Meinung auf beiden Seiten, der Opposition und der Rechten, erschüttert, denn es scheint, dass der stärkste Spieler das Feld betreten hat.

Ausgehend von der aktuellen Situation kann man sagen, dass die Unterstützung für Karácsony vor allem aus den großen Städten kommen wird, wobei die Hauptstadt die Nase vorn hat, während in den kleineren Zentren der Fidesz die Nase vorn hat. Wie ich in einem früheren Artikel erklärt habe, hat die Koalition der Opposition nur dann Hoffnung auf einen Sieg, wenn diese fest zusammenhält.

Karácsony hat nicht nur seine persönliche Kandidatur angekündigt, sondern auch den Start einer neuen Bewegung namens „99“. Sie will parallel zu den Oppositionsparteien agieren und ist nach jenen 99% des ungarischen Volkes benannt, deren Geld von den reichsten 1% „gestohlen“ worden sein soll und das sie zurückgeben möchte. Das genaue Programm ist noch nicht veröffentlicht, aber es soll, in Karácsonys Worten, ein Werk der Wiederherstellung der Demokratie, der „Entthronung“ beginnen. Die Botschaft ist die eines totalen politischen Wandels für Ungarn.

Das Bild von Karácsony ist jedoch nicht so eindeutig und makellos. In Ungarn gibt es viele Kontroversen um ihn. Die erste ist die Tatsache, dass er keine Fremdsprachen spricht, obwohl er als Universitätsprofessor gearbeitet hat und über Publikationen in der ihm unbekannten Sprache Englisch verfügt. Für die Stelle an der Universität wird eine Sprachprüfung erwähnt, die er nie abgelegt hat: in Wirklichkeit ist es nur ein einfaches Papier, das vom Rektor ausgestellt wird. Derselbe Rektor, der erklärt hat, dass „Ihr Fremdsprachenniveau ziemlich unbefriedigend ist“. Interessant, wenn man bedenkt, dass man in Ungarn eine Sprachprüfung abgelegt haben muss, um einen Doktortitel zu bekommen. Ein Doktorat, von dem er ausgeschlossen wurde, obwohl er zwei zusätzliche Jahre dafür bekam. Aber in der Zwischenzeit hatte er begonnen, als Berater für die Regierung zu arbeiten.

Eine weitere Kontroverse betrifft das Geld, das seine Firma zwischen 2006 und 2008 von der sozialdemokratischen Regierung von Ferenc Gyurcsány erhalten hat: 20 Millionen Forint, umgerechnet 60.000 Euro. Und viele halten ihn für ein bloßes Werkzeug des ehemaligen Premierministers. Karácsony arbeitet seit 2004 mit Gyurcsány, seinem Mentor, zusammen. Als Karácsony Direktor des Forschungsinstituts „Medián“ war, erhielt dieses 700 Millionen Forint, also 2,2 Millionen Euro, von der Regierung.

Kurz gesagt: Der Politiker, der verspricht, das Geld der reichsten 1% zu nehmen, ist derselbe, der in der Vergangenheit viel Geld von der befreundeten Regierung genommen hat. Er vergaß, dieses Detail in den Lebenslauf zu schreiben, mit dem er für das Amt des Ministerpräsidenten kandidierte.

Quelle: Unser Mitteleuropa

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