Klingbeil gegen Komplettabschaffung des Bürgergelds für Ukrainer

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Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die Forderung von CSU-Chef Markus Söder nach einer Abschaffung des Bürgergelds für alle Ukrainer zurückgewiesen. Man werde wie besprochen neu ankommende Ukrainer nicht mehr in das Bürgergeld aufnehmen, aber man dürfe die Haushaltsdebatte nicht auf dem Rücken derer austragen, die vor einem Krieg geflohen sind, mahnte Klingbeil.
Es sei auch Söders Verantwortung, intern an einer Gesamtlösung für den
Haushalt mitzuarbeiten - Streit gebe es "gerade eh viel zu viel" in der
Regierung.
Dem Nachrichtensender "Welt" sagte der Finanzminister:
"Wir haben besprochen, und das steht auch im Koalitionsvertrag, dass
wir für diejenigen, die aus der Ukraine jetzt herkommen, dass die nicht
mehr ins Bürgergeld bringen werden, sondern dass wir das anders
organisieren. Daran arbeiten wir auch gerade in der Regierung, das wird
auch zur Einsparung führen. Ich warne nur davor, immer zu sagen: Das
löst am Ende alle Haushaltsprobleme. Ich erwarte mir schon, dass auch
von Seiten der Union eigene Vorschläge kommen, dass man auch sagt, was
können wir in unseren Bereichen tun, um hier auch wirklich Geld zu
sparen. Und wir sollten es nicht auf dem Rücken von Menschen tun, die
vor einem Krieg geflohen sind, die hier in Deutschland angekommen sind,
die auch hier ein neues Zuhause gefunden haben. Um die wollen wir uns
auch kümmern. Deswegen war es richtig, dass wir das mit dem Bürgergeld
so gemacht haben. Für die Zukunft werden wir es anders machen. Und dann
müssen wir gucken, wie groß die Einsparpotenziale hier wirklich sind."
Die
Haushaltsdebatte dürfe nicht öffentlich ausgetragen werden und sollte
auf Provokationen der Koalitionspartner verzichten, mahnte Klingbeil.
"Wir haben gerade eh viel zu viel Streit schon wieder in dieser
Regierung. Und deswegen sollten wir jetzt alles daransetzen, dass wir
die Dinge intern miteinander besprechen." Man gehe den
Bürgergeldmissbrauch an und arbeite an einer neuen Regelung für neu
ankommende Ukrainer.
"Aber ich sage Ihnen, wir müssen für 34
Milliarden Lücke auch andere Fragen stellen. Darum muss es jetzt in den
nächsten Wochen gehen. Und wenn wir den ganzen Tag uns öffentlich Dinge
vorwerfen, uns öffentlich Sachen vorhalten, wenn wir Vorschläge machen,
wo wir wissen, da provozieren wir die andere Seite mit, dann werden wir
diese Aufgabe, eine Lücke zu schließen, nicht hinbekommen."
Über
mögliche Steuererhöhungen wollte Klingbeil nicht sprechen - auch die
hatte Markus Söder im Sommerinterview ausgeschlossen. Darauf
angesprochen sagte Klingbeil: "Es geht um ein Gesamtpaket, da tragen wir
eine gemeinsame Verantwortung, die SPD, die CDU, die CSU, also auch
Markus Söder." Klingbeil weiter: "Es bringt nichts, wenn wir jetzt
einzelne Maßnahmen in der Öffentlichkeit diskutieren. Wir sollten am
Ende zu einem Gesamtpaket kommen. Da ist auch Herr Söder mit in der
Pflicht. Und ich wünsche mir, dass wir das nicht zu kontrovers
öffentlich diskutieren, sondern dass wir alle Maßnahmen uns angucken,
intern, und dann auch wirklich sagen, wie kriegen wir diese Leistung
hin? Das ist eine der größten innenpolitischen Aufgaben, vor denen wir
jetzt stehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur