Länder kündigen massiven Widerstand gegen Steuerpläne des Bundes an
Die geplante Erhöhung der Pendlerpauschale sowie die Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie dürften die Bundesregierung teuer zu stehen kommen. Wie eine Umfrage der "Süddeutschen Zeitung" unter allen 16 Bundesländern ergab, formiert sich im Bundesrat erheblicher Widerstand gegen beide Vorhaben.
Grund ist, dass Länder und Kommunen einen erheblichen Teil der
Steuerausfälle zu tragen hätten, die beide Vorhaben mit sich brächten.
Sie verlangen deshalb, dass der Bund die Kosten allein übernimmt.
Die
gesamten Mindereinnahmen der beiden Maßnahmen lägen über die
Wahlperiode gerechnet bei geschätzt rund 23 Milliarden Euro. Auf die
Länder und Gemeinden entfielen davon etwa 12,5 Milliarden. Zwar haben
Union und SPD im Koalitionsvertrag zugesagt, dass der Bund die
Finanzierung übernimmt, wenn er Gesetze beschließt, die auf eine andere
staatliche Ebene finanziell durchschlagen. Ob das aber auch für die
geplanten Steuererleichterungen gilt, ist strittig. Der Bund verweist
auf eine gegenteilige Absprache mit den Ministerpräsidenten.
Der
sächsische Finanzminister Christian Piwarz (CDU) sagte der SZ, es müsse
"endlich aufhören, dass der Bund Bundesgesetze oder andere Maßnahmen
ergreift, die bei den Ländern und Kommunen zu Mindereinnahmen oder
Mehrausgaben" führten. "Wer bestellt, muss auch bezahlen." Sein Berliner
Amtskollege Stefan Evers (CDU) erklärte, sein Land sei in einer "extrem
angespannten Haushaltslage". Deshalb gelte: "Insbesondere solchen
Maßnahmen, die unsere Einnahmen weiter verringern, wird das Land Berlin
nicht ohne weiteres zustimmen können."
Kritik gibt es auch aus
den Reihen der SPD. "Entlastungen auf Bundesebene müssen solide
finanziert sein und real helfen, die Konjunktur in Fahrt zu bringen",
sagte etwa der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel. Die Erhöhung der
Pendlerpauschale dagegen sei "ein echter Fehlanreiz", auch die
Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie hat aus seiner Sicht keine
Priorität. Aus dem SPD-geführten Finanzministerium in
Mecklenburg-Vorpommern verlautet, entscheidend für das
Abstimmungsverhalten werde sein, "ob der Bund bereit ist,
Einnahmeausfälle im Sinne einer fairen Lastenverteilung durch geeignete
Maßnahmen auszugleichen".
Noch deutlicher äußerten sich Politiker
von Grünen und BSW. Der baden-württembergische Finanzminister Danyal
Bayaz (Grüne) begrüßte zwar den geplanten "Investitionsbooster", also
die bessere steuerliche Absetzbarkeit etwa von Maschinen, obwohl dieser
sein Land "schon im nächsten Jahr eine dreistellige Millionensumme
kosten" werde. "Nicht sinnvoll ist es dagegen, Einzelinteressen zu
bedienen, wie es bei der Pendlerpauschale oder der Gastro-Mehrwertsteuer
der Fall wäre", so Bayaz. Seine thüringische Amtskollegin Katja Wolf
(BSW) sagte: "Es ist verständlich, dass der Bund ein Interesse daran
hat, die Menschen im Land zu entlasten. Aber diese Geschenke müssen auch
die bezahlen, die sie sich ausdenken."
Quelle: dts Nachrichtenagentur