Steuererhöhungen: Bundesregierung will Internet-Giganten besteuern
Die schwarz-rote Bundesregierung will nach österreichischem Vorbild digitale Internet-Konzerne wie Google und Meta über eine Plattformabgabe überraschend stark besteuern. "Es muss sich jetzt etwas ändern. Deutschland macht sich inzwischen in bedenklicher Weise abhängig von der technologischen Infrastruktur der Amerikaner", sagte der Staatsminister für Kultur und Medien, Wolfram Weimer, dem "Stern".
"Wir halten einen Abgabesatz von zehn Prozent für moderat und legitim.
Die Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass diese Form der Abgabe keine
relevante Preisveränderung für Endkunden mit sich gebracht hat. Es hat
aber dazu geführt, dass die Konzerne endlich einen kleinen Steuerbeitrag
für die Gesellschaft leisten, also ihre gewaltige Marge etwas sinkt.
Zugleich öffnet das den Wettbewerb."
Weimer, ein enger Vertrauter
von Kanzler Friedrich Merz (CDU), griff die Internet-Konzerne für ihr
unsolidarisches Geschäftsgebaren an: "Die großen Plattformen betreiben
geschickte Steuervermeidung. Das ist unsolidarisch und führt seit Jahren
zu schweren Konflikten mit den nationalen und europäischen Behörden."
Als
Grund für die geplante Abgabe nannte er "monopolähnliche Strukturen"
der Internet-Konzerne. "Die Medienvielfalt wird dadurch gefährdet." Er
habe die Google-Führung sowie wichtige Branchenvertreter "zu Gesprächen
ins Kanzleramt eingeladen, um Alternativen, möglicherweise auch
freiwillige Selbstverpflichtungen, zu prüfen", sagte Weimer. "Zugleich
bereiten wir konkret eine Gesetzesvorlage vor."
In Österreich
verpflichtet die Digitalsteuer seit dem Jahr 2020 große
Online-Plattformen, fünf Prozent der Einkünfte aus der Werbevermarktung
abzuführen. Weimer deutete an, dass auch Merz die Pläne mitgeht, obwohl
die Union Steuererhöhungen genauso vermeiden wollte wie neue
Irritationen mit den USA im Zollstreit. "Mein Eindruck nach meinen
Vorgesprächen in der Koalition ist, dass es hier zwischen der Union und
den Sozialdemokraten, aber auch mit den Grünen, eine große Einigkeit in
der Einschätzung geben könnte", sagte er. "Wir sollten Google und Co.
endlich fordern."
Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag
darauf geeinigt, eine Abgabe für Online-Plattformen, die Medieninhalte
nutzen, zu prüfen. Der Plan fällt in die Zuständigkeit des
Staatsministers für Kultur und Medien. Merz wird dem Vernehmen nach
Anfang Juni nach Washington reisen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur