Union unterstützt Abschaffung fremdsprachiger Bürgergeld-Broschüren
Die Union hat die Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit, künftig Broschüren rund um das Thema Bürgergeld nur noch auf Deutsch und in leichter Sprache zu formulieren, befürwortet. Ottilie Klein (CDU), Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, sagte der "Welt", wer bedürftig sei, solle in mehreren Sprachen Hilfe bekommen - vor Ort im Jobcenter.
"Aber Online-Auftritte, die mehrsprachig für staatliche Sozialleistungen
werben, sind etwas völlig anderes", so Klein. "Das untergräbt das
Vertrauen in unseren Sozialstaat und liefert Munition für populistische
Stimmungsmache. Deutschland braucht mehr qualifizierte Zuwanderung -
nicht mehr Einwanderung in den Sozialstaat."
Die Linke hingegen
kritisierte die Entscheidung: "Es gibt kaum etwas Sinnloseres, als den
Zugang zu Informationen zu erschweren. In den vielerorts ohnehin schon
überlasteten Ämtern wird das zu Missverständnissen und längeren
Bearbeitungszeiten führen", sagte die flucht- und innenpolitische
Sprecherin Clara Bünger. Für Menschen, die wenig oder kein Deutsch
verstünden, bedeute diese Entscheidung Schikane. "Sie wird aber sicher
nicht dazu führen, dass Menschen massenhaft auf Bürgergeld verzichten
oder gar aus Deutschland ausreisen, wie es sich Rassisten von der AfD
erträumen", so Bünger. Sie sagte weiter: "Dieses Einknicken vor rechter
Stimmungsmache ist dumm und erbärmlich, sonst gar nichts."
Andreas
Audretsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im
Bundestag, kritisierte: "Die Jobcenter müssen in Arbeit, Aus- und
Weiterbildung vermitteln, das ist Priorität Nummer eins."
"Verständnisprobleme bringen niemanden in Arbeit", monierte er. "Es sind
dieselben Leute, die einerseits Menschen im Bürgergeld als faul
beschimpfen und zugleich die Jobcenter daran hindern wollen, Menschen in
Arbeit zu bringen. Das zeigt, wie verkommen die Debatte mittlerweile
ist."
Elena Weber, Referentin für Arbeitsmarktpolitik bei der
Diakonie, forderte: "Auch Bezugsberechtigte, die wegen ihres Alters oder
aus anderen Gründen keine automatisierten Übersetzungsdienste aus dem
Internet benutzen können, müssen ihr Recht wahrnehmen können."
Joachim
Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, sagte: "Die Behauptung,
dass Übersetzungen von Informationen und Rechtshinweisen eine 'Einladung
zum Sozialtourismus' seien, ist infam und falsch. In den Flyern wird im
Gegenteil betont, dass Menschen mit ausländischem Wohnsitz und
Asylbewerber in der Regel keinen Anspruch haben." "Der Nichtgebrauch
sozialer Leistungen, nicht deren angeblicher Missbrauch, prägt die
sozialstaatliche Realität", so Rock weiter. "Bestehende
Informationsangebote zu kappen, ist ein Bürokratieförderprogramm erster
Klasse."
Quelle: dts Nachrichtenagentur