Dobrindt will Bundespolizei mehr Befugnisse geben und Bürger stärker zu überwachen
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will der Bundespolizei mehr Befugnisse geben und plant eine umfassende Reform des Bundespolizeigesetzes. Die von der Ampel geplanten Kontrollquittungen und die Kennzeichnungspflicht für Einsatzkräfte sollen einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge dabei entfallen.
Nach Informationen aus Koalitionskreisen wird der Gesetzentwurf bereits
informell zwischen den Ressorts abgestimmt. "Der Entwurf wird derzeit
finalisiert", teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit.
Dobrindt
will der Bundespolizei auch neue Befugnisse gewähren, etwa die
Quellen-TKÜ, die es der Behörde erlauben würde, Spähsoftware auf Handys
von Verdächtigen zu installieren, um die Kommunikation zu überwachen.
Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz soll ermöglicht werden. Neben
den Änderungen an der Rechtsgrundlage will das Innenministerium die
Bundespolizei auch besser ausstatten und finanziell stärken. Eine
Änderung des Aufenthaltsgesetzes soll es Bundespolizisten in ihrem
Zuständigkeitsbereich zudem ermöglichen, beim Aufgriff illegal
eingereister Migranten "aufenthaltsbeendende Maßnahmen" einzuleiten.
In
Sicherheitskreisen wird der Kurswechsel begrüßt. "Die Novellierung des
Bundespolizeigesetzes ist zwingend notwendig", sagte der
stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Manuel
Ostermann. Die Abkehr von Kontrollquittungen und Kennzeichnungspflicht
habe für Erleichterung gesorgt. Auch Andreas Roßkopf von der
Gewerkschaft der Polizei befürwortete die neue Linie. Die Kennzeichnung
sei nur mit anonymem Code tragbar gewesen. Die Ausstellung von
Quittungen hätte die Beamten zusätzlich belastet.
Zustimmung
kommt auch von der SPD: Die Überwachung verschlüsselter Kommunikation
sei "richtig", so der Innenpolitiker Sebastian Fiedler. Er kündigte aber
auch noch Beratungsbedarf an. "So muss die Verabredung aus dem
Koalitionsvertrag, die Bundespolizei mit zusätzlichen Kompetenzen im
Bereich des Ausländerwesens auszustatten, sich zwingend an der Praxis
messen lassen", sagte Fiedler. Bei der Beantragung von
Abschiebehaftbefehlen seien ausländerrechtliche Kompetenzen und
Informationen erforderlich, die bei der Bundespolizei nicht vorliegen
würden. "Der Teufel steckt wie so oft im Detail", sagte Fiedler.
Harte
Kritik kommt von Grünen und Linkspartei. "Mit Kontrollquittungen hätten
wir für mehr Transparenz und gegen Racial Profiling wirken können",
sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Irene Mihalic. Die
Streichung der Kennzeichnungspflicht sei ebenfalls ein Rückschlag. Die
Innenexpertin der Linke, Clara Bünger, sagte: "Die Pläne der
Bundesregierung sind mit weitgehenden Grundrechtseingriffen verbunden,
zugleich werden Ansätze verworfen, die zu mehr demokratischer und
justizieller Kontrolle der Polizei führen könnten."
Gegenwind
kommt auch aus der AfD. Sie hält die geplanten Überwachungsmöglichkeiten
für problematisch. Gottfried Curio, innenpolitischer Sprecher der AfD
sagte, seine Partei sehe "ein großes Missbrauchspotential". "Wenn
überhaupt wäre eine Quellen-TKÜ für die Bundespolizei mit strikter
Einschränkung auf bestimmte Tatbestände wie zum Beispiel dem
Einschleusen von Ausländern diskutabel."
Quelle: dts Nachrichtenagentur