Bas zweifelt an Rentenreformen in dieser Legislatur
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) ist skeptisch, ob die Ergebnisse der geplanten Rentenkommission vor der kommenden Bundestagswahl noch umgesetzt werden können. "Welche Pflöcke wir in dieser Regierung noch einschlagen können, werden, werden wir sehen. Alles andere ist dann Sache der nächsten Regierung", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Rentenkommission solle wie im Koalitionsvertrag vorgesehen Anfang
2026 starten und ihre Ergebnisse 2027 vorlegen. "Da geht es vor allem um
die Zukunft: Was brauchen wir über die laufende Legislatur hinaus?", so
Bas.
Damit stellt sich die Ministerin und SPD-Vorsitzende gegen
die Pläne von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Er hatte in seiner
Sommer-Pressekonferenz den Wunsch geäußert, "dass wir mit den Arbeiten
in den Kommissionen und parallel auch mit den politischen Diskussionen
schneller vorankommen". Die Zeit dränge, die Demografie warte nicht. In
Bezug auf die Rente werde die Koalition schon in diesem Herbst "nicht
final entscheiden, aber sehr wohl erste Weichen stellen". Das Kabinett
hatte erst in dieser Woche eine Sicherung des geltenden Rentenniveaus
bis 2031 beschlossen und damit die Rufe nach einer grundsätzlichen
Rentenreform nochmals angeheizt.
Bas dämpfte die Erwartungen auch
beim Thema Bürgergeldreform. "Ich werde im Herbst erst einmal ein
Gesetz vorlegen und die Punkte regeln, die wir zügig angehen können",
sagte sie. Dabei gehe es um Mitwirkungspflichten, Karenzzeiten und
vieles mehr. Mehr Arbeitsanreize durch neue Anrechnungsregeln bedürften
hingegen der Zustimmung des Bundesrats und seien daher nicht kurzfristig
umsetzbar.
"Zur Höhe der Regelsätze gibt es außerdem
Gerichtsurteile, die das Existenzminimum sichern", sagte sie. Auch hier
widerspricht Bas den Positionen etwa von CDU-Generalsekretär Carsten
Linnemann, der immer wieder eine 100-prozentige Leistungskürzung für
vermeintliche Arbeitsverweigerer ins Spiel gebracht hatte. An der
Verfassungsmäßigkeit solcher Maßnahmen bestehen allerdings erhebliche
Zweifel.
Auch mit Blick auf die bis zum Jahresende tagende
Sozialstaatskommission warnte die Ministerin vor übersteigerten
Erwartungen. "Dabei geht es gemeinsam mit Ländern und Kommunen vor allem
um schnellere Prozesse, einfachere Zugänge und weniger Bürokratie",
sagte sie. "Dass ich nicht mehr auf jedem Amt von Neuem mein Formular
ausfüllen muss, oder dass nicht für jede Sozialleistung ein anderer
Einkommensbegriff gilt." Schon das sei sehr ambitioniert.
Zugleich
beharrte Bas auf ihrer Kritik an den Beamtenpensionen. "Früher hatten
wir ein Rentenniveau von 70 Prozent und Beamtenpensionen in
vergleichbarer Höhe", sagte sie. "Die Renten sind immer weiter gesunken,
die Pensionen gleichgeblieben." Das sei ein "Gerechtigkeitsthema". Man
müsse deshalb darüber nachdenken, den Beamtenstatus auf die
Sicherheitsbehörden zu reduzieren.