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Deutsche Mitte (DM): Kinder sind Potentialbomben – bis sie in die Schule kommen

Archivmeldung vom 11.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Freies lernen
Freies lernen

Bild: Deutsche Mitte (DM)

Hans Tolzin von der Partei Deutsche Mitte (DM) äußerte sich in einem längerem Beitrag über das Bildungswesen. Darin heißt es: "Wenn Kinder auf die Welt kommen, sind sie noch kleine Genies und „Potentialbomben“ (André Stern). Spielend und mit Begeisterung für die Themen, die gerade dran sind, erlernen und erfahren sie die Welt – in dem ihrem Wesen angemessenen Tempo. Dann kommen sie in die Schule. Unser starres Erziehungs- und Bildungssystem scheint jede Begeisterung am Lernen und damit die Entfaltung hin zu glücklichen, erfüllten, selbstbewussten, ausgeglichenen und nicht manipulierbaren Erwachsenen zu ersticken."

Weiter wird berichtet: "Eine Reform unserer Gesellschaft und ein dauerhafter Frieden sind ohne eine Reform unseres Bildungssystems nicht denkbar. Der kürzlich in der Nähe von Wien abgehaltene Kongress „Ökologie der Kindheit“ zeigt die Richtung.

Kongress „Ökologie der Kindheit“

Es war eher Zufall (wenn man an so etwas glauben will), dass ich auf den Kongress „Ökologie der Kindheit“ aufmerksam wurde, der am 25. November 2017 in Mauerbach bei Wien stattfand. Von Arno Stern (neuestes Buch: „Das Malspiel und die Kunst des Dienens“) und seinem „Malort“ und seinem Sohn André (neuestes Buch: „Spielen um zu fühlen, zu lernen und zu leben“) hatte ich schon gehört und ein wenig auf Youtube gesehen. Dieser Kongress war also eine Gelegenheit, dem Vater wie auch dem Sohn zu begegnen.

Neben Arno Stern und André Stern waren die Familientherapeutin Katharina Saalfrank und der Förster und Unternehmer Erwin Thoma als Referenten eingeladen. Und ich muss sagen: Jeder der vier Vorträge hat sich gelohnt. Das von mir aufgezeichnete Pressefrühstück mit den Referenten ist auf Youtube zu finden:   Teil 1   Teil 2

Das Lernen ist dem Kind angeboren

Arno Stern berichtet in seinem Vortrag, wie er darauf kam, Kindern mit dem sogenannten „Malort“ einen geschützten Raum anzubieten, in dem sie ohne Bewertungen durch Erwachsene malen konnten. Er hat bei seinen Forschungen über verschiedene Kulturen festgestellt, dass Kinder das Zeichnen nicht erst von Erwachsenen lernen müssen, sondern dass Kinder aller Kulturen die gleichen archetypischen Formen und Symbole innewohnen, die sie auch altersgemäß ähnlich ausdrücken können – selbst dann, wenn sie vorher noch nie Papier und Malstifte zur Verfügung hatten.

Dies sieht Arno Stern zusammen mit anderen Beobachtungen als Hinweis, dass allen Kindern der Welt die Veranlagung mitgegeben ist, sich zu entfalten und ihre Umwelt zu gestalten. Es sei völlig unnötig, so Stern, Kinder zum Lernen anzuhalten oder gar zu zwingen, denn das Lernen und sich Entfalten sei bereits in ihnen angelegt und drücke sich durch das spontane Spiel aus.

Mit Begeisterung spielen ist wie Dünger für das Gehirn

Arno Sterns Sohn André war nie in der Schule. So heißt sein bekanntestes Buch auch „ Ich war nie in der Schule “. Wann immer er Interesse für ein Thema zeigte, öffneten seine Eltern ihm einen Raum, dieses Thema stundenlang, tagelang oder länger zu verfolgen. So lernte er unter anderem das Metalltreiben, das Gitarre spielen und schließlich den Instrumentenbau. Der Impuls zu letzterem war die Erkenntnis, dass es die Gitarre seiner Wahl nicht gab und er sie wohl selbst bauen musste.

Die Existenz dieser allen Kindern mitgegebenen Veranlagung, durch das freie und spontane Spiel zu lernen, vieles auszuprobieren und einige Dinge bis hin zur Meisterschaft zu entwickeln, wird durch die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung unterstützt: Diejenigen Gehirnregionen, die mit der größten Begeisterung verwendet werden, entwickeln sich am stärksten. Dies wird durch die Ausschüttung von Botenstoffen bewirkt, die wie Dünger wirken.

Begeisterung ist also Dünger für das Gehirn. Und dieser Dünger wird durch das spontane Spiel ausgeschüttet. Denn das spontane Spiel folgt der Begeisterung des Kindes.

Alles was notwendig ist: Das Vertrauen in das Kind

Begeisterung, so erklärt uns André Stern, ist die einzige Ressource, die auf Erden grenzenlos zur Verfügung steht. Alles, was von Seiten der Eltern und der Gesellschaft nötig sei, sei das Vertrauen in das Kind, dass es in seinem Spiel seiner Begeisterung folgt und sich so entfaltet.

Da alle Kinder unterschiedlich sind, unterscheiden sich auch die Räume, in die sie sich spielend hinein entwickeln, sowie auch Zeitpunkt und Geschwindigkeit, mit der sie dies tun. André’s älterer Sohn habe mit acht Jahren lesen und schreiben gelernt, der jüngere Sohn dagegen bereits mit zweieinhalb!

Warum also, stellt sich die Frage, zwingen wir unsere Kinder, zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Inhalte in einer bestimmten Geschwindigkeit und einer bestimmten Methode zu lernen? Dies kann nicht kindgerecht sein, ja das verstößt regelrecht gegen die menschliche Natur. Wir können, so sagen uns die Hirnforscher wie Hüther oder Spitzer und die Praktiker, wie die Familie Stern, der Natur des Kindes vertrauen.

Ökologie der Kindheit – eine neue Haltung gegenüber dem Kind

Auch in einem zweiten Punkt zeigt uns die Hirnforschung ein gesellschaftliches Fehlverhalten auf. Wenn Erwachsene versuchen, ein bestimmtes Verhalten bei Kindern zu erpressen, indem sie mit Ausgrenzung drohen, werden die gleichen Gehirnareale aktiviert wie bei physischem Schmerz.

Die Folge sind Kinder, die nicht erlebt haben, dass sie so geliebt und angenommen werden, wie sie sind und auch später als Erwachsene weiterhin den angelernten Mustern folgend versuchen, sich den Erwartungen Anderer anzupassen. Die Folge sind Menschen, die nicht alle zwei bis drei Minuten, wie ein nicht verdorbenes Kleinkind, sondern vielleicht zwei bis dreimal im Jahr echte Begeisterung empfinden. Die Folge sind Menschen, die nicht mehr wissen, wer sie wirklich sind, weil sie ihr einzigartiges Wesen als Kind nicht zur Entfaltung bringen durften und sich dies später als Erwachsene nicht mehr trauen. Die Folge sind Menschen, die auch als Erwachsene mit der Androhung von Strafe und Ausgrenzung manipulierbar sind (siehe z. B. den sozialen Druck, der auf Eltern ausgeübt wird, ihre Kinder zu impfen).

Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die aus selbstbewussten, selbstbestimmen, erfüllten und glücklichen Menschen besteht, müssen wir also die Haltung der Gesellschaft gegenüber den Kindern ändern. André Stern nennt die neue Haltung die „Ökologie der Kindheit“.

Die Etablierung dieser neuen Haltung erfordert natürlich einen regelrechten Paradigmenwechsel in der Gesellschaft. Dieser Paradigmenwechsel ist trotz aller Hindernisse bereits in vollem Gange, hat aber die politische Ebene bisher nicht spürbar erreicht. Der Wandel braucht insgesamt natürlich auch Zeit, denn wir müssen ja die scheinbare Sicherheit alter Paradigmen aufgeben und uns auf das anfangs noch unbekannte Gewässer der neuen Paradigmen einlassen. Das ist gar nicht so ohne…

Hans U. P. Tolzin
Hans U. P. Tolzin

Meine erste politische Forderung: Ein Ende der Schulpflicht

Aus diesen neuen Erkenntnissen über das angeborene Wesen des Kindes ergeben sich politische Forderungen. Als erstes muss natürlich die generelle Schulpflicht fallen, so dass jene Familien, die sich als Vorreiter dafür entschieden haben, diese Art von Vertrauen in ihre Kinder zu haben, dies auch in der Praxis umsetzen können. Darüber hinaus sollten Eltern, die – aus welchen konkreten Gründen auch immer – ihre Kinder selbst zu Hause lehren wollen, dazu die Gelegenheit bekommen.

In den Staaten, in denen dies für Freilerner-Familien möglich ist, sind die Erfahrungen anscheinend sehr gut. Allerdings müssen z. B. in Österreich auch Kinder, die nicht zur Schule gehen, trotzdem jährlich eine staatliche Prüfung ablegen. Das ist zwar wesentlich besser als im unnachgiebigen Deutschland, bedeutet aber immer noch reichlich Stress für die betroffenen Familien.

An Stelle einer staatlichen Prüfung könnte stattdessen die Verpflichtung für die Eltern stehen, die Entwicklung ihrer Kinder zu dokumentieren und einmal jährlich im Rahmen einer Studie zusammen mit Wissenschaftlern festzuhalten, wie sich das Kind entwickelt. Auf diese Weise könnten die Daten gesammelt werden, die es langfristig ermöglichen, auf politischer Ebene die Folgen der bildungspolitischen Reformen konkret einzuschätzen.

Meine zweite politische Forderung: Keine verbindliche Zuordnung zu einer bestimmten Schule

Eltern kennen ihre Kinder am besten und wissen in der Regel auch am besten, was gut für sie ist. Deshalb sollten sie die Schule frei wählen können, sofern es eine gewisse Auswahl an ihrem Wohnort gibt.

Meine dritte politische Forderung: Freie Schulen werden finanziell gleichwertig bezuschusst

Freie Schulen, die anderen pädagogischen Konzepten folgen als die staatliche Schule, müssen die gleiche finanzielle Unterstützung erhalten wie staatliche Schulen. Auch diese Maßnahme hat das Ziel, Eltern mehr Freiraum für den Ausbildungsweg ihrer Kinder zu bieten.

Meine vierte politische Forderung: Volle Selbstverwaltung auch von staatlichen Schulen

Auch die staatliche Schule sollte die Möglichkeit erhalten, sich selbst zu verwalten und neue Wege zu gehen, was die pädagogischen Konzepte, die Lerninhalte sowie das Miteinander der Pädagogen, der Eltern – und natürlich auch der Schüler – angeht.

Die Politik muss sich von starren Konzepten und von Zentralismus lösen

Wie schon gesagt, erfordert ein gesellschaftsweiter Paradigmenwechsel hin zum bedingungslosen Vertrauen in das Kind vor allem Zeit und damit Geduld. Dieses Vertrauen kann und darf nicht erzwungen werden. Vielmehr gilt es, durch das Auflösen starrer Konzepte und die Stärkung der pädagogischen Selbstverwaltung die bereits bestehende gesellschaftliche Dynamik zu erleichtern und damit zu beschleunigen. Jede einzelne gesetzliche Maßnahme muss dabei wissenschaftlich ergebnisoffen begleitet werden, um sicherzustellen, dass diese angestoßene bzw. von Hindernissen befreite Entwicklung auch in eine gute Richtung führt.

Die Deutsche Mitte will diese Bildungsreform

So wie ich das Programm der Deutschen Mitte und die Einstellung der Mehrheit der Mitglieder verstehe, will unsere Partei genau diese Art von Reform unseres Bildungswesens. Da unser bildungspolitisches Programm noch nicht ausformuliert ist, ist dieser Artikel natürlich nicht der Weisheit‘s letzter Schluss, sondern als Diskussionsbeitrag zu verstehen. Die Offenheit des Programms und der Mitglieder für dieses Thema ist auf jeden Fall einer der Hauptgründe, warum ich mich in der Deutschen Mitte engagiere.

Das bildungspolitische Programm wartet nun darauf, dass wir Mitglieder uns in Arbeitsgemeinschaften zusammenfinden und es in eine Form gießen, die dem Geist und der Ethik der Partei entspricht.

Mitglieder, die sich diesbezüglich engagieren wollen, können sich über die lokalen Stammtische, die Landesverbände und das Forum der Webseite vernetzen oder auch gerne einfach eine Email an [email protected] senden.

Eine der zu klärenden Fragen für ein bildungspolitisches Programm wäre aus meiner Sicht, ob eine Bildungspflicht, wie sie derzeit noch in unserem Kurzprogramm formuliert ist, überhaupt nötig ist, und wenn ja, in welcher Form."

Quelle: Deutsche Mitte (DM) von Hans Tolzin

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